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Das dunkle Labyrinth: Roman

Das dunkle Labyrinth: Roman

Titel: Das dunkle Labyrinth: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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war. Erneut ergriffen ihn Zorn auf Argyll und ein Gefühl von Hilflosigkeit angesichts des Geschicks, mit dem dieser Mann sowohl Sixsmith als auch die Polizei in die Lage manövriert hatte, in der er sie haben wollte. Monk hatte seine wütenden, leicht überheblichen und von Trauer gezeichneten Züge förmlich vor Augen. »Mir geht es darum, dass Sie Sixsmith anklagen, aber auf eine Weise, die es uns erlaubt, den Mann hinter ihm zu überführen. Ich glaube nicht, dass Sixsmith ahnte, wofür das Geld gedacht war. Argyll sagte ihm, was er damit tun sollte, und das tat er dann auch, entweder in blindem Vertrauen oder aus Gehorsam, weil er dachte, es würde einem legitimen Zweck dienen.«
    Rathbones hellblonde Augenbrauen hoben sich. »Zum Beispiel?«
    »Der Tunnelbau ist ein hartes Gewerbe. Ich will nicht ausschließen, dass Argyll bereit wäre, Verfahren abzukürzen oder Bestechungsgelder an die gewaltbereiten Elemente unter denjenigen zu zahlen, die die Kloaken und die unterirdischen Flüsse und Quellen gut kennen. Ich weiß es nicht.«
    Rathbone überlegte. Sein Interesse war eindeutig geweckt. Er musterte Monk. »Sie glauben, dass der ältere der Argyll-Brüder Sixsmith benutzt hat, um über ihn einen Mörder zu bezahlen, der Havilland und damit eine Bedrohung für seine Geschäfte aus dem Weg räumen sollte? Aber wer hat den Mörder angeworben, wenn nicht Sixsmith?«
    Monk fühlte sich so beklommen, als wäre er selbst im Zeugenstand. Ungenaue oder unvollständige Antworten würde man ihm keinesfalls durchgehen lassen. »Alan Argyll persönlich oder vielleicht Toby«, antwortete er zögernd. Alan hat größte Sorgfalt darauf verwendet, seine gesamte Zeit vor und nach Havillands Tod lückenlos belegen zu können. Der um mehrere Jahre jüngere Toby dagegen verbrachte mehr Zeit auf den Baustellen und kannte einige von den hartgesottenen Navvys.«
    »Wer sagt das?«, fragte Rathbone.
    Monk lächelte freudlos. »Sixsmith. Aber das lässt sich leicht überprüfen.«
    »Das werden Sie tun müssen«, warnte ihn Rathbone. »Und das Geld kam von Argyll, sagen Sie?«
    »Ja.«
    »Haben Sie Beweise? Wenn er behauptet, es sei für Löhne oder eine neue Maschine gewesen und Sixsmith hätte es missbräuchlich verwendet, können Sie dann Beweise vorlegen, dass er lügt?«
    Monk merkte, wie er sich anspannte. »Keine, die über jeden Zweifel erhaben sind.«
    »Vernünftigen Zweifel?«
    »Ich weiß nicht, welcher Zweifel vernünftig ist. Ich persönlich bin mir sicher.«
    »Nicht unbedingt relevant«, bemerkte Rathbone trocken. »Warum würde sich Argyll Havillands Tod so sehr wünschen, dass er bereit wäre, Sixsmith für die Anwerbung eines Mörders zu benutzen?«
    »Seine Kenntnis neuer Gefahren in den Tunneln, deretwegen die Arbeiten eingestellt werden müssten.«
    »Aber ist nicht jede Arbeit gefährlich? Der Einsturz an der Fleet-Kloake war doch verheerend.«
    »Hier ist es speziell die Methode, die so gefährlich ist: aufreißen und zuschütten. Stellen Sie sich nur vor, unter der Erde stürzt ein Stollen ein, womöglich an beiden Enden, und füllt sich rasend schnell mit Wassser – oder schlimmer noch: mit Gas!«
    »Ist Gas denn schlimmer? Ich hätte gedacht, Wasser allein wäre schon übel genug.«
    »Hier handelt es sich um Methangas. Das ist entzündlich. Ein Funke würde genügen, und alles würde in Flammen aufgehen. Wenn es durch die Abwasserleitungen nach oben käme, würde ganz London abbrennen wie vor zweihundert Jahren schon einmal.«
    Rathbone wurde blass. »Gut, ich bin im Bilde, Monk. Wie kommen Sie darauf, dass mehr dahintersteckt als die Wahnvorstellungen eines Verrückten? Argyll würde so etwas doch sicher genauso wenig riskieren wie Havilland oder sonst jemand. Wenn echte Gefahr bestünde, würde er die Einstellung der Arbeiten persönlich anordnen. Wovor hatte er Angst – dass Havilland die Arbeiter abschrecken würde und es zu einem Streik käme? Warum ihm nicht einfach den Zugang zu den Baustellen verbieten? Ist Mord da nicht reichlich unverhältnismäßig, ganz zu schweigen von den Risiken und den Kosten?«
    »Es waren nicht die Navvys, an die sich Havilland wenden wollte, sondern die Behörden. Und das wäre etwas anderes gewesen. Die hätte Argyll nicht so leicht aufhalten können. Selbst eine völlig unbegründete Sorge kann eine Unterbrechung der Grabungen verursachen, die ernsthaften Verzug und enorme finanzielle Verluste zur Folge haben würde. Bei einem skrupellosen Mann, einem, der vielleicht

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