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Das dunkle Herz Kashas

Das dunkle Herz Kashas

Titel: Das dunkle Herz Kashas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liandra diLuna
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fast jungenhaftes Lächeln. Ohne, dass ich gesehen hatte, woher er es genommen hatte, hatte er mit einem Mal ein Schwert in der Hand. Es war schwarz und hatte eine breite, eher kurze Klinge. „Ich schätze, dieses hier sollte genügen?“ 
    Ich nickte; noch immer sprachlos, dass ich nicht bemerkt hatte, dass er eine Waffe bei sich führte. Wie konnte er das Schwert so verdeckt mit sich führen, dass ich es nicht gesehen hatte und es doch im Bruchteil eines Augenblicks zum Angriff bereit in der Hand halten? 
    „Möchtest du mir zunächst zeigen, wie dir das Kämpfen gelehrt wurde? Oder wollen wir einfach ein wenig die Klingen kreuzen?“ Xerus stand mir entspannt gegenüber und sah mich fragend an. 
    Mir hingegen wurde es etwas flau im Magen. Noch nie hatte ich gegen einen Mann gekämpft. Zudem hatte ich keine Vorstellung, wie vertraut Xerus mit seiner Waffe war. Würde er mich mit drei Handstreichen entwaffnen? Oder hatte ich genug gelernt, um gegen ihn zu bestehen? Würde ich ihm unterliegen und damit erneut Schande über meine Lehrmeisterinnen bringen? Ungehalten über meine eigene Unsicherheit schob ich alle Zweifel energisch aus meinem Geist fort. Ich wollte kämpfen – dann würde ich auch kämpfen! Ich vertraute Xerus voll und ganz, dass er eine mögliche Überlegenheit nicht dazu nutzen würde, mir zu schaden oder mich zu demütigen. Was sollte also Schreckliches geschehen? Wenn ich den Kampf verlor, dann musste ich damit leben, auf einen Gegner gestoßen zu sein, dem ich nicht gewachsen war. Ich war sicher, dass Xerus mich auch dafür nicht gering schätzen würde. „Lass uns zunächst beide so kämpfen, wie wir es gelernt haben“, schlug ich rasch vor. „Finden wir heraus, ob die Technik meiner Lehrmeisterinnen oder die deines Vaters sich besser bewähren...“
    Wir einigten uns darauf, dass keiner den anderen verletzen sollte und begannen unsere Kampfübung. Rasch zeigte sich, dass Xerus sein Kampfgeschick schlechter dargestellt hatte, als es tatsächlich war. Er war keineswegs aus der Übung, sondern erwies sich als ausgezeichneter Gegner im Schwertkampf. Dennoch konnte ich in unserem spielerischen Wettstreit gegen ihn bestehen. Dies erfüllte mich mit Freude und Stolz.
    Xerus führte sein Schwert mit großer Leichtigkeit und Eleganz. Obwohl ich jede seiner Bewegungen aufmerksam beobachtete, gelang es mir nicht, zu ergründen, wie er diese so schnell und präzise ausführen konnte. Meine Angriffe waren mit Sicherheit langsamer und weniger genau als die seinen, doch dafür hatten unsere Lehrmeisterinnen uns immer wieder darin geschult, jede Lücke in der Verteidigung des Gegners zu bemerken und mit möglichst wenig Kraftaufwand eine möglichst große Wirkung zu erzielen.
    Schließlich erklärten wir unser Kräftemessen für unentschieden und ließen uns schwer atmend und schweißnass ins hohe Gras sinken. Durstig öffnete ich einen unserer Wasserschläuche und trank in raschen Zügen.
    Auch Xerus stillte seinen Durst und strich sich einige nasse Strähnen aus dem Gesicht. „Lia von den Kasha, ich danke dir für diesen Kampf. Ich habe mich lange nicht mehr so lebendig gefühlt und jeden Augenblick davon genossen. Mögen mir die Vorstellungen eurer Priesterinnen über die Welt auch noch so fremd sein – vom Schwertkampf verstehen sie offensichtlich eine Menge.“
    Ich strahlte ihn erschöpft aber glücklich an. „Ich habe zu danken!“ 
    Xerus schüttelte den Kopf. „Du musst mir nicht danken. Ich stehe dir jeder Zeit wieder als Gegner zur Verfügung. Wie gesagt, ich habe jeden Moment davon genossen.“ 
    „Pass auf, was du versprichst, ich werde dich beim Wort nehmen“, warnte ich ihn lächelnd. „Wenn es nach mir geht, können wir einen solchen Kampf jeden Tag wiederholen...“ 
    „So sei es“, entgegnete er schlicht.
    Tatsächlich unterbrachen wir in den folgenden Tagen unsere Wanderungen durch die Wälder stets für einige Zeit, in der wir unser Schwertgeschick miteinander maßen. Bald freute ich mich schon am Morgen auf diese Stunden mit Xerus. Dass er an unseren Schwertkämpfen ebenso viel Freude hatte wie ich, machte sie für mich nur noch wertvoller.
     
    Am siebten Tag unserer gemeinsamen Reise durch die Nebelwälder geschah jedoch etwas das in mir die Frage aufkommen ließ, wer oder was mein Begleiter wirklich war.
    Nach einem unserer Scharmützel hatte ich mich in den kühlen Wassern eines kleinen Sees gewaschen und war darin geschwommen. Nun war ich damit beschäftigt, mich

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