Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Lied des Todes

Das dunkle Lied des Todes

Titel: Das dunkle Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjarne Reuter
Vom Netzwerk:
war keine Spur zu finden.
    Das brachte Kelberg auf.
    »Wir können keinen Skandal gebrauchen, Eva.«
    »Skandal?«
    »Die Kinder sind doch unsere Verantwortung und die Schule hat noch keins verloren, wenn du verstehst, was ich meine. Rein abgesehen davon, dass Blumendorph hier irgendwo ist. Du weißt doch noch, seine Eltern gehören zur Königlichen Kapelle.«
     
    Es gab mehrere Theorien. Die eine lautete, JB sei in trauriger Stimmung davongetrottet, weil er keine Überraschungseier mehr hatte. Bei der anderen handelte es sich um JBs bekannten Drang, immer im Mittelpunkt zu stehen. Die dritte und unwahrscheinlichste Theorie behauptete, JB sei die drei Kilometer zum Kaufmann gegangen, um Nachschub zu holen.
    Bromsen hatte alle ins Esszimmer befohlen.
    »Wann haben wir ihn zuletzt gesehen?«
    »Ungefähr zu dem Zeitpunkt, als wir mit den Drachen gespielt haben«, antwortete Gustav. »Wir haben ihn gesucht, weil er Küchendienst hatte. Das ist jetzt fast zwei Stunden her.«
    »Und seither hat niemand ihn gesehen?«
    »Wir waren unten im Keller«, sagte Johan und sah Franz an.
    Eva drehte sich um und hatte erst jetzt das Gefühl,dass etwas nicht stimmte. Franz war zum ersten Mal nicht so felsenfest sicher. Er sagte, er und Johan seien zusammen mit JB unten im Keller gewesen.
    »Was habt ihr da gemacht?«
    »Wir wollten nur das Loch finden.«
    »Was für ein Loch?«
    »Das, das zum Wasser führt. Das im Becken.«
    Eva beugte sich über den Tisch vor.
    »Würdest du uns freundlicherweise sagen, was passiert ist?«
    »Aber es ist nichts passiert«, Franz machte eine vage Handbewegung. »Johan ist untergetaucht, er kann sehr lange die Luft anhalten, und er hat das Loch dann auch gefunden.«
    Johan sagte, es gebe eine Art Schleuse zwischen Becken und Meer, so weit sei er aber nicht geschwommen.
    »Danach bin ich nach oben gegangen, um mir trockene Sachen anzuziehen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Du warst offenbar mit JB allein.«
    »Ich bin doch auch nach oben gegangen.«
    »Aber war er unten im Becken, als du gegangen bist?«, fragte Eva.
    »Ja«, murmelte Franz. »Er war unten im Becken.«
    »Aber Julius kann doch nicht schwimmen«, sagte Johan.
    Bromsen hatte plötzlich Franz am Pullover gepackt.
    »Bist du weggegangen, während er im Becken war? Antworte, Franz: Bist du weggegangen?«
    »Nein. Nein, ich bin dageblieben.« Franz’ Blick irrte hin und her.
    »Aber ist er wieder herausgekommen.«
    »Er hat gesagt, dass da unten etwas liegt.«
    »Was?«, schrie Bromsen. »Kannst du nicht verständlich reden?«
    »Ein toter Vogel. Ich habe gesagt, ich würde meine Tauchermaske holen, und als ich wieder nach unten kam, war er weg. Ich dachte, er sei zu den anderen nach oben gegangen.«
    Schweigen.
    Bis Eva ihren Stuhl zur Seite trat und in den Keller hinunterstürzte. Kelberg, Anders, Betty und Bromsen, der Franz hinter sich herzog, schlossen sich an.
    »Betty und Anders, ihr geht nach oben«, sagte Eva. »Franz, du bleibst hier.«
    Bromsen drängte den Jungen in eine Ecke.
    »Denn er ist doch gar nicht nach oben gegangen, was, Franz? Er ist hier unten geblieben. Im Wasser.«
    »Nein. Nein.«
    Bromsen versetzte Franz einen Stoß.
    »Du hast ihn gezwungen, in das Becken zu steigen, obwohl du weißt, dass er nicht schwimmen kann. Du hast ihn verraten, Malbeck, du hast ihn im Stich gelassen, obwohl du weißt, dass er nicht schwimmen kann. Verdammt, was bist du für ein Scheißkumpel?«
    Franz blickte Eva flehend an.
    »Das stimmt nicht«, flüsterte er. »Das stimmt nicht, Eva.«
    Kelberg griff sich an die Stirn und sagte, ihm werde schlecht.
    »Ich habe ein sehr schlechtes Gefühl, was das hier alles angeht, Eva. Ein sehr schlechtes. Wenn Blumendorph ins Becken gesprungen ist   … muss ich noch mehr sagen?«
    »Hervorragend, wenn das denn so sein soll.«
    Bromsen streifte Hose und Pullover ab und stieg ins Becken.
    »Wie tief ist das?«, fragte er.
    »Bis zur Schleuse sind es wohl zehn Meter«, murmelte Franz.
    In der nächsten Sekunde war Bromsen verschwunden.
    Eva schaute auf die Uhr. Kelberg rang die Hände, Franz dagegen schrumpfte vor ihren Augen buchstäblich zusammen.
    Nach einer halben Minute tauchte Bromsen auf. Er schnappte nach Luft.
    »Nichts«, sagte er.
    »Warst du unten bei der Schleuse?«
    »Ich weiß ja nicht, ob es eine Schleuse ist, aber es gab eine heftige Strömung. Ich kapier nicht, wozu das Becken gut sein soll. Was haben sie damit gemacht?«
    Bromsen stieg aus dem Becken.
    »Kann er hinausgesaugt

Weitere Kostenlose Bücher