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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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jemand bezeugen?«, fragte Winter.
    Robertsson deutete mit dem Kopf auf die Flasche.
    »Mein einziger Freund«, sagte er. »In Gesellschaft einer Flasche ist man nie allein.«
    Er verschloss sie, ohne sich etwas einzugießen. Die Flasche war halbvoll oder vielmehr halbleer.
    »Wann haben Sie mit Robin gesprochen?«
    »Wann … Sie meinen das letzte Mal?«
    »Ja.«
    »An dem Abend. Der Abend, an dem er … verschwand.«
    »Von wo hat er angerufen?«
    »Ich weiß es nicht. Vermutlich von zu Hause.« Er sah Winter an. »So was habt ihr bei der Polizei doch wohl unter Kontrolle?«
    »Ja.«
    »Warum fragen Sie dann mich?«
    »Hat er nicht gesagt, wo er ist?«
    »Nein, nein.«
    »Was hat er denn gesagt?«
    »Dass er den Job … aufgeben will.«
    »Das hat er Ihnen an dem Abend gesagt?«
    »Ja.«
    »Warum wollte er aufhören?«
    »Er hat gesagt, er hat Schiss.«
    »Wovor hatte er Angst?«, fragte Winter.
    »Ich glaub nicht, dass er es wusste.«
    »Ganz allgemein Angst?«
    »Nein. Hat er etwas gesehen?«
    »Das haben wir nicht herausgefunden.«
    »Nein, Scheiße.«
    »Haben Sie diesmal etwas gesehen, Herr Robertsson?«
    »Was meinen Sie?«
    »Sie haben an den Tagen vor Robin Zeitungen ausgetragen. Was haben Sie gesehen?«
    »Ich hab nichts gesehen.«
    »Haben Sie Zeitungen gesehen?«
    »Was?«
    »Steckten alte Zeitungen in dem Briefkasten? Zeitungen vom Vortag?«
    »Nein … nicht soweit ich feststellen konnte.«
    »Hätten Sie sie bemerkt?«
    »Ich denke schon. Warum sollten alte Zeitungen im Briefkasten stecken?«
    Winter antwortete nicht.
    Winter las etwas über Einsamkeit. Es war einmal eine Familie, die lebte sehr zurückgezogen. Zu den Nachbarn hatte sie keinen Kontakt, der über das hinausging, was geschieht, wenn sich die Leute auf der Straße oder dem Spielplatz begegnen. Die Einsamkeit, dachte er wieder. Sandra hatte auf dem Spielplatz ein paar Worte mit Eltern gewechselt, aber nicht viele. Niemand von all den Leuten, die sie verhört hatten, konnte sich an ein Wort erinnern. Sandra hatte nie ein Haus in Amundövik betreten. Haben die Kinder keine Spielkameraden gehabt? Doch, aber offenbar nur draußen, und eigentlich nur Anna, die Siebenjährige.
    Woher kam das? In der Mordbibel fand sich keine Antwort. Es lag an Jovan Mars, dachte Winter. Der Mann wollte seine Familie für sich allein haben. Das Gefühl wurde Winter nicht los.
    Sandra hatte nicht viele Freundinnen in der Bibel, gerade mal zwei. Die Polizei hatte mit beiden gesprochen, nur kurz. Zu dem Zeitpunkt hatten sie nicht viel sagen können. Vielleicht standen sie unter Schock.
    Bisher war er noch nicht dazu gekommen, ihr Leben zurückzuverfolgen. Ihre Feinde haben wir noch nicht getroffen, dachte er. Ein gefährlicher Gedanke, es handelte sich nicht um Feinde im konventionellen Sinn.
    Er hatte Aneta Djanalis Interviewberichte von Sandras Arbeitsplatz gelesen, das Gespräch mit dem Chef, Mattias Hägg. Es wirkte so konventionell, so verdammt langweilig, eine Sekretärin, ein Chef, das Übliche, Klassische, es gefiel ihm nicht, hatte ihm wohl noch nie gefallen. Mattias Hägg gefiel ihm nicht, seine Antworten gefielen ihm nicht, er hielt sich lange bei ihnen auf, sah, wie Häggs glatte Antworten auf den Seiten herumstolperten.
    Er wählte Aneta Djanalis Nummer. Sie meldete sich beim zweiten Signal.
    »Entschuldige, dass ich so spät anrufe«, sagte er.
    »Ich bin noch auf.«
    »Was für einen Eindruck hattest du von Mattias Hägg?«
    »Sandras Chef? Aus dem wird man nicht klug.«
    »Gut.«
    »Ist das gut?«
    »Wir sind einer Meinung. Ich lese gerade das Verhör. Irgendetwas stimmt da nicht. War er nur nervös?«
    »Das Gefühl hatte ich nicht.«
    »Hat er etwas zurückgehalten?«
    »Ja … aber manche glauben, nur, weil es ein Verhör ist, würden wir glauben, dass sie etwas zu verbergen haben, und dann … agieren sie, als hätten sie etwas zu verbergen, was gar nicht stimmt.«
    »Ich hätte es selber nicht besser ausdrücken können«, sagte Winter. »Wie war es diesmal?«
    »Wie du vermutest«, antwortete sie, »irgendetwas stimmt da nicht.«
    »Kann er ein Verhältnis mit Sandra gehabt haben?«
    »Daran habe ich auch schon gedacht.«
    »Ein banaler Gedanke«, sagte Winter, »aber manchmal ist das Leben verdammt banal.«
    »Ja.«
    »Leider muss man das denken. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ich glaube ja.«
    »Sich so weit wie möglich an die Oberfläche zu halten, während man gleichzeitig versuchen muss zu sehen, was sich darunter verbirgt«,

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