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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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würde sich gleich am ersten Abend Sorgen machen. Er würde prüfen, was passiert ist. Er musste es wissen. Schon am ersten Abend.«
    »Aber er hat nicht angerufen«, sagte Djanali.
    »Nein«, sagte Halders und nahm ihre Hand. »Er hat nicht angerufen.«
    Winter traf Jovan Mars in seinem Büro. Mars hatte den Treffpunkt selbst bestimmen dürfen. Er war am Morgen nach Göteborg gekommen und hatte das Baby besucht. Die Leichen in der Rechtsmedizin durfte er vor der Obduktion nicht sehen. Das Kind sollte bald zu Mars’ Schwester gebracht werden, die in Hagen wohnte. Winter kannte die Straßen in Hagen gut. Dort war er aufgewachsen, und jetzt wohnte seine Schwester im ehemaligen Elternhaus. Mit dem Fahrrad brauchte man zehn Minuten zum Anleger von Långedrag, manchmal sieben. Winter war schon seit vielen Jahren nicht mehr Rad gefahren. Damit würde er bald einmal wieder anfangen.
    Mars hatte den Blick auf etwas gerichtet, was es nur in seinem Kopf gab.
    Es war einer der sehr schweren Momente.
    Winter hatte Kaffee geholt. Der stand vor Mars und kühlte ab, hörte auf zu dampfen. Winter hatte auch noch nicht von seinem Kaffee getrunken, wollte nicht vor Mars trinken.
    »Wir haben uns gestritten«, sagte Mars, ohne Winter anzusehen. »Als ich am letzten Wochenende zu Hause war, haben wir uns gestritten.« Er brach in Tränen aus.
    »Worüber haben Sie sich gestritten?«, fragte Winter.
    »Was spielt das für eine Rolle?« Mars hob den Blick und sah Winter an.
    Er war zehn Jahre jünger als Winter, der alle Daten des Mannes kannte. Er hatte sein Bild auf mehreren Fotos gesehen. Jetzt war er kaum wiederzuerkennen. Seine Haare sahen aus, als hätte sie ein starker Wind an den Schädel gepresst. Seine Augen waren lichtlos, aber am meisten über den Zustand des Mannes verriet seine Körperhaltung. Er saß da wie auf einem elektrischen Stuhl. Als hätte man ihn gegen seinen Willen auf den Stuhl gedrückt, was ja gewissermaßen auch stimmte.
    »Vielleicht spielt es keine Rolle«, sagte Winter. »Aber ich frage trotzdem. Ich werde viel fragen. Manche Fragen mögen dumm klingen, ich hoffe, Sie können mir verzeihen.«
    »Ihnen verzeihen?«
    »Worüber haben Sie sich gestritten, Herr Mars, Sie und Ihre Frau?«
    »Das Übliche.«
    »Was ist das Übliche?«
    Mars antwortete nicht. Sein Blick war wieder leer.
    »Was ist das Übliche, Herr Mars?«, wiederholte Winter.
    »Sie meinen wohl, was war das Übliche.«
    Jetzt kehrten Mars’ Augen wieder in diesen Raum zurück, der Winters Büro war, seitdem er vor sechzehn Jahren zum Kriminalkommissar befördert worden war, sechzehn Jahre musste es her sein. Was spielte das für eine Rolle? Er hatte sich nie heimisch gefühlt in seinem Büro, als Erstes hatte er einen Panasonic aufgestellt, und der stand immer noch auf dem Fußboden, immer noch derselbe alte Scheiß und derselbe Coltrane, zusammen mit all dem anderen, das durch den Raum geweht wurde wie Eis oder Feuer, trotzdem war es nicht sein zweites Zuhause geworden. Wenn es dazu kam, war er vielleicht verrückt geworden. Noch war er nicht verrückt.
    »Stockholm«, sagte Mars. »Sie wollte, dass ich meinen Job dort aufgebe.«
    Winter nickte.
    »Ich wollte eigentlich auch nicht in Stockholm arbeiten«, sagte Mars.
    »Warum haben Sie es dann getan?«
    »Was?«
    Mars schaute ihn mit einem neuen Blick an. Den hatte Winter noch nicht gesehen, nicht bei Mars. Er hatte ihn bei anderen gesehen. Er nickte, weiter nichts. Es war jetzt . Es war hier . Innerhalb einer Minute konnte alles vorbei sein. Soweit sie bisher wussten, hatte Mars kein wasserdichtes Alibi, jedenfalls noch nicht. Stockholm lag nicht am anderen Ende der Welt, nur auf der anderen Seite des Landes, auf der Rückseite.
    »Warum ich dort weitergearbeitet habe?« Mars machte eine Handbewegung. »Was wissen Sie vom Arbeitsmarkt? Haben Sie eine Wahl auf dem Arbeitsmarkt?«
    Winter antwortete nicht. Er war es, der hier die Fragen stellte. Jetzt musste er anfangen.
    »Gab es keinen Job für Sie in Göteborg?«
    »Nicht meine Art Job.«
    »Sie rekrutieren Menschen. Auch in Göteborg gibt es Menschen zu rekrutieren.«
    »Davon verstehen Sie nichts«, sagte Mars.
    »Was verstehe ich nicht?«
    »Wie das funktioniert.«
    »Wie funktioniert es denn?«
    »Indem ich zum Beispiel auch an anderen Orten Tätigkeiten in Gang bringen muss.« Mars stand auf. »Ich halte das hier nicht länger aus.«
    »Bitte, setzen Sie sich«, sagte Winter.
    »Ist das ein Befehl?«
    »Hier geht es um

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