Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

sein könnte?«
    »Mit Greta unterwegs. Sie müssen ihn wohl anrufen.«
    »Ich war zufällig in der Nähe«, sagte Ringmar.
    Er sah, dass sie zu einem anderen Haus in einiger Entfernung an der Straße schaute. Er wusste, dass dort Lotta Winter wohnte. Was Jovans Schwester dachte, war nicht zu erraten.
    »Er arbeitet nicht mehr, das wissen Sie wahrscheinlich? Er hat den Job gekündigt.« Sie verzog das Gesicht, als hätte sie etwas Unangenehmes in den Mund bekommen.
    »Gab es Probleme mit seiner Arbeit?«, fragte Ringmar.
    »Er war nie zu Hause. Sie sehen ja, wohin das geführt hat.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine gar nichts«, antwortete sie. »Ich muss mich jetzt um die Wäsche kümmern.«
    »Danke«, sagte Ringmar.
    Sie schloss die Tür, bevor er sich zwei Schritte entfernt hatte.
    In einiger Entfernung sah er einen Mann mit Kinderwagen kommen. Jovan Mars blieb stehen und richtete etwas im Wagen. Dann schaute er auf und entdeckte Ringmar.
    Ringmar ging ihm entgegen, und Mars wartete.
    Er hob eine Hand.
    »Sie schläft«, sagte er leise.
    Ringmar nickte.
    »Ich bringe den Wagen in den Garten.«
    Nachdem er den Kinderwagen neben einen Busch gestellt hatte, traten sie einige Schritte beiseite.
    »Warum haben Sie uns nichts von Tångudden erzählt?«
    »Tångudden?«
    »Es ist nur einen Steinwurf von hier. Tun Sie nicht so, als wären Sie ein Dummkopf.«
    »Ein Idiot, meinen Sie?«, sagte Mars.
    »Warum haben Sie uns nicht erzählt, dass es eine Verbindung zwischen Sandra und Tångudden gab?«
    »Ich habe da keine Verbindung gesehen.«
    »Sie wissen, was ich meine.«
    »Dort ist sie schon seit Jahren nicht mehr gewesen. Seit Jahrzehnten. Das war nicht mehr ihr Ort.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil sie es mir erzählt hat.«
    »Warum war es nicht mehr ihr Ort?«
    »Details hat sie mir nicht erzählt.«
    »Details wovon?«
    »Was?«
    »Wenn es Details gibt, gibt es auch noch etwas Größeres. Ein Ganzes oder wie man es nennen soll. Was ist passiert?«
    »Da war etwas mit ihrem Vater. Sie wollte es mir nicht sagen, und ich habe nicht gefragt.«
    »Haben die beiden sich überworfen?«
    »Da war etwas«, wiederholte Mars.
    »Hatte Sandra Umgang mit ihrem Vater?«
    »Doch, schon, wir haben uns manchmal getroffen.«
    »Aber nicht häufig?«
    »Nein.«
    »Wie war die Beziehung zwischen Tochter und Vater?«
    »Tja … vielleicht nicht besonders eng, so ist es wohl in vielen Familien.«
    Ringmar schwieg.
    »Jedenfalls hatte sie kein Interesse mehr an Tångudden. Ich habe nie weiter darüber nachgedacht.«
    »Sie hatte einen Schlüssel zu diesem Schuppen.«
    »Ach?«
    »Hat das nichts zu bedeuten?«
    »Nicht, wenn sie ihn nicht benutzt hat.«
    »Sie hat ihn benutzt.«
    »Ach?«
    »Sie scheinen nicht besonders erstaunt zu sein.«
    »Mich wundert überhaupt nichts mehr.«
    »Sie ist dort gewesen, vermutlich erst kürzlich.«
    »Mag ja sein. War sie allein?«
    »Nein.«
    »Egil war wohl dabei? Ihr Vater?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Dann schlage ich vor, dass Sie ihn fragen.«
    »Das haben wir schon getan«, sagte Ringmar.
    »Sie trauen wohl niemandem auf der ganzen verdammten Welt.«
    »Wir glauben an die Menschlichkeit.«
    »Ha.«
    »Sie hätten von dem Bootshafen erzählen müssen, Herr Mars.«
    »Ich bin nicht dort gewesen.«
    »Nie?«
    »Ich bin nie in diesem Schuppen gewesen. Ich weiß nicht einmal, welcher Egil gehört.«
    »Wir können hingehen, und ich zeige es Ihnen.«
    »Ich will nicht. Können Sie mich dazu zwingen?«
    »Warum sollte ich Sie zu etwas zwingen?«
    »Ihr Kollege hätte das getan.«
    »Wer?«
    »Er.« Mars deutete mit dem Kopf auf Lotta Winters Haus. »Er taucht hier manchmal auf. Ich glaube, mit dem stimmt was nicht. Er wirkt ja fast besessen. Er versucht cool zu sein, aber ich glaube, der schläft nachts nicht.« Jovan lachte auf, ein freudloseres Lachen hatte Ringmar noch nie gehört. »Er ist wie ich«, fügte Mars hinzu. »Mögen Sie ihn?«
    »Sprechen Sie von Erik Winter?«
    »Ja, über ihn, Erik.«
    Mars schaute wieder zu Lottas Haus.
    »Das ist er«, sagte er, den Blick fest auf das Haus gerichtet. »Erik.«
    »Wie meinen Sie das, Herr Mars? Was sagen Sie da?«
    Mars sah Ringmar an.
    »Er kann es sein, Erik!«
    »Wer kann Erik sein?«, fragte Ringmar.
    »Erik …«, sagte Mars. Er stand bewegungslos da, so, als wäre er von etwas getroffen worden, das ihn hatte erstarren lassen.
    »Ist Ihnen nicht gut?«
    Mars antwortete nicht.
    »Was ist?«, sagte Ringmar.
    »Ich weiß nicht, wie