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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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empfunden hat. Aber geliebt, geliebt hat sie nur mich. Und als ich mich von dem Schock erholt hatte, dass sie von ihm schwanger ist, da sagte ich ihr, wie sehr ich sie liebe und dass wir gemeinsam fliehen könnten. Ihr Schmuck – der hätte uns sicher weit gebracht.»
    «Sie planten also ihre Flucht?»
    «Aber ja! Ich nahm Kleider von ihr mit nach Moers, ich hätte Elise nur abholen müssen.»
    Robert machte sich eine kurze Notiz. «Und für wann war das Ganze geplant?»
    «Der Baron wollte Ende des Monats nach Berlin reisen, und Elise sollte vorgeben, krank zu sein, damit sie ihn nicht begleiten muss.» Weigel sah auf den Boden und wischte sich hastig über die Augen. «Wir hatten das Glück so nah vor Augen, und dann diese Diebe   … Ach nein, Sie sagten ja, es waren nicht die Diebe.» Er sah Robert wieder an. «Wer, denken Sie, hat sie denn ermordet?» Plötzlich hielt er inne. «Sie verdächtigen mich, nicht wahr?»
    «Vor dem Hintergrund Ihrer Affäre kommen Sie durchaus in Frage, Herr Weigel. Aber wir überprüfen auch andere Sachverhalte. Wenn Sie sich bei den Ruhrortern über mich erkundigen, werden Sie feststellen, dass ich niemanden leichtfertig anklagen lasse.» Robert blickte auf seine Notizen. «Sie hattenalso die Flucht für Ende Mai geplant. Haben Sie deshalb Ihre Stellung gekündigt?»
    «Gekündigt?» Weigel sah Robert verwirrt an. «Wer hat gesagt, dass ich gekündigt habe?»
    «Baron von Sannberg.»
    «Das hat er gesagt?»
    Robert nickte.
    «Ich habe nicht gekündigt», sagte Weigel. «Er hat mich entlassen. Vorgestern, am Tag des Balles – zum Monatsende, wie wir es ausgemacht hatten.»
    «Warum?»
    «Er sagte, er wolle mich von Elise fernhalten.»
    Robert runzelte die Stirn. «Dann wusste er von Ihnen beiden?»
    «Das schloss ich daraus. Ich habe aber nicht weiter gefragt, Sie verstehen. Ich glaube, er hätte mich ab liebsten sofort hinausgeworfen, aber er ist ein Mann, der zu seinem Wort steht.»
    «Gut, Herr Weigel, das ist erst einmal alles. Ich möchte aber, dass Sie die Stadt vorerst nicht verlassen. Möglicherweise habe ich weitere Fragen an Sie.»
    «Ich wüsste ohnehin nicht, wohin ich gehen soll ohne Elise», sagte Weigel traurig und verabschiedete sich.
    Als er gegangen war, begann Robert, die Aussagen aus dem Gedächtnis zu protokollieren. Hatte sein Freund Cornelius ihn angelogen? Hatte er doch über die Affäre Bescheid gewusst? Achtzehn Messerstiche, dachte er. Ein eifersüchtiger Ehemann käme dafür auf jeden Fall in Frage.
     
    Am späten Nachmittag machten sich Otto und Dietrich auf Linas Geheiß hin auf den Weg, um Baron von Sannbergs Abfall wegzubringen und bei der Gelegenheit auch gleich den Unrat des Borghoff’schen Haushalts zu beseitigen. Sie hattendie kleine Stute vor einen Karren gespannt, der wie die Kutsche der Borghoffs in der Karlstraße bei den Kaufmeisters untergestellt war. In der Harmoniestraße schütteten sie zwei erst halbvolle Fässer in eines um und luden es auf. In ihm vergammelten aber schon die Fischabfälle des vergangenen Freitags.
    Dieser Geruch war jedoch gar nichts gegen die drei übervollen Fässer auf dem von Sannberg’schen Hof. Da noch etwas Platz war im Fass der Borghoffs, schippten sie das, was herausquoll aus den dreien hinein und legten dann die Deckel auf die Fässer. Dietrich wollte gerade mit angeekeltem Gesicht das letzte Fass abdecken, als er plötzlich stutzte.
    «Was ist denn?», fragte Otto. «Los, lass uns die Sache schnell hinter uns bringen.»
    «Da liegt ein Messer», sagte Dietrich. Er langte in das Fass und holte es heraus. Natürlich trug es Spuren des gammelnden Abfalls, aber dann sahen die beiden genauer hin.
    «Das ist Blut.» Otto zog ein Taschentuch aus der Jacke, nahm Dietrich das Messer ab und wickelte es hinein. «Der Unrat muss warten. Das müssen wir sofort dem Commissar bringen.»
     
    Kurze Zeit später standen sie in den Polizeiräumen im Rathaus. Der diensthabende Polizeidiener rümpfte die Nase, denn durch ihre Arbeit rochen die beiden nicht gerade nach Veilchen.
    «Wir müssen sofort Commissar Borghoff sprechen», sagte Otto.
    Der Polizeidiener lächelte nachsichtig. «Aber vielleicht können Sie mir zunächst erzählen, was Sie von ihm möchten, der Commissar ist ein sehr beschäftigter Mann.»
    «Das weiß ich», sagte Otto trocken. «Sagen Sie ihm, sein Hausdiener ist hier, und es ist wichtig. Sehr wichtig.»
    «Na gut.» Der Polizeidiener lief gemächlich hinauf zum Büro des Bürgermeisters, mit dem

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