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Das dunkle Lied des Todes

Das dunkle Lied des Todes

Titel: Das dunkle Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjarne Reuter
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verständlich machen.«
    Eva kehrte ihm den Rücken zu.
    »Du bist einfach grauenhaft.«
    »Ach, Jesus Christus, mein Name ist nicht Elmer, sondern Edmond. Edmond Dantès, und ich bin unschuldig eingekerkert worden.«
    »Könntest du vielleicht einen Moment lang ernst sein?«
    Er fing an zu singen: »Oh, give me a home where the buffalo roam   …«
    »Halt den Mund, du Idiot, und sieh mich an. Was hast du gemampft, als du zurückgekommen bist?«
    »Home, home on the range   …«
    »Julius!«
    »Wusstest du, dass das 1932 vor Roosevelts Tür gesungen wurde, nachdem er zum Präsidenten der USA gewählt worden war? Ich frage, hast du das gewusst, Eva Bergman? Du hast die Wahl zwischen ja, nein und weiß nicht.«
    »Was hast du gegessen? Antworte oder ich reiß dir das Ohr ab.«
    »Dann tu’s doch, verbrenn mir die Fußsohlen, reiß mir die Nägel aus, stich mir die Augen mit benutzten Zahnstochern aus. Es war eine Jupiterstange.«
    Eva nickte.
    »Soso, eine Jupiterstange. Ich gehe davon aus, dass du Fachmann auf dem Gebiet bist?«
    »In aller Bescheidenheit, ja. Vor allem, was den sich in schwedischem Besitz befindlichen, aber in den Niederlanden produzierten Ceulemans-Konfekt angeht.«
    »Wann hast du zuletzt eine Jupiterstange gesehen?«
    Blumendorphs ansonsten so träges Gesicht glühte plötzlich vor Begeisterung.
    »Genau«, sagte er. »Die werden nämlich seit hundert Jahren nicht mehr produziert. Ich habe nur danach gefragt, um ihm einen kleinen Streich zu spielen.«
    »Wem?«
    »Na, diesem Geistesmongo oben in Burgsvig. Was darf es sein?, fragte er. Eine Jupiterstange, sagte ich. Und verdammt, er hatte wirklich welche. Also habe ich drei gekauft. Die erste schmeckte vorzüglich, bei der zweiten wurde mir schlecht, die dritte war ganz in Ordnung.«
    Eva öffnete die Tür.
    »Danke, Blumendorph, das wäre alles.«
    »Wann darf ich rauskommen?«
    »In zwanzig Jahren. Ich schicke Bromsen mit einem Löffel hoch, mit dem du dich nach draußen graben kannst. Bis dann, Dantès.«
    Eva schloss die Tür und hörte ihn grölen:
    »Home, home on the range, where the deer and the antelope play   …«
    Danach ging sie auf ihr Zimmer und lehnte die Stirn gegen die Wand.
    »Du taugst zu nichts, Evchen.«
    »Nein, da hast du recht. Ich brauche meinen Liebsten.«
    »Und wie heißt der?«
    »Er heißt Jim.«
     
    Sie traf Bromsen in der Halle. Er stand dort mit Kelberg. Es stellte sich heraus, dass der Schulleiter sie verlassen musste.
    »Ich habe morgen früh einen Termin beim Bürgermeister«, sagte er und rückte die Schirmmütze schräg.»Dabei wäre ich so unendlich gern geblieben. Das Haus ist doch ein Traum. Danke, ich finde allein hinaus.«
    Der Schulleiter drehte sich im Windfang um und schien schon eine Rede halten zu wollen, verzichtete dann aber, nickte und ging vornübergebeugt zum Auto, wo ein Windstoß ihm die Mütze vom Kopf riss. Es sah wahnwitzig aus. Die Rotkarierte sah aus wie ein selbstständiges Wesen auf der Flucht vor seinem Besitzer, der die Jagd nach zehn Metern aufgab. Er rief irgendetwas, zuckte resigniert mit den Schultern und setzte sich ins Auto, ließ den Motor an und fuhr los.
    Bromsen schloss die Tür.
    »Was ist denn in den gefahren?«
    »Ich glaube, er hat kalte Füße bekommen.«
    »Vielleicht hat er einen Wink mit dem Zaunpfahl bekommen.«
    Eva zuckte mit den Schultern.
    Bromsen lehnte sich an den Türrahmen.
    »Woran denkst du, Bergman?«
    »Ich denke, wie schön es ist, ihn los zu sein, und dass ich vor dem Essen einen steifen Whisky vertragen könnte.«
    »Ich dachte, wir müssten jetzt kaltes Blut bewahren?«
    »Wieso glauben Männer immer, dass es klug ist, kaltes Blut zu bewahren? Wer sagt denn, dass es nicht besser ist, es warm zu halten?«
    Bromsen machte eine resignierende Handbewegung.
    »Ich fahre gern welchen kaufen. Wenn es in Burgsvig also Whisky gibt.«
    Eva schüttelte den Kopf, schob die Hand in die Tasche und zog die Autoschlüssel hervor.
    »Ich bin schon fast unterwegs.«
     
    Zwischen Haus und Kaufmann lagen nur drei Kilometer, aber der Wind war so stark geworden, dass sie nur sehr langsam fahren konnte. Die ohnehin schon arg gebeutelten Bäume krümmten sich im Wind, und als Eva vor der Zapfsäule hielt, fielen die ersten Regentropfen auf die Windschutzscheibe.
    »Bourbon«, sagte sie. »Oder egal was. Irgendein Südstaatenwhisky.«
    Er kam aus dem Hinterzimmer und musterte sie mit seinem üblichen Phlegma.
    »Wie kann ich behilflich sein?«
    Eva legte die Hände

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