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Das dunkle Lied des Todes

Das dunkle Lied des Todes

Titel: Das dunkle Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjarne Reuter
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tranken in der Küche Kaffee und der Schulleiter setzte seinen Bericht über seine Irrfahrten in der Wildnis fort. Die Geschichte war lang und reich an Einzelheiten. Eva war das nur recht. Jetzt konnte sie aufwachen oder, genauer gesagt, ausschlafen.
    »Wir hatten eine Nachtwanderung«, sagte Bromsen, dessen Augen über seine Wangen hingen.
    Kelberg sagte, Nachtwanderung sei eine hervorragende Idee und er persönlich habe alle Orientierungsläufe gewonnen, an denen er als Knabe teilgenommen habe.
    »Ich war ja kein schlechter Athlet, ob ihr’s glaubt oder nicht. Aber sonst geht es euch gut? Du siehst ein wenig müde aus, Eva.«
    »Wir haben nicht geschlafen. Vielleicht liegt es daran.«
    »Aber ihr Lieben, und dann komme ich und bitte um Kaffee. Aber was ist es hier prachtvoll. Wonach riecht das denn?«
    »Nach Gewürznelken«, murmelte Eva.
    »Du hast recht«, der Schulleiter schlug die Hände zusammen. »Weihnachten im alten Kaufmannshaus. Das ist ein Grundstück, das für Menschengeld nicht zu kaufen ist, und das Haus ist ja ziemlich gut erhalten, soweit ich sehen kann. Ein wenig feucht vielleicht, aber das ist euch sicher nicht aufgefallen. Und die Kinder, haben die sich gut benommen?«
    »Ja«, murmelte Eva. »Das kann man wohl sagen.«
    Kelberg beugte sich zu Bromsen vor und schenkte sich Kaffee nach.
    »Das ist eine Musterklasse, solche Schüler bekommt man nur ein Mal in seiner Karriere. Ich weiß noch, wie ich zu Frau Wagner gesagt habe, sie sei ein privilegierter Mensch, weil sie mit so viel Talent zu tun hatte. Aber daswar ihr natürlich klar. Sie nannte sie ihre auserwählte Schar. Und singen können sie auch. Auch wenn mehrere Jungen jetzt wohl im Stimmbruch sind. Aber der kleine Gustav, der zwitschert ja wie ein Vollbluttenor. Es ist unglaublich, was Wagner aus ihm herausgeholt hat.«
    Eva schaute ins Leere. »Denkst du an seine Bettnässerei?«
    Kelberg schielte zu Bromsen hinüber. »Bettnässerei?«
    »Ja, die hat erst nach ihrem Tod aufgehört.«
    »Ja, aber das kann man Frau Wagner ja wohl nicht anlasten. Nein, wir wollen hier sachlich sein, Eva, und es ist ja, wenn ich das richtig verstanden habe, ein abgeschlossenes Kapitel. Sie haben ihre Lehrerin über alles geliebt. Ich würde sogar behaupten, sie haben sie angebetet.«
    Eva legte den Kopf in den Nacken und schaute zur Decke hoch. Ihr war bewusst, dass ihre Müdigkeit sie um den gesunden Menschenverstand brachte.
    »Sie waren außer sich vor Angst. JB, Vibe, Vanessa, Gustav, Johan und Filip, sogar Franz Malbeck. Sie waren so außer sich vor Angst, dass sie Zwangsvorstellungen und Phobien entwickelt haben, psychosomatische Krankheiten, chronische Magenschmerzen und entsetzliche Essstörungen. In der sechsten Klasse wog Julius Blumendorph achtzig Kilo, und heute, in einem Alter, in dem das Leben ein einziges großes Fest sein sollte, sitzen Vanessa und Thomas in ihren Kammern und schuften von morgens bis abends wie zwei verstörte Affen.«
    Eva wurde leiser.
    »Wenn man den Namen Wagner nennt, hat Thomas Zuckungen im ganzen Gesicht und Vibe redet nur noch düstere Dinge.«
    »Aber Eva«, lachte Kelberg. »Ich kann hören, dass ihr nicht viel geschlafen habt.«
    »Sie hat die Klasse ihre Handpuppen genannt. Sie hatte sie alle in ihrer Hand. Sie war ein Dämon.«
    »Nein, jetzt hören wir aber auf.« Kelberg rappelte sich auf. »Morgen, wenn wir geschlafen haben, sehen wir das alles mit ganz neuen Augen. Lass die Sonne niemals über deinem Zorn untergehen. Das hat mein Vater immer gesagt.«
    Eva kehrte ihm den Rücken zu.
    »Sprich mit dem Schulpsychologen, Willy, sechs gehen regelmäßig hin und erst in diesem Jahr konnte Gustav mit den Antidepressiva aufhören. Das ist die Wahrheit über Frau Wagner.«
    Der Schulleiter schaute sich mit verkrampftem Lächeln um.
    »Kann man hier vielleicht ein Zimmer bekommen?«
    Sie brachten ihn in einer kleinen Kammer neben der Küche unter, die eigentlich ein Abstellraum war. Dort standen ein Diwan, ein alter Korbsessel und ein Regal ohne Bücher.
    Sie verabredeten sich zum Frühstück um neun, um dann um zehn nach Gormsby zu fahren.
     
    Sie sitzt hinter ihrer schwarzen Sonnenbrille im Bus. Nach vier Stunden Schlaf, drei Tassen Kaffee und zwei Aspirin. Vorne reden Bromsen und Kelberg über skandinavische Briefmarken. Das hat sich als gemeinsames Interesse herausgestellt, obwohl Eva Bromsen im Verdacht hat, nur so zu tun.
    Sie fahren vorbei an den drei gedrungenen Mühlen und dem finnischen Kaufladen und

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