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Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)

Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Gesicht an ihre Schulter. Zärtlich wiegte er sie in den Armen, bis sie sich beruhigte und aufhörte zu weinen.
    Aber sie presste die Hände auf die Ohren. »Ich habe von meiner Mutter geträumt, und als ich erwachte, konnte ich nicht aufhören zu weinen. Alles ist so laut, Dominic, sogar mein eigenes Weinen. Die Geräusche des Wassers, kleiner Tiere und Insekten. Ich kann hören, was draußen vor der Höhle vorgeht, und es nicht abstellen. Mir dröhnt der Kopf schon von all dem Lärm. Und die Geräusche waren so verstärkt, und du warst so still …« Sie brach ab und drückte eine Hand an ihr Herz. »Und jetzt kann ich meinen eigenen Herzschlag hören. Ich hatte solche Angst, obwohl ich vom Verstand her wusste, dass mit dir alles in Ordnung war.«
    Dominic legte eine Hand um ihren Nacken und massierte die verkrampften Muskeln. »Es tut mir so leid wegen deiner Mutter, Liebste. Wir werden sie im nächsten Leben wiedersehen, und sie wird dich mit offenen Armen willkommen heißen. Und ich wollte dir auch keine Angst einjagen.« Er zog Solange noch fester an sich, um sie zu beruhigen. »Lass mich sehen, was mit deinem Gehör ist«, fügte er sanft hinzu.
    Karpatianer konnten das Schlagen von Flügeln in der Ferne hören und die kleinsten Steinchen, die einen Hang hinunterrollten. Dominic und Solange hatten Blut ausgetauscht, und die Umwandlung begann bereits, doch Solange hätte in der Lage sein müssen, ihr Gehör auf ein erträgliches Volumen einzustellen. Dominic verließ seinen Körper und sandte seinen Geist in ihren, um sie gründlich zu untersuchen und herauszufinden, was sein karpatianisches Blut bei ihr bewirkt hatte.
    Es hätte den Umwandlungsprozess in Gang setzen müssen, doch die Zellen waren anders – die ihren verbanden sich mit seinen, blieben aber dennoch auch getrennt von ihnen. Das ergab keinen Sinn. Ihr Jaguar schien vollkommen intakt zu sein, anders als die karpatianischen Blutzellen, die sich an die ihren ankoppelten. Da war kein Chaos und auch kein Ansturm von Antikörpern, um den Prozess zu durchkreuzen. Es war, als hätten die beiden Blutlinien sich zusammengelegt, die eine auf die andere, und koexistierten miteinander, statt um Dominanz zu ringen.
    Solanges Gehör war eine andere Sache. Es war schon immer sehr scharf gewesen dank ihres Jaguars, und das karpatianische Blut hatte ihre Fähigkeiten noch verstärkt, bis die Geräusche unerträglich wurden. Dominic sah sich weiter um und suchte nach anderen Unterschieden. Er entdeckte kleine Veränderungen, die er nicht erwartet hatte. Verwirrt kehrte er in seinen eigenen Körper zurück.
    »Ist es besser so? Du brauchst nur die Lautstärke zu verringern. Wenn irgendetwas nicht ganz in Ordnung ist, denk darüber nach, wie es funktioniert, und dann kannst du es ausbessern.«
    Sie legte ihr tränennasses Gesicht an seine Brust und seufzte. »Ja, so ist es schon viel besser. Danke, Dominic. Entschuldige bitte, dass ich dich geweckt habe. Du solltest noch nicht auf sein.«
    Dominic erstarrte innerlich. Sie hatte recht. Sein Körper kannte die genaue Zeit zum Aufstehen. Instinktiv erkannte er jede Nacht genau die Zeit, in der es ungefährlich für ihn war, sich zu erheben. So wie er jetzt ganz sicher war, dass die Sonne noch hoch am Himmel stand. Um diese Tageszeit müsste sein Körper bleiern schwer sein und außerstande, sich zu bewegen. Er war am verwundbarsten, wenn die Sonne so hoch stand. Selbst unter der Erde müsste er das Kribbeln spüren, das seine Haut zu verbrennen drohte, aber er nahm überhaupt nichts davon wahr und fühlte sich rundum wohl. Bis ihm ein Gedanke kam, der ihn äußerst nachdenklich stimmte: Selbst Karpatianer brauchten ein eingebautes Warnsystem, und das seine schien zu fehlen.
    »Die Sonne ist noch nicht untergegangen.« Er versuchte nicht einmal, es wie eine Frage zu formulieren, doch sein Verstand war zutiefst bestürzt über die Erkenntnis. Die Sonne stand noch am Himmel, und dennoch hatte er eben keine Schwierigkeiten, sich zu bewegen, keine Lethargie verspürt. Doch das war … unmöglich! Er war ein uralter Karpatianer, und die noch immer hoch am Himmel stehende Sonne hätte ihn völlig hilflos machen müssen.
    Solange biss sich auf die Lippe, und ihre Augen, die sich weiteten vor Schock, verrieten ihm, dass sie verstand. »Wenn die Sonne noch nicht untergegangen ist, Dominic, dürftest du dann überhaupt schon wach sein? Kann dir das schaden? Wach zu sein, solange noch die Sonne scheint?«, fragte sie

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