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Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)

Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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anzunehmen, dass sie sie mit Beschlag belegt hatten. Solanges Jaguar war noch klein, aber er bewegte sich geschickt an den Wildwechseln entlang und unter den großen Schirmblättern hindurch, als er sich mit untrüglicher Sicherheit den beiden Bäumen näherte, die die Hütte stützten.
    Irgendwo hinter ihr war ihre Tante Audrey, um sie zu beschützen, falls Solange recht hatte und ihre Mutter in diesem Baumhäuschen gefangen gehalten wurde. Ihr Herz klopfte laut, zu laut, als sie die Sicherheit des Laubwerks verließ und auf die Bäume zurückkehrte. Sie entdeckte eine Wache in den Ästen hoch über der Holzhütte. Ein anderer Jaguar lag faul im Schatten des Blätterdachs und schien vor sich hin zu dösen, denn nur die Spitze seines Schwanzes zuckte hin und wieder.
    Solange zitterte vor Angst und Erwartung und behielt ihn misstrauisch im Auge, als sie über den krummen Ast voranschlich. Sie hatte von diesem Moment geträumt, darum gebetet und sich die letzten vier Jahre darauf vorbereitet. Und nun, da er gekommen war, konnte sie sich kaum beherrschen. Sie musste die ganze List und Hinterhältigkeit aufbieten, die sie sich angeeignet hatte, um das langsame, tödliche Anschleichen ihrer Spezies beizubehalten und nicht die Aufmerksamkeit der Wachen zu erregen. Je näher sie der kleinen Hütte kam, desto stärker nahm sie den Geruch ihrer Mutter wahr.
    Zentimeter für Zentimeter brachte sie den letzten halben Meter nur spärlicher Deckung hinter sich und befand sich endlich außer Sichtweite der Wachen. Hier richtete sie sich auf und spähte durch das schmutzige Fensterchen. In der Hütte sah sie eine Frau auf dem Boden liegen, die eine Art Hundehalsband trug und deren Hände hinter ihr gefesselt waren. Ihr Gesicht war geschwollen, ein Auge vollkommen geschlossen. Aus einem Riss in ihrer Lippe sickerte Blut, und Gesicht, Nacken und Arme waren mit dunklen Flecken übersät.
    Solange erkannte ihre Mutter im ersten Moment nicht. Sie war abgemagert bis auf die Knochen, ihr einst so wundervolles Haar ganz schmutzig und verfilzt. Sie hob langsam den Kopf und öffnete ihr unverletztes Auge. Lange starrten sie einander an, bis Solanges Herz schier zu zerspringen drohte. Das Feuer in ihrer Mutter war längst erloschen und hatte nur die zerbrochene Hülle einer Frau zurückgelassen.
    Solange ließ den Blick schnell durch das Zimmer gleiten. Ihre Mutter war allein. Jetzt oder nie! Sie schlüpfte durch das Fenster, lief zu ihr und benutzte die scharfen Fänge, um die Fesseln durchzunagen. Sabine Sangria schüttelte den Kopf, dicke Tränen liefen über ihre Wangen.
    »Du hättest nicht kommen sollen, Kleines«, wisperte sie.
    Solange rieb den Kopf an ihrer Mutter, ihre einzige Möglichkeit als Jaguar, ihr ihre Zuneigung zu zeigen. Sie mussten sich beeilen. Solange hatte keine Zeit, die Gestalt zu wandeln und die Mutter in die Arme zu nehmen. Sie mussten verschwinden, bevor die anderen Jaguarmänner zurückkehrten. Solange sah, wie ihre Mutter sich auf die Beine kämpfte und schwerfällig zur Tür hinüberhinkte. Beide spähten hinaus. Solange wollte sich schon hinausschleichen, aber ihre Mutter legte ihr eine Hand auf die Schulter und hielt sie zurück. Solange blieb stehen und schaute fragend zu ihr auf.
    »Lass dich niemals lebend fangen, Solange. Verstehst du? Diese Männer sind schlimmer als Ungeheuer, und du darfst ihnen nie lebend in die Hände fallen.«
    Solange nickte nur. Sie hatte diese Bestien gesehen – und genug ihrer weiblichen Opfer. Nur zu gut war sie sich der Brutalität dieser Jaguarmänner bewusst.
    »Audrey? Und die Mädchen?«, fragte Sabine besorgt.
    Solange gab ihr mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass sie draußen waren. Sabine nickte, und die Freude sprengte Solange fast die Brust, als sie aus der Tür schlüpfte. Sie konnte es kaum erwarten, ihre Mutter in die Arme zu schließen und sie ganz, ganz fest an sich zu drücken. Vier lange Jahre hatte sie auf diesen Moment hingearbeitet, und jetzt war sie so nahe dran! Sie musste sich zwingen, die Ungeduld so gut wie möglich zu bezähmen.
    Draußen drehte sie sich um und sah, wie ihre Mutter sich verwandelte. Solange konnte kaum den Blick von Sabine abwenden. Es war schockierend, mit anzusehen, wie schwer ihr die Verwandlung fiel und welche Qualen Mensch und Tier dabei ausstanden. Hatte ihre Mutter innere Verletzungen? Gebrochene Knochen? Nur diese Art von Schmerz konnte der Katze etwas anhaben. Solange versuchte, Sabine im Auge zu behalten, als sie

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