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Das dunkle Labyrinth: Roman

Das dunkle Labyrinth: Roman

Titel: Das dunkle Labyrinth: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Beine oder werden zermalmt?«, schnaubte Rose. »Bestimmt …« Sie verstummte und sah Hester hilfesuchend an.
    Hester schwieg. Applegate hatte Recht. Es gab Zigtausende wie Andy Collard: stolz, wütend, stur, verzweifelt. Er war eben einer von denen, die schon verletzt worden waren, mehr nicht. Sie erhob sich. »Danke, Mr. Applegate. Ich werde mein Möglichstes tun, um den Beweis zu erbringen, den Mary Havilland suchte. Sobald ich etwas habe, komme ich wieder.«
    »Oder wenn wir Ihnen helfen können«, fügte Rose hinzu. »Vielen Dank für Ihren Besuch, Mrs. Monk.«
     
    »Nein!«, sagte Monk bestimmt, als Hester ihm am Abend alles erzählte. » Ich untersuche den Fall, bis ich weiß, was mit Mary Havilland und ihrem Vater geschehen ist.«
    »Aber wenn nichts unternommen wird, gibt es eine Katastrophe, William«, hielt sie ihm eindringlich vor Augen. »Erwartest du wirklich, dass ich mich einfach zurücklehne und es geschehen lasse?« Sie wollte ihren Verzicht auf ihr Engagement für die Klinik in der Portpool Lane jetzt nicht ins Gefecht führen, aber das blieb auch unausgesprochen ein Thema zwischen ihnen.
    Sie standen in der Küche. Das Geschirr war abgeräumt, und auf dem Herd dampfte das Wasser im Kessel. Sie hatte Tee kochen wollen, ließ sich jetzt aber in ihrem Gefühlsüberschwang davon ablenken.
    »Hester, Mary Havilland wurde vielleicht ermordet, weil sie genau daran gehindert werden sollte!«, rief er wütend. »Um der Liebe des Himmels willen, ist das nicht genau das, was du mir soeben gesagt hast?«
    »Natürlich kann ich das nicht ausschließen«, entgegnete sie. »Hast du jetzt etwa auch vor, deine Ermittlungen einzustellen?«
    »Ob ich …? Natürlich nicht! Was hat das damit zu tun? Und nimm endlich den gottverdammten Kessel vom Herd, bevor er explodiert! Sonst gibt es nicht nur in den Abwasserkanälen eine Katastrophe!«
    Wütend stieß sie den Wasserkessel von der Herdplatte, um ihn gleich wieder zu vergessen. »Es hat sehr wohl damit zu tun!« Ihre Stimme war jetzt nicht minder laut als seine. »Du kannst dein Leben jeden Tag riskieren, aber wenn ich etwas tun will, woran ich glaube, dann darf ich das nicht, weil du zu dem Schluss kommst, dass es gefährlich sein könnte? Ich werde doch nur Fragen stellen!«
    »Das ist etwas ganz anderes! Du bist eine Frau. Ich bin in der Lage, mich zu verteidigen.« Er sagte das in einem Ton, als wäre es eine unumstrittene Tatsache. »Du dagegen nicht.«
    Sie atmete scharf ein. »Du aufgeblasener ….« Sie unterbrach sich aus Furcht, zu viel zu sagen, wenn sie ihrer Frustration freien Lauf ließ. Stattdessen zwang sie sich zu einem Lächeln. »Danke, dass du dich um mich sorgst. Das ist wirklich lieb von dir, aber vollkommen unnötig. Ich werde sehr taktvoll sein.«
    Einen Moment lang dachte sie, er würde einen Wutanfall bekommen. Doch plötzlich fing er an zu lachen und lachte immer heftiger, bis er ins Keuchen geriet.
    »Das ist überhaupt nicht lustig!«, fauchte sie und drehte sich zum Wasserkessel um.
    »O doch!«, erwiderte er und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Seit deiner Geburt bist du noch nicht einen Tag taktvoll gewesen.« Er ergriff sie sanft, aber mit solcher Kraft an den Schultern, dass sie sich ihm nicht entziehen konnte. »Und du wirst nicht Mary Havillands Spuren folgen und Beweise dafür suchen, dass der Einsatz der Maschinen gefährlich ist!«
    Daraufhin erwiderte sie nichts mehr. Stattdessen nahm sie den Wasserkessel in die Hand, nur um festzustellen, dass fast alles Wasser verdampft war. Sie würde den Henkel abkühlen lassen müssen, bevor sie ihn wieder füllte. »William«, sagte sie sanft, »ich fürchte, der Tee wird noch ein bisschen warten müssen. Soll ich ihn dir bringen, wenn er fertig ist?« Falls er glaubte, dass das ein Eingeständnis ihrer Niederlage oder ein Zeichen von Gehorsam darstellte, war dies nicht der richtige Zeitpunkt, um ihn eines Besseren zu belehren.
    »Danke«, sagte er, »gute Idee.« Damit wandte er sich ab und ging ins Wohnzimmer zurück.
    »Also wirklich!«, murmelte sie in sich hinein, war aber fürs Erste froh, dass ihr Streit vorbei war und sie die Gelegenheit bekommen hatte, die Kontrolle über ihre Gefühle zurückzugewinnen.

4

    Während die Fähre durch das unruhige Wasser pflügte, saß Monk im Heck und lächelte vor sich hin. Wellen klatschten gegen die Seiten des kleinen Boots, der nasskalte Wind fand einen Weg zwischen Mantelkragen und Schal und ließ Wangen und Arme

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