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Das dunkle Labyrinth: Roman

Das dunkle Labyrinth: Roman

Titel: Das dunkle Labyrinth: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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auf einem schmalen Grat zwischen Gewinn und Verlust wandelt oder eine übergroße Investition getätigt hat, könnte das ein Mordmotiv sein.«
    Rathbone runzelte die Stirn. »Aber ein Motiv allein genügt nicht, Monk. Das wissen Sie so gut wie ich. Warum schließen Sie aus, dass es Sixsmith war, wie es doch den Anschein hat?«
    »Weil es Argylls Frau war, die ihrem Vater den Brief schrieb, in dem er aufgefordert wurde, nach Mitternacht im Stall zu sein«, antwortete Monk entschieden. »Auf Argylls Bitte hin.«
    »Und wenn Argyll behauptet, er hätte seine Frau nicht darum gebeten? Sie können sie nicht zwingen, ihn zu belasten. Das ginge gegen ihre Interessen.«
    »Andere werden bezeugen, dass es ihre Handschrift war.«
    »Haben Sie denn den Brief? Davon haben sie nichts gesagt …<
    »Ich habe den Brief nicht. Nur den Umschlag.«
    »Den Umschlag! Um Himmels willen, Monk! Darin hätte ja alles stecken können! Hat jemand den Brief gesehen? Ist der Umschlag abgestempelt?«
    Monk sah seine Felle davonschwimmen. Ihm war klar, dass Rathbone sich absolut rational verhielt und das tat, was seine Pflicht war. Und es war unendlich viel besser, wenn er seine Schwäche jetzt, im vertraulichen Gespräch, bloßstellte als später in aller Öffentlichkeit. Dennoch wurde er wütend und spürte einen Impuls, loszuschlagen. Aber die Selbstbeherrschung zu verlieren wäre kindisch und würde nur Argyll helfen. Diese Überlegung genügte, um seinen Zorn im Ansatz zu ersticken.
    »Der Brief wurde persönlich überbracht«, erwiderte er ruhig. »Aber es besteht kein vernünftiger Zweifel daran, dass der Umschlag den fraglichen Brief enthielt. Havilland hatte schriftliche Vermerke darauf gemacht, und außerdem befand sich der Umschlag noch in der Brusttasche der Jacke, in der Havilland starb. Dort haben wir ihn gefunden.«
    »Hätte er nicht einen anderen Brief enthalten können, der ihm irgendwann früher geschickt worden war?« Rathbone war wirklich gründlich.
    »Er enthielt Notizen zu Geschehnissen, die sich an diesem Tag ereigneten«, sagte Monk voller Zufriedenheit.
    »Gut. Argyll hat ihm also eine Nachricht geschickt. Und wenn man nun seine Frau bittet, einen Eid abzulegen, und sie sagt, es wäre eine Einladung zu einer Dinnerparty eine Woche später gewesen, was haben wir dann?«
    »Eine Frau, die bereit ist, vor zwei Polizeibeamten einen Meineid zu leisten.«
    »Um ihren Mann, ihr Zuhause, ihre Einkommensquelle und Stellung in der Gesellschaft und damit auch ihre Kinder zu retten.« Rathbone verzog die Lippen zu einem düsteren Lächeln. »Keine ungewöhnliche Konstellation, Monk. Und keine, die zu zerschlagen Ihnen leicht fallen oder Sympathien einbringen würde. Bei den Geschworenen würden Sie sich damit jedenfalls nicht beliebt machen.«
    »Sie müssen mich ja nicht mögen, Hauptsache, sie glauben mir«, knurrte Monk.
    »Geschworene werden ebenso von Emotionen wie von der Vernunft gelenkt«, hielt ihm Rathbone vor. »Sie spielen hier ein gefährliches Spiel. Ich kann dafür sorgen, dass Sixsmith als Helfer angeklagt wird, der hinsichtlich des Mordes möglicherweise völlig ahnungslos war – immer in der Hoffnung, daraus genügend Belastungsmaterial gegen Argyll zu gewinnen. Sie aber müssten schon wesentlich mehr vorlegen als bisher.« Sein Gesicht nahm einen etwas gequälten Ausdruck an. »Bisweilen kommt es vor, dass man jeden stellt, nur nicht den wahren Übeltäter. So wie es aussieht, hat sich Argyll gut geschützt. Um an ihn heranzukommen, werden Sie seinen Mann, Sixsmith, zerstören müssen, obwohl dieser vielleicht bis auf die im Geschäftsleben übliche Bestechung völlig unschuldig ist. Sie werden auch Argylls Frau zerstören müssen, die nur tut, was jede Frau täte, um sich ihren Glauben an die Anständigkeit ihres Mannes zu bewahren. Und das muss sie vielleicht sogar, will sie wenigstens halbwegs seelisch gesund daraus hervorgehen. Ganz zu schweigen von ihren Kindern.«
    Monk zögerte. War es das wert? Durfte man über Menschen, deren Vergehen eigentlich nur in gewöhnlichen menschlichen Schwächen bestand, wirklich hinwegtrampeln, nur um an die wahren Schuldigen heranzukommen? Wofür? Rache? Oder um zukünftige Opfer zu schützen?
    »Sie haben jetzt keine Wahl mehr«, sagte Rathbone leise. »Zumindest nicht in Hinblick auf Sixsmith. Ich werde in jedem Fall Anklage führen und aufdecken, was ich an den Tag bringen kann. Sie sehen unterdessen zu, dass Sie diesen geheimnisvollen Mörder aufspüren. Finden Sie

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