Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
dummen Anfänger!«, knurrte er. »Sie sind so damit beschäftigt, sich um ein paar kleine Bissen zu streiten, dass sie nicht einmal bemerken, was für eine Beute sie vor sich haben.«
»Aber du schon«, warf Zacarias ein. Seine kühlen Augen glitten weiter prüfend über die Umgebung. Drago würde ihm nie so ruhig entgegentreten, wenn er nicht glaubte, im Vorteil zu sein.
Hinter ihnen war Dominic sich sehr wohl des zweiten Vampirs bewusst, der auf der Bildfläche erschienen war, aber um ihn herum brachen Fangarme aus der Erde, die sich über den Waldboden schlängelten und Beute suchten. Er stieß den Vampir von sich, wälzte sich auf ihn und drückte das verfaulende Gesicht in den Boden zwischen den Fangarmen. Dabei kämpfte seine Faust sich durch die Masse der sich windenden Parasiten vor, um an das Herz heranzukommen.
Sofort umschlangen einige der Tentakel den Kopf und Nacken des Vampirs, während andere an seinen Armen und Beinen zerrten, um ihn unter die Erde zu ziehen. Dominics Fingerspitzen berührten das geschrumpfte kalte Herz. Der Untote schrie auf und verdoppelte seine Bemühungen, Dominic von sich herabzuwerfen. Das absolute Schweigen des Jägers war zermürbend. Der Vampir hatte keine Ahnung, ob Dominic einer seiner Mit-Rekruten war, wie die Parasiten in seinem Blut vermuten ließen, oder ob er ein hochqualifizierter Jäger war, was seine vorherigen Kommandos anzudeuten schienen. Immerhin hatte er sich auf den Namen des Prinzen berufen, was für einen Vampir völlig untypisch wäre.
Dominics Finger schlossen sich um das geschwärzte Organ, und noch mehr Parasiten tummelten sich an seiner Hand, als er das Herz in der Faust hielt, um es aus dem Vampirkörper herauszuziehen. Die Tentakel kämpften mit Dominic um die Beute. Am Himmel zuckten Blitze auf und hielten sich bereit. Donner grollte Unheil verkündend. Der Lärm war grauenvoll: das schmatzende Geräusch des ätzenden Blutes des Untoten, der verzweifelt versuchte, das Herz festzuhalten, das schrille Kreischen des Vampirs und das Geheul der Parasiten, die schon aus dem Körper strömten und ihren Wirt verließen.
Die Fangarme zerrten fieberhaft an dem Untoten, um ihn unter die Erde und aus Dominics Reichweite zu ziehen, aber der Karpatianer erhob sich, das Herz in der Faust. Parasiten und Säure tropften von dem Organ auf den Boden, doch Dominic sprang mit einem Satz davon und befahl einen Blitz herab. Er schlug zischend in den Körper ein. Dominic warf das Herz in das weißglühende Feuer und lenkte die Energie über den geschwärzten Boden, bis sämtliche Fangarme und Parasiten verbrannt waren. Sein Arm und seine Hand brannten, Haut und Fleisch waren nahezu bis zum Knochen weggefressen. Er tauchte den Arm in das Licht, um das Blut zu entfernen und alle noch verbliebenen Parasiten zu töten, die unter seine Haut gelangt sein könnten.
Tief in seinem Körper, in seinen Adern und Organen, versuchten die Parasiten, sich vor der grellen Hitze zu verstecken, und das verschaffte Dominic für einen Moment zumindest eine Atempause von der ständigen Tortur durch die kleinen Biester. Nicht eine Sekunde ließ er sein Erscheinungsbild vom Vampir zu dem eines karpatianischen Jägers wechseln. Erst als alles erledigt war, blickte er zu Drago auf, fletschte die spitzen, blutbefleckten Zähne, die in seinem Fall nur Blendwerk waren, und fauchte warnend.
»Das ist mein Essen, mit dem du herumspielst«, knurrte er und ging durch die Bäume zu ihnen hinüber, um sich zwischen Zacarias und die neue Gefahr zu stellen.
Er weiß, wer ich bin , warnte Zacarias. Er würde mich nie offen herausfordern, wenn er nicht noch eine hässliche kleine Überraschung bereithielte.
»Du hast ja keine Ahnung, wer das ist«, brummte Drago. »Er ist eine unvergleichlich wertvolle Trophäe.«
»Ich habe dich noch aus den alten Zeiten in Erinnerung«, begann Dominic zu sticheln. »Drago, ein jämmerlicher, greinender Feigling, der in jedem Kampf das Weite suchte.«
Drago grinste. »So schaffte ich es, den nächsten Tag zu erleben, während so viele andere fielen.«
Dominic musterte den Feind prüfend. Drago fuhr mit diesen präzisen, streichelnden Bewegungen fort; er hielt die Hand dabei in Höhe seiner Hüfte, als tätschelte er einen Hund. Auch sein Tonfall war von einer seltsamen Kadenz, jedes Wort getrennt vom nächsten, fast so, als unterstriche er jedes einzelne mit einer Pause. Dominic hatte schon viele Fallen in seinem jahrhundertelangen Kampf gegen den Vampir gesehen,
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