Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
Vom Netzwerk:
muss ein echtes Schwein gewesen sein.
    Angela rief an, als er über den Långedragsvägen fuhr. Er kam an der Schule von Hagen vorbei, die einen Anbau bekommen hatte. Das war genauso wichtig wie die Renovierung des Polizeipräsidiums, wahrscheinlich noch wichtiger. Die Kinder hatten Pause, mindestens an die tausend Kinder. Das Geschrei und Lachen durchdrang sogar seinen Tinnitus. Er hörte das Handyklingeln nicht, aber er fühlte die Vibrationen in der Brusttasche seines Jacketts, wie ein Herz, das rechts schlug. Aber man kann nur ein Herz haben.
    »Hallo, Liebling.«
    »Wo bist du, Erik? Kannst du reden?«
    »Sitze im Auto. Der beste Ort, um über Handy zu telefonieren gemäß der schwedischen Gesetze. Ich war gerade bei Lotta.«
    »Kannst du irgendwo anhalten?«
    Ihre Stimme klang gepresst, als ob etwas passiert wäre, und sein Herz begann zu hämmern, mitten in der Brust.
    »Warte.« Er überquerte die Hästeviksgatan und parkte vor dem Supermarkt.
    »Ist etwas passiert, Angela? Die Kinder?«
    »Nein. Es geht um Siv …«
    Er hörte, wie sie zögerte.
    »Was zum Teufel hat sie nun wieder angestellt?«
    »Du sagst, du warst bei Lotta.«
    »Was ist mit Siv?«
    »Sie hat doch diese undefinierbaren Rückenschmerzen gehabt …«
    »Du brauchst mir nichts zu erklären, Angela. Wie lautet die Diagnose?«
    »Lungenkrebs.«
    »Oh, Scheiße.«
    »Wir kommen gerade vom Röntgen. Aber es lagen schon einige Testergebnisse vor.«
    »Warum hast du mich nicht eher informiert?«
    »Es ist nur wenige Tage her, Erik. Bitte, bleib ruhig.«
    »Ich bin ruhig. Wie geht es Mutter jetzt?«
    »Sie ist auch ruhig.«
    »Wie viel Zeit bleibt ihr?«
    »Unmöglich zu sagen.«
    »Du bist doch Ärztin. Du musst doch eine Meinung haben.«
    »Nein.«
    »Aha.«
    »Es gibt nicht einmal einen … Therapieplan. Ich weiß nicht, ob der Tumor operabel ist. Zellgifte … ich weiß noch nicht, jetzt muss vieles entschieden werden, bald.«
    »Ist sie sich bewusst, dass es mit Tanqueray & Tonic vorbei ist, wenn die Zellgifte die Herrschaft übernehmen?«
    »Sie ist sich über alles im Klaren«, sagte Angela.
    Ihre Stimme klang müde, und er meinte, stille Verzweiflung herauszuhören.
    »Morgen nehme ich einen Flieger zu euch«, sagte er.
    »Geht das denn?«
    »Sie kann eine Lungenentzündung bekommen und übermorgen sterben«, sagte er. »Weiß der Teufel, was noch alles passiert. Wenn sie wenigstens einen Versuch unternommen hätte, mit dem Rauchen aufzuhören.«
    »Als wir nach der Untersuchung nach draußen kamen, hat sie sich eine Zigarette angezündet.«
    »Na klar.«
    »Um ihre Nerven zu beruhigen, wie sie sagte.«
    »Die Alte ist wie ein Narkomane.«
    »Nenn sie nicht Alte, Erik.«
    »Es bleibt doch in der Familie«, sagte er. »Ich versuche, einen Platz in dem norwegischen Flieger morgen früh um acht zu kriegen. Sonntag geht auch noch einer, zwanzig vor sieben.«
    »Danke, Erik.«
    »Ich wollte ja sowieso nächste Woche zu euch kommen«, sagte er.
    »Kannst du denn jetzt alles stehen und liegen lassen?«
    »Wir haben einen Verdächtigen gefasst«, sagte er.

10
    Eine Eisjacht glitt über die Ganlebucht. Ringmar fuhr am Hafen entlang, das Segel dort draußen leuchtete rot im Sonnenuntergang, die Sonne versank wie Feuer im Eis, am Horizont stand Rauch.
    Die Eisjacht drehte ab und verschwand hinter einigen Buckeln in der Bucht. Die Buckel hatten Namen, aber Ringmar hatte sie vergessen, und in diesem Augenblick irritierte ihn das, er bildete sich ein, die Schären da draußen genauso gut zu kennen wie ein Taxifahrer, der seinen Preis wert war, meinte, alle Straßen zu kennen.
    Er ordnete sich in den Kreisverkehr ein, kreuzte durch die Straßen und parkte bei einem Fußballplatz. Der Wind hatte den Schnee stellenweise verweht, und Schotter glühte rot wie Erde in einem anderen Land weit im Süden. Wie zum Beispiel in Malaysia. Sein Sohn Martin war Küchenchef im Hotel Shangri-La in Kuala Lumpur. Sie hatten keinen Kontakt.
    Als er sich von seinem Auto entfernte, begegnete er einem Jungen, etwa zehn, elf Jahre alt, der einen Fußball unter dem Arm trug. Der Junge nickte ihm zu, ein gut erzogener Junge.
    »Pass auf, dass du nicht ausrutschst«, sagte Ringmar und blieb stehen.
    »Ich will nur aufs Tor schießen«, sagte der Junge und ging weiter.
    »Es hat ja gar kein Netz«, sagte Ringmar.
    »Hat es noch nie gegeben«, sagte der Junge und drehte sich im Gehen um.
    »Scheiße«, sagte Ringmar.
    Der Junge setzte seinen Weg fort, ohne ein Wort zu sagen.

Weitere Kostenlose Bücher