Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
Vom Netzwerk:
ich das meine. Du bist mittendrin.«
    »Ja.«
    »Hat dich das zurückgezogen, Erik?«
    »Ja.«
    »Du bist ein Schwein«, sagte sie mit einem kleinen Lächeln.
    »Ich weiß. Aber ich würde alles dafür geben, wenn keiner von ihnen hätte sterben müssen. Das klingt zwar wie eine Phrase, aber ich meine es so.«
    »Entschuldige, Erik.«
    »Ich meine es so«, wiederholte er.
    »Entschuldige, wenn ich das sage, aber du siehst ziemlich müde aus.«
    »Ich schlafe schlecht.«
    »Du hast noch nie gut geschlafen.«
    »Die Träume sind wieder da.«
    »Welche Träume?«
    »Die schlimmsten Alpträume. In Marbella sind sie nach einiger Zeit verschwunden.«
    »Bist du nicht deswegen dorthin gezogen?«
    »Das war einer der Gründe.«
    »Überhaupt, meine ich.«
    »Marbella hat mir nicht geholfen.«
    »Und deswegen bist du zurückgekommen.«
    »Ich bin erst fünfzig, gute fünfzig.«
    »Umso wichtiger, dass du sorgsam mit deinem Leben umgehst.«
    »Dies ist mein Leben.«
    Sie gingen in den Garten. An einigen Zweigen hingen erfrorene Äpfel, fünf Äpfel, drei Zweige. Es sah aus wie ein Kunstwerk. Der Schnee lag vierzig Zentimeter hoch und war kaum berührt. In seiner Kindheit war hier nichts unberührt geblieben. Und als Lottas Kinder noch zu Hause lebten, hatten sie überall Engel gemacht, wenn Schnee lag. Er selber hatte Engel gemacht und Elsa, Lilly und Angela, ein Engel neben dem anderen. Wenn es kalt wurde, froren die Seelen der Engel in den Figuren fest, blieben im Winterland. So hatte er es sich zurechtgelegt, als Elsa ihn einmal nach Engeln gefragt hatte. Er hatte ihr nicht von seinen Gedanken erzählt. Er war verlegen gewesen, als hätte er etwas gedacht, was niemand verstehen würde. Wenn es um die Seele ging, blieb alles unverständlich. Sie hatte einen Namen, aber sonst gab es nichts, von dem irgendjemand etwas wusste.
    Er konnte das Haus sehen, in dem Greta Mars weiterleben würde. Es war rot gestrichen, ein Holzhaus, in dieser Straße gab es nicht viele rote Häuser. Er wusste nichts von dem Haus, nicht, wer dort lebte. Er fragte Lotta.
    »Eine Familie. Sie wohnt noch nicht lange hier. Lager … berg, glaube ich. Ich erinnere mich im Augenblick nicht an die Namen der Kinder, zwei Kinder. Familie Lagerberg. Ist das wichtig?«
    »Es kommt noch ein Kind dazu. Vielleicht eine Familie, eine Familie, die aus zwei Personen besteht.«
    »Wovon redest du, Erik?«
    Lotta Winter blieb vor der Spielhütte stehen. Auf dem Dach lag eine dicke Schneeschicht, festgefroren wie eine weiße Haut. Lotta öffnete die Tür.
    »Es kommt näher«, sagte sie. »Alles kommt näher.«
    »Hoffentlich sprichst du nicht vom Bösen.«
    »Ich weiß nicht, wie ich es nennen soll.«
    »Es wird das Böse genannt, aber ich weiß nicht, was das Böse ist«, sagte er. »Ich habe mein Leben damit verbracht, es verstehen zu wollen, aber es ist mir nicht gelungen. Ein bisschen hier, ein bisschen da, aber das ist auch alles.«
    »Verstehen? Musst du es verstehen, Erik? Das wäre ja übermenschlich.«
    »Das ist mein Job, ich beschäftige mich mit Übermenschlichem. Oder Untermenschlichem, die Bezeichnung trifft es wohl besser.«
    »Dann mach deinen Job und versuche, alles andere von dir fernzuhalten. Der Job genügt. Es reicht, wenn du dieses Monster schnappst.«
    »Das Monster?«
    »Wie zum Teufel soll man es sonst nennen?«
    Sie waren in die Spielhütte gekrochen und waren wieder hinausgekrochen. Dort drinnen roch es nach Feuchtigkeit und Holz, und nach etwas Trockenem, das in eine andere Zeit gehörte, vielleicht ein Rest von Sommer, der für immer in den Balken nisten würde, wie der Duft nach Kindheit, der niemals verschwinden würde, ganz gleich, was in dem verdammten Erwachsenenleben geschah.
    »Wir haben eine Person in Untersuchungshaft genommen«, sagte Winter.
    »Was bedeutet das?«
    »Dass es nicht für den dringenden Tatverdacht ausreicht. Dass wir ihn freilassen müssen.«
    »Und was hältst du davon?«
    »Ich weiß es tatsächlich nicht.«
    »Warum zögerst du?«
    »Es ist wie immer«, antwortete er. »Es ist ein Gefühl.«
    »Die Intuition.«
    »Oder Phantasie«, sagte er. »Oder der Mangel an Phantasie.«
    »Unter Phantasiemangel leidest du jedenfalls nicht, Erik.«
    »Jedenfalls«, wiederholte er und lächelte.
    »Wann wirst du ihn wieder vernehmen?«
    »In einer Stunde.«
    Winter ging in seinen eigenen Spuren durch den Garten. Ein Flüchtling kreuzt seine Spur, dachte er. Das ist der beste Buchtitel der Welt. Dieser Schriftsteller Sandemose

Weitere Kostenlose Bücher