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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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sagte Winter. »Willst du mit Hägg weitermachen?«
    »Ja.«
    »Nächstes Mal sprechen wir beide mit ihm. Morgen Nachmittag. Wir bestellen ihn ein. Gute Nacht.«
    Er stand auf, ging in die Küche, öffnete den Kühlschrank und schloss ihn wieder, ohne etwas herauszunehmen. Sein Kühlschrank war leer. Er war Untermieter in seiner eigenen Wohnung geworden. Das ist kein Leben, dachte er, aber im Augenblick geht es nicht anders. Kaum Schlaf. Aber ich kann sowieso nicht schlafen. Seit mehreren Stunden hatte er nicht an das Rauschen zwischen seinen Ohren gedacht, vielleicht den ganzen Tag nicht. Jetzt hörte er es, aber nur, weil er daran dachte. Nicht denken. Ich muss hier raus, dachte er.
    Das übliche Gequatsche auf dem Frölunda torg war verklungen, die letzten Nachtbusse fuhren ab. Einige Obdachlose lungerten in einem der Bushäuschen herum, bliesen sich auf die Hände, um sie zu wärmen, waren mucksmäuschenstill. Ein Blatt Papier wehte über den Parkplatz wie eine weiße Flagge mitten in der Dunkelheit. Einige junge Mädchen gingen vorbei, als er vor dem Hauseingang stand, sie sagten etwas, er wartete auf ein Lachen, aber es kam keins, sie froren zu sehr, waren zu leicht gekleidet. Er trug einen Mantel und eine Strickmütze von Ströms, die er in einem Regal zu Hause im Flur gefunden hatte. Die Mädchen lachten nicht, weil sie es wussten, alle wussten es. Nicht einmal am Frölunda torg gehörte Mord zum Alltag.
    Er stieg die Treppen in einem kalten Schimmer hinauf, der wie Blaulicht auf den Ziegelwänden lag. Jetzt war es Mitternacht. Aus einigen Wohnungen, an denen er vorbeikam, hörte er Geräusche, jemand sagte etwas, Stimmen aus einem Fernseher. In Robins Zwei-Zimmer-Wohnung war der Fernseher eingeschaltet gewesen. Torstens Leute hatten keine Fingerabdrücke an dem Apparat gefunden, er glaubte nicht, dass sie DNA -Spuren finden würden, aber man konnte nie wissen. Die Leute atmeten, selbst ein Mörder musste atmen, atmete aus.
    In Robins Wohnung gab es keine Jalousien. Es gab überhaupt nicht viel, aber im vergangenen halben Jahr hatte er seine Miete regelmäßig bezahlt, keine Beanstandungen, Schwarzarbeit und keine Beanstandungen. Winter hatte nicht gefragt, wie viel er insgesamt im Monat verdiente, er hätte fragen sollen.
    Robin, Robin, warum bist du nicht abgehauen? Ich habe dich zurück auf deine Zeitungsrunde geschickt, aber du hattest keine Fußfessel. Ich an deiner Stelle wäre abgehauen. Alles war vermutlich besser als das hier.
    Winter stand in dem sogenannten Wohnzimmer. Vom Frölunda torg fiel etwas Licht herein. Der Mörder hatte es ganz hinein geschafft. Bis jetzt hatten sie noch keine Spuren im Flur gefunden. Alles war in diesem Zimmer passiert. Winter blieb in der Türöffnung stehen, in der es keine Tür gab. Der Mord musste zwei oder drei Meter tiefer im Raum passiert sein, elf Stiche, das war eine bekannte Zahl, es war eine Wiederholung. Robin, Robin, was wusstest du, kleiner Freund?
    Die Obduktion würde zeigen, ob Robin etwas getrunken hatte. Ob ihm jemand Alkohol gebracht hatte. Alkohol war ein wunderbares Geschenk für einen trockenen Alkoholiker. In der Wohnung gab es keinen Alkohol. Es gab keine Gläser, aus denen jemand getrunken hatte, nur saubere, jedenfalls sahen sie sauber aus. Die Leute von der Spurensicherung hatten sie vorsichtshalber mitgenommen, es waren nicht viele Gläser.
    Draußen ertönte eine Sirene, ein Echo zwischen den Häusern, das hin und her hüpfte, bis es fern in der Nacht erstarb.
    Wie hing der Mord an Robin mit den Morden in Amundövik zusammen? War es derselbe Mörder? Auch hier war niemand eingebrochen. Es war jemand gewesen, dem Robin freiwillig die Tür geöffnet hatte. Winter ging zum Fenster und stellte sich daneben, hinter den Vorgang. Er sah keine Gestalt auf dem Hof, nur Büsche, Schotter und Gras von der gleichen Farbe, Häuser, wenige Lichter, einen gelben Schimmer vom Platz. Niemanden, der zu diesem Fenster hinaufschaute. Er fühlte sich trotzdem beobachtet. Jemand hatte ihn ins Haus gehen sehen.
    Ich liege einen Schritt zurück, dachte er. Nicht mehr lange.
    Keine Busse mehr auf dem Platz, alle waren jetzt zu Hause.
    Er stand allein neben seinem Auto. Auf dem öffentlichen Parkplatz gab es vielleicht fünf Autos auf einer Fläche verstreut, die größer war als fünf Fußballplätze zusammen. Die Planer der sechziger Jahre hatten ordentlich zugelangt, um die Motorisierung halbwegs abzufedern, doch heute reichte die Fläche tagsüber nicht mehr

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