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Das dunkle Lied des Todes

Das dunkle Lied des Todes

Titel: Das dunkle Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjarne Reuter
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Flügelschlag der Geschichte. Aber du hattest sicher zu viel zu tun, um das zu bemerken, kleine Bergman?«
    »Nein, mir ist schon aufgefallen, dass es nicht so ist wie zu Hause, großer Kelberg.«
    Der Schulleiter beugte sich zu Eva vor und senkte die Stimme.
    »Aber du kannst doch nicht übersehen haben, dass das Haus ziemlich maritim wirkt? Das ist mir als Erstes aufgefallen, als ich zur Tür hereingekommen bin. Dieses maritime Gefühl.«
    »Du bist wirklich ein sehr guter Beobachter, Willy.«
    »Ja, das war ich wohl immer schon«, Kelberg legte die Fingerspitzen aneinander. »Ich habe sogar schon mit dem Gedanken gespielt, meine Memoiren zu schreiben. Habe schon einige Notizen gemacht. Das Buch soll inHaderslev anfangen, wo ich aufgewachsen bin. Meine Mutter war Hausfrau, mein Vater arbeitete in der Ziegelei. Ich habe von einem Leben als Entdeckungsreisender geträumt. Das hat seine Gründe, ich habe nämlich jeden Morgen Haferbrei gegessen. Ich weiß nicht, ob dir der Name Jørgen Bitsch etwas sagt?«
    »Nicht direkt.«
    »Der Autor des Buches
Vom Kilimandscharo zu den Pyrenäen
. Bitsch hatte eine Ausbildung als Lehrer gemacht, ehe er zum Globetrotter wurde. Ich bin ja auch viel gereist. Im vorigen Jahr war ich mit meiner Frau auf Madeira. Aber was meine Kindheit in Haderslev angeht   …«
    Eva bat um Entschuldigung und rief die Kochgruppe zusammen. Erinnerte sie daran, dass es Zeit war, loszulegen.
    In diesem Moment kam Bromsen mit drei Dortmundern zurück.
    »Ach, danke«, sagte Kelberg. »Gibt es hier also Starkbier.«
    Bromsen stellte die Flaschen zwischen ihnen auf den Tisch.
    »Das war das einzige, was der Kaufmann hatte.«
    »Ach ja, der Kaufmann«, lachte Kelberg, »herrlicher Typ, spricht er nicht ein wenig Finnisch? Ihr solltet eine Expedition zu den drei Windmühlen machen. Das ist doch das pure Wikingererbe. Wusstest du, Bromsen, dass Burgsvig vor Urzeiten eine wichtige Wetterstation war?«
    Eva hörte nicht, was Bromsen antwortete, sondern setzte ihre Sonnenbrille auf und dachte an eine ruhige Nacht und an den Geschmack des Jim Beam in ihrer Jugend. Nichts ging über ein Glas Bourbon und eine zerknautschte Cecil nach einem eiskalten Bad im Meer. Sie dachte an die Zeit, als sie als junge Frau beim Sommerhaus ihrer Eltern am Strand gesessen und mit ihrem Freund Jim Beam gepichelt hatte.
    Kelberg beugte sich zu Bromsen vor.
    »Warst du schon mal in Haderslev, Lars Bromsen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Das ist eine Schande, es ist eine großartige Stadt. Eine Garnisonsstadt mit vielen gut erhaltenen Gebäuden aus der Renaissance. Ja, Haderslev wurde 1326 erstmals urkundlich erwähnt. Die Marienkirche stammt aus dem 13.   Jahrhundert. Ich habe die Starupschule besucht und bekam nach der mittleren Reife 1956 einen kleinen Silberlöffel als Belohnung. Wenn man durch die Hauptstraße geht, spürt man sofort   …«
    Eva schloss die Augen und stellte sich die Inseln vor: Tristan da Cunha. Liegt im Atlantischen Ozean, besteht aus vier Inseln, 116   Quadratkilometer, 323   Einwohner. Die Hauptinsel besteht aus einem 2069   Meter hohen Vulkan. Wichtige meteorologische Station und gefährliches Fahrwasser für Schiffe.
    Diese Informationen stammten aus dem Lexikon des Hauses.
    »Bermuda«, sagte sie.
    »Warum redest du plötzlich von Bermuda?«, fragte Kelberg. »Hier ist die Rede vom Teich von Haderslev.«
    Eva nahm die Sonnenbrille ab.
    »Was ist eigentlich das Bermudadreieck?«
    »Ach, das ist doch der pure Unsinn«, lachte der Schulleiter.
    »Aber worum geht es dabei?«
    Bromsen klemmte sich sein Bier zwischen die Beine.
    »Es geht um ein Meeresgebiet zwischen Florida, Puerto Rico und Bermuda, wo eine große Anzahl von Schiffen und Flugzeugen spurlos verschwunden ist.«
    »Aber Flugzeuge können doch nicht verschwinden«, lachte Kelberg, »Dinge verschwinden nicht. Falls das nicht Spielberg erfunden hat. Mit seinen ganzen Ufo-Filmen.«
    »Ja, was sagst du, Kleine?«
    »Ich sage, dass wir JB nicht finden können.«
    Eva stellte ihr Glas hin und sagte, es wundere sie gar nicht, da Julius zur Kochgruppe gehöre.
    »Oh Gott«, kicherte Kelberg, »Blumendorph ist und bleibt ein Drückeberger.«
    »Aber er ist nirgendwo. Auch nicht in seinem Zimmer«, sagte Vanessa.
    Bromsen stand auf.
    »Menschen verschwinden nicht«, sagte er. »Vielleicht macht der gute Julius einen Spaziergang.«
    »JB geht nicht spazieren«, sagte Vanessa.
     
    In der nächsten Stunde suchten sie überall, aber von Julius Blumendorph

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