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Das dunkle Herz Kashas

Das dunkle Herz Kashas

Titel: Das dunkle Herz Kashas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liandra diLuna
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zurückscheue, ihm entgegen zu treten. Ich verurteile zutiefst, dass er Magie nutzt, um den Kasha seinen Willen aufzuzwingen und sich an ihrer Angst und ihrem Entsetzen weidet. Dennoch lasse ich ihn gewähren und verstecke mich hinter dem, was – möglicherweise – vorherbestimmt wurde... Obwohl ich den Glauben der Kasha nicht teile, dass der Lebenspfad eines jeden von den Göttern schon bei seiner Geburt festgelegt wird, glaubt ein Teil von mir der Weissagung, die nach Meinung vieler der Kasha und etlicher Grugandar mich betrifft. Weil sie mir eine bequeme Ausrede geliefert hat, nicht gegen das Treiben des Herrschers vorzugehen. Möglicherweise fragst du dich, weshalb ich mich all die Mondläufe hinter einer Ausrede versteckt habe? Ich will es dir sagen: Aus Angst... Wobei ich dir nicht sagen kann, welcher der möglichen Ausgänge einer Konfrontation mit dem Herrscher der Wüste mir mehr Angst bereitet – zu unterliegen und den Tod zu finden oder zu siegen und ihm den Tod zu bringen... Der Herrscher der Kieselwüste...“ Xerus verstummte. Sein Blick ging an mir vorbei ins Leere, seine Finger drehten ohne Unterlass an dem Ring aus Stein.
    „Was ist mit dem Herrscher der Kieselwüste, Xerus?“ fragte ich leise.
    Als ich schon davon ausging, dass er meine Frage nicht gehört hatte, antwortete Xerus doch noch: „Der Titel Herrscher der schwarzen Wüste wird seit vielen Mondläufen vom Vater an den Sohn weitergegeben. Ich weiß nicht wer der erste war, der sich so nannte, doch der letzte, der diesen Titel führte, war mein Vater. Der, der diesen Namen jetzt trägt, ist mein Bruder. Wie unser Vater vor ihm hält mein Bruder all jene Kasha, die der Fluch unseres Ahnen an dieses Land fesselt, in Sklaverei, Angst und Schrecken... Er war es auch, der unsere Mutter tötete. Kannst du dir vorstellen, dass jemand zu einer solchen Tat in der Lage ist? Ich bin überzeugt, dass er nicht beabsichtigt hatte, sie zu töten – er war außer sich vor Zorn und ich gehe davon aus, dass sein Fluch dazu bestimmt war, unserer Mutter Schmerz zuzufügen, nicht, ihr Leben zu beenden. Sie sollte ihm den gleichen Respekt und dieselbe Ehrfurcht entgegenbringen, wie die Kasha. Doch sie sah in ihm auch nach allem, was er bereits getan hatte, ihren kleinen Jungen. Mit unserer Mutter schien alles gestorben zu sein, was in meinem Bruder an Mitgefühl, Skrupeln und Bedenken noch übrig geblieben war. Seine Taten wurden immer grausamer und gewissenloser. Unser Vater war begeistert; immer wieder riet er mir, ich solle mir ein Beispiel daran nehmen. Möglicherweise hätte mein Vater seinen Erstgeborenen sogar dafür gelobt, dass er schließlich auch ihn ermordete. Sein Tod hinderte ihn an derartigen Beifallsbekundungen, doch ich kann mir vorstellen, dass eine solche Tat und die Art wie er sie ausführte ganz nach Vaters Geschmack war... Mein Bruder nahm selbst den Platz und den Titel unseres Vaters an. Bisher hat keiner gewagt, ihn herauszufordern oder auch nur offen zu kritisieren...“
    Xerus schwieg und sah mit traurigen Augen ins Leere. Mir schien, als sehe er vor seinem inneren Auge Bilder aus längst vergangenen Tagen vor sich. Erinnerungen, die offensichtlich seit vielen Mondläufen auf ihm lasteten. Als ich ihn an der Hand berührte, zuckte er zusammen. Für einige Augenblicke sah er mich mit einem verwirrten Ausdruck an; so, als müsse er sich erst erinnern wo er war und wer ich war.
    Xerus holte tief Luft. Dann fuhr er mit seinem Bericht fort: „Mir gelang es, in dem Durcheinander das nach der Ermordung des Herrschers und der Machtübernahme durch meinen Bruder entstand, aus der Festung zu fliehen. Für ein Drittel eines Mondlaufes fand ich bei den Grugandar Zuflucht. Dann verrieten sie mich aus Furcht vor dem neuen Herrscher an diesen. Zu meinem Glück war ihm mein Tod nicht bedeutsam genug, um sich selbst um meine Gefangennahme zu kümmern. Er sah mich sicherlich nicht als ernstzunehmende Bedrohung an. Ich hatte jedoch immerhin genug schwarze Magie gelernt, um mich den Schergen meines Bruders zu entziehen. Auch deshalb fürchten die Grugandar mich. Vielleicht haben sie Recht damit, mich zu fürchten. Ich habe mich immer wieder gefragt, ob mein Bruder seinen Lebenspfad aus freien Stücken gewählt hat – oder ob er nicht anders konnte als sein Leben genau so zu leben, wie er es bisher getan hat. Manchmal befürchte ich, dass auch in mir der Keim des Bösen liegt. Seit ich in meiner Wut vor unzähligen Mondläufen beinahe das Leben des

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