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Das Dunkle Muster

Das Dunkle Muster

Titel: Das Dunkle Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
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jetzt ihren Giftpfeil abgeschossen hatte, blickte triumphierend auf die Überreste ihres Opfers.
    Rohrig nahm all seine Kräfte zusammen. Er weigerte sich, mit flatternder Fahne unterzugehen, während eine Kapelle Näher, mein Gott, zu dir spielte, und lächelte, als hätte der Goldtopf am Ende des Regenbogens sich keinesfalls in einen Eimer voll Kacke verwandelt.
    »Ich weiß zwar nicht, wie Sie das geschafft haben, aber Sie haben mich reingelegt! Okay – ich habe schließlich nie behauptet, perfekt zu sein. Und was geschieht jetzt?«
    Ergebnis: durchgefallen. Urteilsspruch: sechs Monate Bewährung, anschließend die Möglichkeit einer weiteren und letzten Prüfung.
    Später, als er sich mit der Rutherford allein in der Halle befand, sagte sie: »Ich würde dir vorschlagen, daß du auch ein wenig Geographie studieren solltest, Rohrig. Ich gebe dir einen Tipp. Wales liegt in der Nähe von England. Aber ich zweifle daran, ob mein Rat dir etwas bringen wird, du würdest nicht einmal deinen Arsch wiederfinden, wenn man ihn dir nicht auf einem silbernen Tablett reichte.«
    Am Ende der Halle wartete sein Freund Peter Frigate auf ihn. Er gehörte einer Gruppe älterer Studenten an, die von einer Studentin aus dem zweiten Semester, die öfters mit ihnen herumhing, »die Bärtigen« getauft worden war. Es handelte sich bei den Angehörigen dieser Gruppe ausnahmslos um Veteranen, deren Collegeausbildung durch den Krieg unterbrochen worden war, und sie führten mit ihren Frauen oder Geliebten ein Leben, das sie selbst als das von Bohemiens bezeichneten. Sie waren Vorläufer der späteren Beatniks und Hippies.
    Als Rohrig näher kam, sah Frigate ihn fragend an. Obwohl Rohrig den Tränen nahe war, setzte er ein breites Lächeln auf und brach in ein brüllendes Gelächter aus.
    »Du würdest es nicht glauben, Pete!«
    Frigate selbst konnte ebenfalls nicht glauben, daß es Menschen oberhalb des sechsten Hauptschuljahres gab, die nicht wußten, wo Wales lag. Als er schließlich erfuhr, wie die Sache ausgegangen war, lachte auch er.
    »Wie, zum Henker, hat diese grauhaarige Füchsin herausgefunden, wo meine schwache Stelle liegt?« rief Rohrig aus.
    Frigate sagte: »Ich habe keine Ahnung, aber sie ist einfach gewaltig. Hör zu, Bob! Du solltest dir deswegen nicht graue Haare wachsen lassen. Ich kenne zum Beispiel einen wirklich begnadeten Chirurgen, der keine Ahnung hat, ob die Erde sich nun um die Sonne oder die Sonne sich um die Erde bewegt. Und er meint, es sei auch nicht nötig, das zu wissen, solange man sich damit beschäftigt, an anderer Leute Körper herumzuschnippeln. – Aber jemand, der es drauf anlegt, in Anglistik zu graduieren… der sollte das nun wirklich wissen… Ha, ha!«
    In einer der rätselhaften Sequenzen, die die Drehbuchautoren von Träumen zu schreiben pflegen, fand Rohrig sich bald woanders wieder. Er hielt sich im Nebel auf und verfolgte einen Schmetterling. Er war schön und von einer solch herrlichen Farbkombination, daß er der einzige seiner Art sein mußte. Nur Rohrig wußte das. Der Schmetterling leuchtete azurblau und golden, seine Fühler waren scharlachfarben und seine Augen grüne Halbedelsteine. Der König der Zwerge hatte ihn in seiner Höhle in den Schwarzen Bergen erschaffen und der Zauberer von Oz in den Wassern des Lebens getauft.
    Er flatterte nur drei Zentimeter von Rohrigs ausgestreckter Hand dahin und führte ihn durch den Nebel.
    »Bleib stehen, du Hundesohn! Halt an!«
    Meilenweit rannte er hinter ihm her. Aus den Augenwinkeln konnte er die schattenhaften Umrisse seltsamer Gestalten erkennen, die so unbeweglich dastanden, als seien sie aus Holz geschnitzt. Zweimal gelang es ihm, eine Gestalt näher anzusehen: die eine trug eine Krone, die andere hatte einen Pferdekopf.
    Plötzlich wuchs genau vor ihm eine Gestalt aus dem Boden. Da Rohrig keine Möglichkeit sah, an ihr vorbeizukommen, blieb er stehen. Der Schmetterling setzte sich für einen Moment auf den Kopf des Wesens. Seine grünen Augen leuchteten, während er mit den Vorderbeinen die Fühler massierte.
    Als Rohrig langsam weiter ging, erkannte er, daß es Frigate war, der seinen Weg blockierte.
    »Wehe, du packst ihn an!« flüsterte Rohrig aufgeregt und heiser. »Er gehört mir!«
    Das Gesicht Frigates zeigte ebenso wenig Gefühle wie das Helmvisier eines Ritters. Er sah immer so aus, wenn Rohrig einem Wutanfall nahe war und jeden angiftete, der sich in seiner Nähe aufhielt. Und das machte ihn nur noch gereizter, ganz

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