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Das dunkle Labyrinth: Roman

Das dunkle Labyrinth: Roman

Titel: Das dunkle Labyrinth: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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die Vollmacht, Fragen zu stellen und Antworten zu erzwingen. Er dagegen musste nach Wapping zurückkehren und damit anfangen, sich bei seinen eigenen Männern wenigstens einen Teil der Treue zu verdienen, auf die er dringend angewiesen war. Havillands Tod hatte nichts mit ihnen zu tun.
    Runcorn lächelte. »Kehren Sie zu Ihrem Fluss zurück. Ich schicke Ihnen eine Nachricht.«
     
    Zwei Tage später traf der in Runcorns peinlich genauer, säuberlicher Handschrift verfasste Brief ein. Er wurde Monk persönlich von einem Boten überbracht.
    Lieber Monk, habe den Weg des Geldes zurückverfolgen lassen. Kam von Argylls Bank, aber er gab es Sixsmith für anfallende Ausgaben. Argyll kann für die ganze Zeit lückenlos Rechenschaft ablegen, sowohl vor als auch nach dem Geschehnis. Gerissener Teufel. Ein zweiter Betrag wurde nicht gezahlt. Dafür wäre eine ganze Reihe von Gründen denkbar – wenn Sixsmith ihn betrogen hat, ist er ein Narr!
    Bin sicher, dass Argyll dahintersteckt, aber Sixsmith derjenige war, der das Geld ausgehändigt hat, egal, ob er seinen Zweck kannte. Habe mich auf seine Spur gesetzt und herausgefunden, wo es geschehen ist. Ich habe keine andere Wahl, als ihn auf der Stelle zu verhaften. Bin nicht gerade glücklich darüber. Wir haben den Knecht ertappt, nicht den Herrn, aber ich muss ihn anklagen. Wir haben noch viel Arbeit vor uns.
    Runcorn
    Monk dankte dem Boten und kritzelte eine kurze Bestätigung.
    Lieber Runcorn, ich verstehe – und wir haben in der Tat verdammt viel zu tun! Was mir möglich ist, werde ich beitragen. Zählen Sie auf mich.
    Monk

8

    Es dauerte drei Tage, bis Monk wieder Zeit fand, sich dem Havilland-Fall zu widmen. In einer der Lagerhallen am Fluss war ein Feuer ausgebrochen, und die Brandstifter hatten versucht, über das Wasser zu entkommen. Die Jagd führte zu guter Letzt zu einem Erfolg auf der ganzen Linie, aber am Ende des zweiten Tages waren Monk und seine Männer schmutzig, erschöpft und bis auf die Knochen durchgefroren.
    Am Abend um halb neun saß Monk in seinem Büro und schrieb an den letzten Zeilen seines Berichts. Draußen heulte der Wind, und aus dem Holzofen quoll der Geruch nach Rauch. Plötzlich klopfte es. Monk bat den Besucher herein, woraufhin Clacton ins Büro spazierte. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, baute er sich vor dem Schreibtisch auf. In seiner Zivilkleidung wirkte er sehr lässig und eleganter, als ihm dies vielleicht bewusst war. Er bedachte Monk mit der Andeutung eines Lächelns, als hätten sie den gleichen Rang.
    »Was gibt’s?«, fragte Monk.
    »In den letzten zwei Tagen haben Sie ja ganz schön geschuftet, was?«, bemerkte Clacton.
    »Das haben wir alle«, entgegnete Monk. Wenn Clacton auf einen freien Tag spekulierte, würde er ihn enttäuschen müssen.
    »Schon. Aber vor allem Sie … Sir.«
    Monk beschlich ein unbehagliches Gefühl. Er meinte, ein schadenfrohes Schimmern in Clactons Augen zu bemerken. »Sicher sind Sie nicht gekommen, um mir das zu sagen.«
    »Oh, eigentlich schon, Sir. Ich weiß, wie schwer es für Sie gewesen sein muss, wo Sie doch ihre eigenen Geschäfte nebenbei laufen haben. Dafür haben Sie in den letzten Tagen wohl nich’ viel Zeit gehabt.«
    »Wovon, zum Henker, reden Sie da?«
    Clacton grinste. »Von dem, was Sie so nebenher erledigen. Für Mr. Argyll, stimmt’s? Oder sollen Sie etwa nich’ für ihn rausfinden, wer seinen Schwiegervater um die Ecke gebracht hat, und ihm aus der Patsche helfen? Würde mich nich’ wundern, wenn das einen hübschen Batzen wert wär.« Er ließ die Andeutung im Raum stehen.
    Monk überlegte fieberhaft. Er hatte sich auf alle möglichen Angriffe seitens Clactons eingestellt und nicht einmal die unwahrscheinliche Möglichkeit körperlicher Gewalt völlig ausgeschlossen. Eine solche Unterstellung hatte er jedoch nicht vorhergesehen. Wie sollte er damit umgehen? Mit Lachen, Zorn, Aufrichtigkeit? Was wäre dann Clactons nächster Zug?
    »Sie haben wohl nich’ geglaubt, dass ich dahinterkomme, was?«, feixte Clacton. »Schließlich blicken Sie auf den Rest von uns herab. So was wie wir sind unter Ihrer Würde. Nich’ so schlau wie der große Mr. Monk! Aber in Wirklichkeit hat der Herr keine Ahnung vom Fluss! Muss Orme bitten, dass er ihm die Hand hält, weil er sonst ins Wasser fällt! Na gut, die anderen sind vielleicht so blöd, aber ich nich’! Ich weiß, was Sie treiben, und wenn Sie nich’ wollen, dass Farnham davon Wind bekommt, sind Sie gut beraten, wenn Sie mir

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