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Das dunkle Herz Kashas

Das dunkle Herz Kashas

Titel: Das dunkle Herz Kashas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liandra diLuna
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schloss die Augen.
    „Schlafen solltest du hier oben aber nicht“, wandte ich alarmiert ein.
    „Werde ich nicht“, versicherte er gelassen. „Ich genieße nur die Sonnenstrahlen auf meiner Haut.“
    Ich sah mich fasziniert um und genoss eine weitere Korbakfrucht. Beim Blick nach unten konnte ich nur Blätter und Nebel erkennen. Bei näherer Betrachtung war ich dafür sehr dankbar. Wenn ich bedachte, wie weit über dem Waldboden wir uns befanden... Hätte ich freie Sicht auf die Büsche und Gräser weit unter uns gehabt, ich wäre womöglich in Panik geraten!
    Nachdem wir eine ganze Weile in den Wipfeln des Korbakbaumes zugebracht hatten, wurde es Zeit, zu dessen Wurzeln zurückzukehren. Vorsichtig kletterte ich Ast für Ast in die Tiefe – und stellte bald fest, dass es bedeutend schwieriger und beunruhigender war, sich im Baum nach unten zu bewegen. Ich war sehr froh, als wir endlich wieder den Boden unter den Füßen hatten. Wieder in unserem Lager in der kleinen Grotte angelangt, fiel ich todmüde in die Decken und schaffte es gerade noch, Xerus für den Tag zu danken.

Kapitel 3: Vorausbestimmt
    Nachdem wir dreizehn weitere Tage durch die Nebelwälder gestreift waren und jede Nacht in einem anderen Unterschlupf geschlafen hatten, verkündete Xerus: „Heute möchte ich dir einen ganz besonderen Ort zeigen.“
    „Du hast mir schon viele wunderschöne, faszinierende Orte gezeigt“, entgegnete ich lächelnd. „Ich bin gespannt, was du mir dieses Mal zeigen möchtest.“
    „Dieser Ort ist anders als alle, die wir bisher aufgesucht haben.“ Fast erschien Xerus mir aufgeregt zu sein.
    „Inwiefern anders?“ erkundigte ich mich.
    „Das erkläre ich dir, wenn wir dort sind“, kam die wenig erhellende Antwort.
    Neugierig folgte ich ihm durch die Nebel und das Gewirr an Baumstämmen, Ästen und Büschen. Ich hielt die Augen offen, sah jedoch nichts, worauf er sich bezogen haben mochte.
    Schließlich blieb er stehen. „Schließ deine Augen.“
    Seine Aufforderung überraschte mich; dieser Ort musste für ihn tatsächlich eine besondere Bedeutung haben. Ich schloss die Augen und Xerus ergriff meine Hände und führte mich noch etwa dreißig Schritte weiter. Dann blieb er erneut stehen.
    „Du kannst die Augen öffnen.“
    Bildete ich mir dies nur ein, oder klang seine Stimme rauer als sonst? Wieso machte es ihn nervös, mir diesen Ort zu zeigen? Gespannt sah ich mich um. Wir befanden uns am Ufer eines kleinen Sees. Leichte Nebelschwaden hingen wie ein Schleier über dem Wasser, das so kristallklar war, dass man kleine Fische und Schnecken auf dem Grund sehen konnte. Mir kam es so vor, als dringe an diesem Ort mehr Sonne durch die Nebel als an den Plätzen, an denen ich bisher gewesen war. Alles war friedlich und wunderschön. Der Kies, der den Boden des Sees bedeckte, war nicht schwarz, sondern von einem hellen Braun. Die Ränder des Sees waren von hohen, sattgrünen Pflanzen gesäumt, die außer den breiten Blättern fedrige Samendolden in einem sanften Gelbton aufwiesen. In der Mitte des Sees blühten Wasserblumen. Einige besonders große Bäume umstanden den See wie ein Ring. „Was für ein herrlicher Ort!“
    Xerus erwiderte mein Lächeln. „Danke, Lia. Diesen Ort habe ich noch keinem anderen gezeigt. Es ist mein Rückzugsort. Hier verbringe ich meine Tage, wenn ich der Wanderungen durch die Nebelwälder müde geworden bin – oder wenn es mir zu nass und kalt in den Wäldern ist.“
    „Hast du all dies zufällig entdeckt?“ Ich war noch immer beschäftigt, die Schönheit des Sees und der Blumen zu bewundern.
    Xerus zögerte einige Herzschläge lang. Seine Antwort kam leise. „Es war kein Zufall. Ich habe diesen Ort auch nicht entdeckt. Dies hier ist mein Werk. “
    „Wie meinst du das?“ fragte ich ihn überrascht. „Willst du sagen, du hast diesen Ort erschaffen?“
    Xerus' Lächeln wirkte belustigt. In seiner Stimme schwang jedoch auch eine Spur von Stolz. „Bevor ich meinen Zauber über dieses kleine Fleckchen Erde legte, wuchs hier nichts außer den Bäumen; es war ebenso schwarz, neblig und felsig wie überall sonst in den Nebelwäldern. Den See gab es bereits; er war nicht viel mehr als ein finsteres Wasserloch - und doch flüsterte sein Wasser mir zu. Ich fühlte, dass dies ein guter Ort für mich ist.“
    „Deinen Zauber?“ Ich muss Xerus angeschaut haben, wie eine Erscheinung. „Was meinst du damit?“
    Xerus wich meinem Blick aus. „Vermutlich hätte ich es dir schon viel früher

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