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Das dunkle Lied des Todes

Das dunkle Lied des Todes

Titel: Das dunkle Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjarne Reuter
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Erwartungen nicht entsprachen. Zahlreiche Schüler waren unter ihrem Taktstock zerbrochen. Nur die stärksten und begabtesten überlebten.
    Sesam hat sich wieder geschlossen.
     
    Die Nacht war still, die Nacht war sanft. Nicht ein Wind regte sich. Es fing jetzt an, hell zu werden.
    Eva schwang die Beine aus dem Bett, ging ans Fenster und schob den Vorhang zur Seite. Sah sie sofort. Sie gingen in der roten Morgensonne durch das seichte Wasser. Hatten die Hosen hochgezogen und sahen so aus, wie sie waren: ein Junge und ein Mädchen, endlich allein. Vielleicht suchten sie Bernstein, vielleicht sprachen sie über ihre labile Lehrerin oder über das Seidentuch, das siemiteinander verband. Wahrscheinlich aber sprachen sie über sich selbst.
    Anders und Betty passten zusammen wie Wellen vor einem Strand. Und sie teilten ein Geheimnis, das das älteste auf der Welt war.
    Eva legte sich wieder ins Bett und stellte fest, dass sie wohl kaum noch einmal einschlafen würde. Sie schloss die Augen und dachte an die Tauben auf dem Dachfirst, das Schlagen der Kirchturmuhr und den Schatten der Rosskastanien. Den Duft von frisch gemähtem Gras.
    Es war fünf Uhr und es klopfte an der Haustür.

11
    Zwei waren sehr laut, ansonsten waren sie auch nicht schlimmer als andere Kinder in diesem Alter.
    Gurli, Angestellte in der Cafeteria
     
    Sie standen in der Halle, Eva und Lars Bromsen. Sprachen darüber, wer wohl so früh am Morgen vor der Tür stehen könnte. Die Unruhe des Augenblicks hatte für einen Moment ihre angespannte Beziehung in den Hintergrund gedrängt. Es war jedenfalls deutlich zu sehen, dass es den sonst so selbstsicheren Lars Bromsen nervös machte, um fünf Uhr morgens durch Klopfen geweckt zu werden. Er fragte, ob Eva Besuch erwarte. Das sollte freundlich klingen oder bestenfalls wie ein Witz, aber der Tonfall deutete an, dass Bromsen wie Eva empfand, die am liebsten einfach nach oben gegangen wäre, um sich wieder unter der Bettdecke zu verkriechen.
    Sie starrte den Schlüssel im Schloss an, in dem Bewusstsein, dass sie die Tür öffnen müsste, wenn die also geöffnet werden sollte.
    Bromsen räusperte sich.
    »Vielleicht hat sich jemand verirrt.«
    »Das glaubst du doch selbst nicht.«
    »Oder ein Gespenst oder unser finnischer Kaufmann.«
    »Vielleicht eine Mischung aus allem. Das Problem ist«, Eva verstummte und kehrte Bromsen den Rücken zu, »das Problem ist, dass ich immer schon Probleme mit Türen hatte. Man weiß nie, was auf der anderen Seite wartet.«
    Wieder wurde geklopft. Diesmal etwas fester.
    Eva packte den Schlüssel.
    »Bist du so weit, Bromsen?«
    »So weit wie du.«
    »Ich bin nicht sehr weit.«
    »Da bist du nicht die Einzige.«
    »Fühlst du dich noch immer wohl in diesem Haus?«
    »Das ist schon ein besonderes Haus, das gebe ich zu.«
    »Es verändert sich, Bromsen.«
    »Es verändert sich?«
    »Es verwandelt sich. Vor unseren Augen.«
    »In was verwandelt es sich?«
    »In ein Schiff.«
    Eva öffnete die Tür.
    Draußen stand Willy Kelberg.
    Ein wenig kleinlaut, ein wenig schuldbewusst und wie immer nicht richtig willkommen.
    »Ja, guten Morgen, muss man wohl sagen. Und entschuldigt die frühe Stunde«, er trat ein, »die Sache ist die, dass ich   … ja, aber ihr wohnt ja prachtvoll, was für ein Treppenhaus, ganz zu schweigen von   … nein, die Sache ist die, dass ich   … habe ich euch geweckt? Ja, natürlich habe ich das«, der Schulleiter legte seine karierte Schirmmütze auf die Bank, »aber ich hatte ja eine Landkartedabei, ich habe keine Ahnung, wie das passiert ist, normalerweise habe ich einen hervorragenden Ortssinn, aber Burgsvig ist leider nicht eingezeichnet. Ich bin um sieben nach dem Abendessen losgefahren, es war ein köstlicher Kalbsbraten   … und habe nach einigen Stunden gehalten, um eine Ruhepause einzulegen. Ich muss wohl eingeschlafen sein. Jedenfalls war es nach vier, als mich Ortsansässige geweckt haben. Zum Glück war da ein Kaufmann, der mir den Weg hierher erklären konnte.«
    Eva sah Bromsen an.
    »Hat der Kaufmann in Burgsvig um vier Uhr morgens auf?«
    »Ja, darüber habe ich auch gestaunt. Er hatte sogar die Zeitung von heute. Auf die mag man schließlich nicht verzichten. Aber was ist denn das da für ein Negerdingsbums?«
    Eva sagte, das Negerdingsbums sei eine afrikanische Sammelbüchse von einer Missionsstation.
    »Er verdreht die Augen, wenn man ihn mit Münzen füttert«, sagte Bromsen.
    »Genau wie mein Bankberater«, murmelte Kelberg.
     
    Sie

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