Das dunkle Labyrinth: Roman

Titel: Das dunkle Labyrinth: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry

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oberflächlicher Kenntnisse so ähnlich wie Hester vorstellte? Oder brach er etwa mit Durbans Grundsätzen, der seinetwegen gestorben war und ihm in blindem Vertrauen seine Stelle übertragen hatte? Durban musste Farnham etwas höchst Bemerkenswertes erzählt haben, dass dieser sich auf eine bloße Empfehlung verließ! Monk hatte einen ausgezeichneten Ruf, was die Aufklärung von Verbrechen betraf, und den hatte er sich auch verdient. Doch hinsichtlich der Fähigkeit, Menschen zu führen, war sein Ruf miserabel. Und auch das traf zu. Er flößte eher Furcht ein und erwarb eher Bewunderung für seine Fähigkeiten als Treue aufgrund seiner Persönlichkeit, erntete eher Abneigung als Freundschaft. Das waren Tatsachen, die zu akzeptieren ihn seine Erkenntnisse über die eigene Vergangenheit bei der Metropolitan Police gezwungen hatten.
    Dann wiederum stand er bei Hester im Wort, und wenn er dieser Sache nicht auf den Grund ging, würde sie es tun. Sie würde zwar nichts sagen, aber sie wäre von ihm enttäuscht.
    »Dachten Sie eigentlich in dem Augenblick, sie wäre gesprungen?«, fragte er Orme.
    Der Sergeant blinzelte. »Schon eine komische Methode, die Sache so im Rückblick anzuschauen. Hm, sie rang mit dem jungen Argyll. Sie meinen, ob er versucht hat, sie zurückzuhalten, oder ob er dafür sorgen wollte, dass sie fällt? Wieso? Weil sie ihm den Laufpass gegeben hatte? Das ist ein bisschen …« Er hob hilflos die Hände, als ihm die passende Formulierung einfach nicht einfallen wollte.
    »Nein«, sagte Monk, »weil sie den Beweis für eine drohende Gefahr suchte, einen Beweis, von dem sie glaubte, dass ihr Vater drauf und dran gewesen war, ihn zu entdecken.«
    »Aber Sir, warum sollten sie so was überhaupt tun? Kommt mir irgendwie albern vor. Kein Mensch will einen Einsturz. Kostet Unsummen, so was zu reparieren. Und Argyll hat den Ruf, ein Mann zu sein, der an seinen Pennys hängt, und zwar an jedem einzelnen.«
    »Glauben Sie?«
    »Ja, Mr. Monk. Ich hab mich ein bisschen umgehört. Nur wegen des armen Mädchens. Dieser Mr. Argyll hat seine Schäfchen im Trockenen. Aber bei ihm hat alles seine Ordnung, und er is’ nich’ unvorsichtig. Keine großen Unfälle, nur die üblichen, die es bei allen gibt. Wenn es gar nix von dieser Art gäbe, dann hätte ich vermutet, dass sie was verbergen. Aber sie arbeiten verdammt schnell und schieben deshalb einen ganz schönen Batzen von dem großen Geld ein. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie zu demjenigen nett sind, der ihre Methoden anzweifelt.«
    »Aber Sie sind auf nichts Hässliches gestoßen?«
    »Nein. Und ich hab gründlich hingeschaut.« Warum, das brauchte er nicht zu erklären. »Sie machen noch ein bisschen länger weiter, Sir?«
    »Ein bisschen.« Monk zwang sich, Orme zu vertrauen, und konnte nur hoffen, dass er das später nicht bedauern würde. Vielleicht wollte Orme lieber nichts wissen. Distanz zu wahren, wäre womöglich bequemer und sicherer. Doch Monk wischte seine Befürchtungen weg. »Meine Frau wurde von jemandem angesprochen, der offenbar einen verheerenden Wassereinbruch befürchtet.« Über Hesters Engagement in der Klinik in der Portpool Lane brauchte Orme nicht Bescheid zu wissen, ebensowenig, dass dieser Jemand ein Rattenfänger war. »Er hat ihr einen von den großen Tunneln gezeigt, eine Stelle weit unten. Der Mann kannte sämtliche unterirdischen Flüsse und Quellen und äußerte die Befürchtung, dass die Tunnelbauer zu schnell arbeiten.«
    Orme hörte gebannt und mit wachsender Sorge zu.
    »Sie hat ihm versprochen zu helfen, wenn sie kann«, fuhr Monk fort. »Sie hat dann den Abgeordneten ausfindig gemacht, der im Parlament damit befasst ist, und hat ihn aufgesucht.« Er ignorierte Ormes verblüffte Miene. »Offenbar war Mary Havilland schon bei ihm gewesen und hatte sowohl ihn als auch seine Frau sehr für sich eingenommen. Sie sind über ihren Tod zutiefst betroffen. Sie waren schon vorher darüber informiert, und ihnen ist sehr daran gelegen, sich mit aller Kraft für eine Reform einzusetzen, falls es Beweise für eine echte Gefahr gibt.«
    »So, so.« Orme lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Sie war also tatsächlich hinter was her.« Plötzlich begannen seine Augen zu schimmern. Er blinzelte und wandte sich ab, als brauchte er Schutz vor Monks Blick.
    Monk selbst empfand tiefere Gefühle, als er eigentlich wollte. Es wäre leichter für ihn gewesen, wenn Orme ihm widersprochen hätte, dann hätte er sich aufregen können, und