Das dunkle Labyrinth: Roman
eher wie Blut aus.«
»Aber selbst wenn es Blut war, heißt das doch nicht, dass er einen Mord begangen hatte«, widersprach Dobie.
Melisandes Augen weiteten sich. »Sie meinen, er könnte sich in Mr. Havillands Stall aufgehalten haben und versehentlich über dessen Leiche gestürzt sein, ohne auf die Idee zu kommen, das zu erwähnen?«
Dobies Gesicht färbte sich rot, und im Gerichtssaal breitete sich verlegenes Kichern aus.
»Bravo«, flüsterte Hester Monk ins Ohr.
Runcorn grinste. Seine Augen leuchteten, seine Wangen glühten.
Dobie versuchte es noch mit einem weiteren Angriff, aber er war am Verlieren. Das sah er wenig später auch ein und gab auf.
Nachdem Rathbone Melisande noch einmal gedankt hatte, rief er den ersten seiner allesamt nervösen und uninteressanten, aber unverzichtbaren Zeugen auf, die die Spur des von Aston Sixsmith an den Mörder gezahlten Geldes darlegen sollten. Und das taten sie auch. Bis ins letzte Detail beschrieben sie jede einzelne Bewegung des Geldes von Argylls Bank bis hin zu seiner Bestimmung. Es war in der Tat eine zähe Befragung und würde den ganzen Rest des Nachmittags in Anspruch nehmen, aber wenn Dobie Einspruch erhob, würde sie wahrscheinlich umso länger dauern.
Als sich das Gericht für eine Pause vertagte, war keine Zeit für private Gespräche. Monk entschuldigte sich bei Hester und eilte Rathbone nach, der über den Gang zu seinem Zimmer ging. »Ich muss mit Sixsmith sprechen«, sagte er in dringendem Ton. »Können Sie das arrangieren? Bringen Sie ihn dazu, dass er mit mir spricht.«
»Wie?« Rathbone wirkte trotz seines Sieges bei Melisande Ewarts Vernehmung erschöpft. »Ich habe mit Engelszungen auf Sixsmith eingeredet – ohne jeden Erfolg. Der Mann ist nach all dem, was ihm geschehen ist, verzweifelt und steht unter Schock. Er arbeitet seit Jahren für Argyll und fühlt sich betrogen.«
»Und das mit Recht«, entgegnete Monk, während beide weitergingen. »Wenn wir beweisen, dass es Mord war, aber nicht zeigen können, dass Argyll derjenige war, der als Auftraggeber dahintersteckte, dann wird Sixsmith dafür am Strick büßen.«
»Schon gut, sagte Rathbone schnell. »Sie brauchen nicht darauf herumzureiten. Aber machen Sie ihm keine falschen Hoffnungen, Monk.« In seinen Augen blitzte eine Warnung auf, wenn nicht sogar Furcht.
»Das habe ich nicht vor«, versprach Monk und hoffte, dass er sein Wort auch würde halten können. »Eher das genaue Gegenteil.«
Es dauerte eine halbe Stunde, bis Rathbone das Treffen in einem am Seitenkorridor gelegenen Zimmer vereinbart hatte. Sixsmith wirkte irgendwie kleiner, als Monk ihn von ihrer letzten Begegnung im Tunnel in Erinnerung hatte. Aber unter seinem Straßenanzug waren immer noch breite Schultern und eine kräftige Statur zu erkennen. Sein Haar war gepflegt, sein Hemd weiß, und seine Hände waren sauber. Von seinen Fingernägeln war kein einziger abgebrochen, was Monk angesichts seiner Arbeitsbedingungen erstaunte.
Er saß, die Hände auf den Tisch gelegt, Monk gegenüber. Sein Gesicht war blass, und er hatte sich beim Rasieren geschnitten. An der linken Schläfe zuckte unaufhörlich ein winziger Muskel. »Was wollen Sie?«, fragte er scharf. »Haben Sie nicht schon genug angerichtet?«
Monk hatte nicht die Zeit, das, was er zu sagen hatte, abzumildern. »Sir Oliver Rathbone kann bis ins Detail belegen, wie das Geld von Argylls Bank zu Ihnen und weiter zu dem Mann gelangte, der Havilland ermordet hat.«
»Wenn Sie glauben, dass ich mich schuldig bekenne, verschwenden Sie nur Ihre Zeit«, stieß Sixsmith zornig hervor. »Genauer gesagt, Sie verschwenden auch meine. Ich habe nie bestritten, das Geld ausgezahlt zu haben! Ich dachte, es diene dazu, eine Meute von Halunken zu bestechen. Sie sollten bestimmten Toshern eine Lehre erteilen, die uns die Arbeit erschwerten, weil sie einem Teil unserer Navvys mit frei erfundenen Gerüchten über nicht verzeichnete unterirdische Gewässer eine Heidenangst einjagten.«
»Dann sagen Sie’s doch!«, forderte Monk ihn auf.
Sixsmith’ Lippen kräuselten sich. »Ich soll zugeben, dass ich Gaunern Geld gegeben habe, damit sie eine Hand voll Männer zusammenschlagen, die uns zur Last fallen? Dafür stecken die mich schneller ins Gefängnis, als ich Luft holen kann! Sind Sie verrückt geworden?«
»Nein, aber Sie! Rathbone wird es sowieso beweisen. Wenn Sie da lebend rauskommen wollen, müssen Sie zugeben, dass Sie die Absicht hatten, jemanden zu bestechen. Es ist ja
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