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Das dunkle Lied des Todes

Das dunkle Lied des Todes

Titel: Das dunkle Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjarne Reuter
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worden sein?«, flüsterte Kelberg.
    »Das befürchte ich ja gerade«, sagte Bromsen.
    Franz schüttelte den Kopf.
    »Ich kapier das nicht, Julius hat doch eine Schweineangst vor Wasser.«
    »Wieso ist er dann hineingesprungen?«, fragte Eva.
    »Das weiß ich nicht«, murmelte Franz.
    »Weil du ihn gezwungen hast«, rief Bromsen.
    »Ich hab ihn zu gar nichts gezwungen«, sagte Franz. »Ich wollte meine Taucherbrille holen. Das hab ich doch schon gesagt.«
    »Aber hast du nicht gesagt, dass er Angst vorm Wasser hat?«
    Franz schaute weg.
    »Er kann nicht da unten sein«, flüsterte er. »Das kann er nicht. Julius tut so was nicht. Er hasst Wasser.«
    Eva sah Kelberg an und er fragte, was zum Teufel sie jetzt machen sollten.
    Bromsen sagte, sie brauchten Fachleute. Eine Rettungsmannschaft.
    Eva bekam eine Gänsehaut.
    »Aber es ist über zwei Stunden her«, flüsterte sie. Kelberg verdrehte die Augen.
    »Ich habe ein immer schlechteres Gefühl«, sagte er.
    Eva sagte, sie wolle ihr Telefon aus dem Auto holen.
    »Wir müssen doch anrufen«, sagte sie.
    »Aloha in Hawaii.«
    Er stand in seiner üblichen Kutte und der kleinen speckigen Schirmmütze mit dem Eishockey-Logo bei der Treppe. Grinsend, fett und kein bisschen nass.
    »Möchte hier irgendwer eine Antiquität kosten?«
    Eva marschierte auf ihn zu.
    »Wo in aller Welt hast du denn gesteckt?«
    »Im Laden. Arschweit zu laufen. Und bei dem Dreckswetter noch dazu.«
    »Was wolltest du im Laden?«
    »Ich hatte plötzlich ein bisschen Hunger. Mein Blutzucker ging nach unten.«
    Eva schüttelte ihn.
    »Und du bist nicht auf die Idee gekommen, irgendwem von uns Bescheid zu sagen, ehe du gegangen bist?«
    »Ihr habt doch mit den Drachen gespielt, und das kann ich nicht ausstehen. Kapiert? Nicht ausstehen. Okay, das war vielleicht ein wenig übertrieben.«
    Kelberg zog JB zur Seite und senkte die Stimme.
    »Bist du dir darüber im Klaren, dass wir kurz davor waren, Himmel und Erde in Bewegung zu setzen, um dich zu finden? Lars Bromsen wäre wegen dir fast in dem verdammten Becken verschwunden. Was ist das für ein Benehmen, Blumendorph? Sieh dir meine Hände an. Die zittern. Und Eva ist einfach außer sich. Fast hätten wir den armen Franz Malbeck übelster Dinge bezichtigt. Du bist ihm eine Entschuldigung schuldig, nein, du bist uns allen eine Entschuldigung schuldig. Jetzt gehst du aufdein Zimmer und da bleibst du, bis dir etwas anderes gesagt wird. Du bist eine Schande für deine Schule.«
    »Soll das heißen, ihr wollt keine Jupiterstange? Die sind doch total selten.«
    Bromsen trieb JB die Treppe hoch.
    In der Halle wurde ihm eine sarkastische Huldigung der anderen zuteil, die rhythmisch klatschten.
    »Danke, danke«, sagte er. »Danke, liebe Untertanen.«
     
    Franz war auf sein Zimmer gegangen. Kelberg saß in der Küche, wo er Bromsen erklärte, wie man sich verschwundenen Schülern gegenüber zu verhalten hatte.
    Eva dagegen war im Keller geblieben. Sie saß auf der Treppe und führte ein stummes Selbstgespräch.
    »Wovon träumst du, Eva?«, fragte sie.
    »Ich träume vom Geschmack von Jim Beam«, antwortete sie.
    »Du bist ein vernünftiges Mädchen.«
    »Das war ich schon immer.«
     
    Ins Haus war wieder Leben eingekehrt. Schritte auf der Treppe, der leise Klang von Vanessas Geige. Johan und Filip, die sich per Zuruf unterhielten. Die Kochgruppe, die mitteilte, dass das Essen verspätet serviert werden würde. Aufgrund von Julius Blumendorph, dem lebenslänglichen Gefangenen im ersten Stock.
    Eva ging zu ihm nach oben. Sie musste etwas klären, was den Süßigkeitenkonsum des Jungen anging, oder genauergesagt, die Fähigkeiten des Kaufmanns, jede Nachfrage zu erfüllen.
    Er lag auf einem Bett und tat, was er immer tat, nämlich nichts.
    »Ich habe tierische Rückenschmerzen.«
    Eva zog die Tür hinter sich zu.
    »Dein Rücken interessiert mich nicht im Geringsten.«
    »Na gut, dann tun mir die Füße weh.«
    »Hast du denn gar kein schlechtes Gewissen?«
    »Wenn ich Ja sage, darf ich dann rauskommen?«
    »Die ganze Bude hat deinetwegen auf dem Kopf gestanden.«
    »Dachtet ihr, ich sei krepiert?«
    »Einige wollten das Haus jedenfalls schon mit Blumen und Flaggen schmücken. Himmel, Julius, natürlich haben wir uns Sorgen gemacht. Wenn du überhaupt ein Gewissen hast, dann müsste das jetzt aufschreien.«
    JB griff zu seiner Elmer-Fudd-Stimme.
    »Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll«, lispelte er. »Ich kann mich mit zwei Mars im Mund nur so schwer

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