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Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)

Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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sie hatte Angst, das ja. Dominic hob ihren Arm aus dem Wasser, um mit seinen geschickten Fingern auch in diesen Muskelsträngen die Anspannung zu lösen. Aus den wohlgeformten, durchtrainierten Muskeln unter ihrer vernarbten Haut. Sie konnte die unzähligen kleinen weißen Einschnitte sehen, die sie an die schmerzhaften Stiche des Messers erinnerten, mit dem ihr Vater ihren ganzen Körper bearbeitet hatte, um das Raubtier in ihr aufzustacheln, sich zu zeigen.
    Wie sie es hasste, sich nackt zu sehen! Sie hasste diese weißen Tupfen, die ihre Haut verunzierten. Sie konnte sich nicht ansehen, ohne sich an das Massaker zu erinnern. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie heute noch das Blut riechen, das durch das Haus geflossen war, um draußen in der Erde zu versickern. Oder die achtlos beiseitegeworfenen Leichen ihrer Brüder sehen, die wie kaputte Puppen dagelegen hatten, der kleine Avery halb über Adam, als lägen sie auf einem Abfallhaufen. Galle stieg Solange in die Kehle, und sie kämpfte mit sich, um sich nicht zu übergeben. Ihre Freunde. Ihre Familie. Mit einem leisen unartikulierten Laut versuchte sie, Dominic den Arm zu entziehen.
    Er ließ ihn jedoch nicht los und beugte sich über ihre Schulter, um sie anzusehen. »Wende dich nicht von mir ab, Solange. Es ist etwas, was wir gemeinsam haben – das Massaker an deiner Familie und das an meiner.«
    Seine ruhigen Worte halfen ihr, mit einem tiefen Atemzug die Bilder zu verdrängen.
    »Möchtest du den Beweis dafür von deiner Haut entfernen?«
    Auch diese Frage stellte er ganz ruhig und so sanft, dass Solange den Kopf abwenden musste, weil sie nicht verhindern konnte, dass ihr die Tränen kamen. Sie war noch nie so emotional gewesen. Oder vielleicht doch, wenn sie mit ihm in ihren Träumen geredet hatte. Dann hatte sie sich sicher genug gefühlt, um vor ihm zu weinen. Er war ihr einziges Ventil gewesen. Juliette und Jasmine hatten ihr oft bei den Rettungsaktionen geholfen, Juliette mehr als Jasmine, die Jüngste von ihnen. Aber die beiden Schwestern verließen sich auf Solange, und sie ließ die größte Fürsorglichkeit ihnen gegenüber walten. Sie gab sich heute noch die Schuld daran, dass sie nicht da gewesen war, als die Jaguarmänner ihre Tante Audrey gefunden und sie verschleppt hatten. Sie hatten eine Rettungsaktion gestartet, aber … da war es schon passiert. Genau wie bei Jasmine.
    Solange versuchte verzweifelt, ihren Gedanken eine andere Richtung zu verleihen. Sie saß in einem heißen Bad mit einem in jeder Hinsicht umwerfend attraktiven Mann und war so emotional, dass sie diese Kleinigkeit vergessen hatte.
    »Solange?« Seine starken Finger bewirkten noch immer Wunder an ihrem Arm. »Würdest du diese Tribute entfernen, wenn du könntest?«
    Sie schloss die Augen und erlaubte ihm, ihren Kopf an seine Brust zu ziehen, bevor er ihren anderen Arm anhob und auch ihn massierte. Solange hatte ihre Narben nie als Symbole oder Tribute betrachtet. Waren sie das? Sie hatte immer nur mit Hass und Zorn an sie gedacht, denn die Narben erinnerten sie daran, wer ihr Vater war und was für Blut in ihren Adern floss. Dass die kleinen weißen Flecken auch etwas Schönes sein könnten – ein Tribut, den sie ihrer Liebe zu ihrer Mutter und ihrer Familie gezollt hatte –, war ihr bisher nie in den Sinn gekommen.
    »Könntest du sie denn entfernen?« War das überhaupt möglich?
    »Vielleicht«, erwiderte er unverbindlich.
    Solange versuchte nicht einmal, zu ihm aufzublicken, sondern entspannte sich nur, den Kopf an seine Brust gelegt, während er ihren Arm massierte, weil sie wusste, dass er mit grenzenloser Geduld auf ihre Antwort warten würde. Sie liebte diese Ruhe und Gelassenheit in ihm, dieses Fehlen von Ärger und Vergeltungssucht. Sie selbst war getrieben von zerstörerischen Emotionen und brauchte diese Ruhe inmitten des unbändigen Zorns, von dem sie angetrieben wurde. Wenn sie Dominic so nahe war wie jetzt, fühlte sie sich gefestigter, sicherer und ruhiger. Sie mochte zwar aus dem Gleichgewicht sein, doch solange sie nicht in Begriffen von Mann und Frau dachte, konnte sie die Waffen niederlegen und einfach nur mal ruhig sein.
    Dominic brachte seinen Mund an ihre Schulter, wo die Bisswunden waren. »Er hätte dich heute fast erwischt.«
    Sie nickte. »Ich hatte furchtbare Angst. Ich wollte ihm nie wieder in die Hände fallen, und am Ende stürzte ich mich in den Fluss, genau wie die arme Annabelle.« Sie presste die Finger an die Schläfen und schüttelte

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