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Das dunkle Labyrinth: Roman

Das dunkle Labyrinth: Roman

Titel: Das dunkle Labyrinth: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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nichts daraus geworden, sodass es kein Verbrechen im eigentlichen Sinn gegeben …<
    »Es hat einen Mord gegeben!«, schrie Sixsmith. »Wenn das kein Verbrechen ist, was, in Gottes Namen, soll dann eines sein?«
    »Wussten Sie denn, dass ein Mord geplant war?«
    »Nein, natürlich nicht!« Sixsmith’ Stimme war rau, verzweifelt. »Aber ich weiß sehr wohl, dass es gegen das Gesetz ist, Tosher zusammenzuschlagen. Bloß was, zum Teufel, wissen die Herren im Parlament schon über die wirkliche Welt? Würden die je den Rücken krumm machen und einen Tag lang Erde aufhacken, Steine aufeinanderschichten und das Zeug zur Oberfläche raufschaffen? Oder, während oben die Sonne scheint, in einem stinkenden, tropfenden, von Ratten verseuchten Loch wie eines von diesen elenden Viechern herumwühlen, damit der ganze Dreck fortgeschwemmt werden kann?« Er holte tief Luft. Sein Brustkorb hob und senkte sich. »Wir müssen die Tosher loswerden, die ständig diese Angst verbreiten, nur weil sie ihre alten Reviere in den noch vorhandenen Kanälen behalten wollen. Wissen Sie, was das Revier eines Toshers wert ist?«
    »Ja«, sagte Monk scharf. »Und ich weiß, dass sie Veränderungen hassen. Sagen Sie das dem Gericht! Sagen Sie ihm, dass auch Argyll das wusste und das Risiko nicht eingehen konnte, seine Arbeiter verunsichern zu lassen.«
    Sixsmith sah ihn erschöpft an. Man konnte fast meinen, er hätte sich seit Wochen mit denselben Argumenten gequält.
    Dieser Anblick löste bei Monk jäh tiefe Betroffenheit aus. »Es tut mir sehr leid«, sagte er sanft. »Es gibt wenig, was einen Menschen schwerer trifft, als von jemandem verraten zu werden, dem er vertraut hat. Aber Sie haben nicht die Zeit, in Ihrem Schmerz zu verharren. Es geht um Ihr Leben. Sie müssen sich retten, indem Sie nicht nur die Wahrheit sagen, sondern alles auf den Tisch legen.«
    Sixsmith hob den Kopf und bedachte ihn mit einem Lächeln, das kaum mehr war als ein Entblößen der Zähne. »Argyll wird einfach behaupten, er hätte mir das Geld gegeben, um die Tosher zu kaufen, damit sie die Navvys in Frieden arbeiten lassen. Und dann bin ich derjenige, der es benutzt hat, um Havilland umbringen zu lassen.«
    »Was hätten Sie davon gehabt?«
    Sixsmith zögerte.
    »Was hätten Sie davon gehabt?«, wiederholte Monk. »Es ist Argylls Firma, nicht Ihre. Sie haben einen hervorragenden Ruf. Wenn Argyll unterginge, würden Sie binnen Tagen eine neue Stelle finden.«
    »Sie kennen meinen Ruf?« Sixsmith wirkte überrascht.
    »Natürlich. Argyll konnte es sich nicht leisten, zuzusehen, wie Havilland die Arbeit an seinem Tunnel sabotierte. Er muss Kontakt zu dem Mörder aufgenommen haben, aber Sie erhielten den Auftrag, das Geld zu übergeben. Warum hätte er so etwas tun sollen, außer um Sie zu belasten, falls irgendwann doch noch an den Tag käme, dass Havilland ermordet wurde. Das war geplant!«
    Sixsmith blinzelte ein paarmal rasch hintereinander. Seine Züge verzerrten sich in tiefem Schmerz wie die eines Menschen, der sich noch dagegen sträubt zu glauben, was ihm gesagt worden ist.
    »Waren Sie der Erste, der mit dem Mörder gesprochen hat?«, setzte Monk nach. Es gefiel ihm nicht, dass er Sixsmith mit Gewalt darauf stieß, doch dessen Leben konnte davon abhängen. »Oder hat Argyll das Treffen vereinbart und Ihnen das Geld gegeben, damit Sie es weiterreichen?«
    »Natürlich hat er das getan«, flüsterte Sixsmith.
    »Wissen Sie, wer der Mörder ist? Wissen Sie, wo er jetzt anzutreffen ist? Oder wissen Sie sonst irgendwas über ihn?«
    »Nein.« Sixsmith starrte Monk an. »Nichts.«
    »Wer hat Mrs. Argyll gebeten, ihrem Vater zu schreiben und ihn zu bitten, um Mitternacht in den Stall zu kommen?«
    Sixsmith’ Augen weiteten sich. »Sie glauben, dass es wirklich einen Brief gab? Hat ihn jemand gesehen?«
    »Ja, ich glaube, dass es einen gab«, antwortete Monk. »Sie hat es zugegeben, aber wir können sie nicht dazu zwingen, gegen ihren Mann auszusagen.«
    Sixsmith ließ den Kopf in die Hände sinken, als hätte ihm jemand Hoffnung gemacht, nur um sie ihm wieder zu rauben.
    »Wir können versuchen, ihr zuzureden.« Monk wünschte sich von Herzen, Sixsmith die Kraft zum Weitermachen zu geben. »Um Ihrer selbst willen«, bedrängte er ihn, »sagen Sie die Wahrheit über das Geld! Sagen Sie Dobie alles!«
    »Er kann nicht helfen«, murmelte Sixsmith. »Das glaubt er nur, aber er ist jung und bildet sich ein, er könne immer gewinnen. Diesmal aber nicht. Argyll hat sich

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