Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
Frage.
»Nicht auf dich, kessake . Ich ärgere mich nur über mich selbst. Bleib wachsam! Die Untoten bewegen sich in Rudeln. Ich hatte noch nicht die Zeit, alle Spuren seiner Anwesenheit zu beseitigen.«
Sie öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder, nickte einmal und wandte sich dann Marguarita zu.
Dominic fasste Solange nicht an, auch wenn es ihm schwerfiel, sondern ging aus dem Zimmer in das kleinere Schlafzimmer, wo Etienne Marguarita zuerst befragt hatte. Dies war ihr Zimmer. Sie führte das Haus für den abwesenden Besitzer; ihr Vater und Cesaro verwalteten die große Rinderfarm. Wahrscheinlich hatte Marguarita noch nie mit Zacarias gesprochen, aber die Treue zu den Brüdern de la Cruz, deren Geheimnis alle kannten, war so tief verwurzelt in den Familien, dass alle eher sterben würden, als ihr Vertrauen zu missbrauchen und ihre Ehre zu verlieren.
Dominic seufzte. Sorgfältig behob er die Schäden an dem Haus und beseitigte alle Anzeichen des Kampfes. Etiennes Herr hatte vermutlich schon erfahren, dass er tot war, und würde wissen wollen, wo es geschehen war und wie. Falls er herkam, um sich umzusehen, würde er weder Hinweise auf Zacarias noch auf Etienne finden. Dominic nahm sich vor, Cesaro daran zu erinnern, auch mit dem Leichnam von Marguaritas Vater äußerst vorsichtig zu sein. Das Beste wäre, ihn zu verbrennen. Die infizierten Untoten hinterließen die Parasiten oft in offenen Wunden, und die widerlichen kleinen Biester würden ihre Herren herbeirufen. Marguarita hatte zum Glück keine Parasiten in ihrem Blut, da Dominic den Angriff unterbrochen hatte und dem Vampir keine Zeit geblieben war, die Schmarotzer auf sie zu übertragen.
Dominic blickte sich in dem Raum um. Es war eindeutig das Zimmer einer Frau. Ob auch Solange irgendwo ein solch typisch weibliches Zimmer hatte? Wahrscheinlich eher nicht. Es würde sie beschämen, diese Seite von sich anzuerkennen. Für sie waren Krieger stark und Frauen schwach. Sie würde die weichere Seite von sich vor allen verstecken, die sie kannte. Dominics Körper reagierte auf diesen Gedanken. Sie würde sie nicht vor ihm verstecken. Er würde sie Schicht um Schicht entblättern, bis die Frau zum Vorschein kam, die ganz allein die Seine war. Wie Solange hatte er noch nie jemanden ganz für sich gehabt und auch noch niemals zu jemandem gehört. Die Vorstellung, dass sie seine Seelengefährtin war und niemals einem anderen gehören würde, war ein faszinierender Gedanke.
Während er schnell das Zimmer in Ordnung brachte, registrierte er alles: die Haarbürsten, die Spiegel und Parfumflaschen. Alles in dem Zimmer ließ darauf schließen, dass Marguarita ausgesprochen feminin war, und trotzdem hatte sie einen stählernen Charakter und sich sogar angesichts des sicheren Todes geweigert, ihren Arbeitgeber zu verraten. Die scheußliche, bösartige Kreatur, die sie gefoltert hatte, hatte sie nicht zerbrechen können. Frauen konnten unglaublich stark sein.
Karpatianer konnten einer Frau ins Bewusstsein blicken, und was sich dort befand, zusammen mit ihrem Herzen und ihrer Seele, war das, was ihre Schönheit ausmachte; ihr Äußeres hatte nichts damit zu tun.
Doch es wäre unklug, dies Solange erklären zu wollen. Sie würde es nur falsch auffassen und annehmen, er wolle ihr auf höfliche Weise zu verstehen geben, dass er ihren Körper nicht attraktiv fand – was ganz und gar nicht stimmte, im Gegenteil.
Dominic ging Etiennes Schritte noch einmal zurück und vernichtete alle Beweise für seinen Tod. Schließlich fand er sich im Garten wieder. Die Leiche war fortgebracht worden, aber das Blut befleckte noch die Blumenbeete, die Trittsteine und die fruchtbare schwarze Erde. Einige Pflanzen waren verwelkt, weil die Natur so reagierte, wenn sie mit der Abscheulichkeit der Untoten in Berührung kam. Vampire konnten dieses verräterische Zeichen jedoch vom Himmel sehen.
Wieder machte Dominic sich sorgfältig daran, auch hier alle Spuren der Anwesenheit des Untoten und des Kampfes, der hier stattgefunden hatte, zu beseitigen. Falls bekannt wurde, dass Zacarias auf der Ranch gewesen war, würden sie und alle ihre Bewohner zur Zielscheibe der Vampire werden. Deshalb musste alles so normal und alltäglich wie möglich wirken.
Als er endlich fertig war, war Dominic so ausgehungert, dass er sofort bemerkte, als Cesaro langsam und fast schon widerstrebend hinter ihm erschien.
Dominic drehte sich zu ihm um. »Haben Sie noch Fragen?«
Cesaro schüttelte den Kopf. »
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