Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
können über die Mühe, die er sich machte.
»Was ist passiert?«
Sie musste sich räuspern, um die Stimme wiederzufinden. Seine Berührungen wollten nicht verführen, aber ihr Körper war nicht mehr ihrer. Nachgiebig und weich wie nie zuvor, gehörte er ihm – sie gehörte ihm. Solange wusste nicht, auf welche Weise Karpatianer ihre Gefährtinnen für sich beanspruchten, doch sie hätte sich nicht vollständiger in Anspruch genommen fühlen können. Dominic gab ihr das Gefühl, wie ein seltenes und kostbares Juwel umsorgt zu werden. Nichts in ihrem Leben war einem solchen Gefühl je auch nur nahegekommen.
»Ich hatte ihm eine Falle gestellt, doch er erwartete mich schon. Er opferte seine Männer, ließ sie ohne Deckung, und ich schoss. Ich wollte gerade die Flucht ergreifen, als er aus dem Nichts heraus erschien. Es ist schwierig, den Jaguar in mir zu täuschen. Meine Raubkatze ist sehr wachsam, besonders Männern gegenüber. Sie muss es sein. Aber er war da, und jetzt kennt er den Geruch meines Blutes.«
»Wer ist er?« Dominic senkte den Kopf, um die Stichwunden zu küssen, und wieder durchlief sie ein köstliches Erschauern, als sein Haar ihre Haut berührte.
»Er wird Brodrick genannt. Brodrick der Schreckliche. Und er ist mein Vater.«
Dominic schwieg einen Moment und richtete sich langsam wieder auf. »Erzähl mir von ihm«, sagte er, hüllte sie in das warme Handtuch ein und umarmte sie.
Solange legte den Kopf an seine Brust und erlaubte sich das Vergnügen, ihre Arme um seine Taille zu schlingen. Sie konnte den gleichmäßigen, beruhigenden Rhythmus seines Herzens hören. Wo waren die Männer, die wie Dominic waren, geblieben? Sie bezweifelte, dass sie einen solchen Mann verdiente, zumal sie nicht einmal eine Frau zu sein verstand. Aber es gab so viele andere Frauen auf der Welt, gute, liebevolle Frauen, die einen Partner vergöttern und umsorgen würden. Wie war es dazu gekommen, dass Dominic sie auserwählt hatte? Durch einen Irrtum? Vielleicht, aber sie war bereit, das Geschenk anzunehmen, das ihr gemacht worden war. Ihre Zeit ging zu Ende und die seine vielleicht auch.
»Er hat alle getötet, die meine Cousinen und ich liebten«, fuhr sie fort. »Er bringt alle Frauen und Kinder um, die sich nicht verwandeln können. Und er tötet auch jedes männliche Jaguarkind, das menschliches Blut in seinen Adern hat. Seine Gefolgsmänner sind nicht von königlicher Herkunft, doch sie alle sind Gestaltwandler und helfen ihm, unsere Leute abzuschlachten.«
»Warum arbeitet er mit den Menschen zusammen, wenn er sie so sehr hasst?«
»Er ist auch mit den Vampiren ein Bündnis eingegangen. Ich glaube, sie erstellen eine Datenbank von Frauen mit übernatürlichen Fähigkeiten. Seine Zielgruppe sind Frauen, von denen er annimmt, dass sie Jaguarblut in sich tragen. Sie werden von überall auf der Welt entführt und hierher verschleppt. Kann die Frau sich verwandeln, versuchen sie, sie zu schwängern; kann sie es nicht, wird sie vergewaltigt, gefoltert und getötet. Das ganze Bündnis ist auf einem Netz aus Täuschung aufgebaut. Die Menschen wissen nicht, dass sie mit Vampiren zusammenarbeiten, die sie benutzen, um gerade die zu töten, die die Menschen beschützen: Karpatianer. Brodrick kann von Vampiren psychisch nicht beeinflusst werden, deshalb wähnt er sich vor ihnen sicher. Und die Vampire versuchen, alle zu benutzen, um ihre Anzahl zu erhöhen und die Karpatianer zu besiegen. Sie wollen, dass alle Frauen getötet werden, bis es keine Gefährtinnen mehr für die Karpatianer gibt. Oder jedenfalls ist es das, was ich glaube.«
»Wie hast du all das nur erfahren?«, fragte Dominic verblüfft und schob eine Hand unter ihr Haar.
»Da es mir erst kürzlich gelungen ist, in das Labor zu gelangen, beruht einiges von dem, was ich dir gesagt habe, auf Vermutungen. Ich verbringe viel Zeit damit, Informationen zu sammeln, bevor ich zuschlage. Ich habe keine Hilfe, und es ist äußerst schwierig, als einzelne Person eine Rettungsaktion zu planen.«
»Ich dachte, deine Cousinen …«
»Sie haben Seelengefährten. Ihre Männer wollen nicht, dass sie sich in Gefahr begeben. Und ehrlich gesagt will ich es auch nicht. Jasmine ist schwanger, und Juliette ist zu weich für diese Art von Leben.« Solange seufzte und hob den Blick zu ihm. »Es wäre nicht richtig, Dominic. Juliette ist viel zu gut dafür. Es ist so viel Schönheit und Heiterkeit in ihr, und ich will nicht, dass sich das verliert. Zuerst hatte ich Angst um
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