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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Gefühl, dass der Borghoff’sche Haushalt wieder so reibungslos lief, wie sie es gewohnt war.
    So machte sie sich in aller Ruhe an die große Abrechnung der Maiballsaison, während Otto und Dietrich die recht vernachlässigten Nachttöpfe blitzblank schrubbten, Antonie und Rose sich die Böden im ersten Stock vornahmen und Finchen den Essensplan für die nächste Woche aufstellte.
    Gerade zog sie einen Strich unter die ansehnliche Summe, da klopfte es leise an die Tür. Es war Rose.
    «Entschuldigen Sie, Frau Borghoff, darf ich Sie einen Moment stören?»
    «Sicher.»
    «Es ist nur   … Ich war gerade im Hof, und da hörte ich das Mädchen der Nachbarn schimpfen, dass es nach Unrat stinkt im Hof des Hauses vom Baron.»
    «Wann hätte der Abfall denn weggebracht werden müssen?», fragte Lina.
    «Eigentlich schon vorgestern, aber da war zu viel zu tun. Und Ludwig, der Hausdiener, ist doch auf Geheiß Ihres Mannes gestern zum Gut gefahren, damit er Herrn Weigel sagen konnte, dass er herkommen soll.»
    «Es ist also niemand da, der sich darum kümmert?»
    «Den Baron selbst wollte ich damit nicht behelligen.»
    Lina nickte und erhob sich. «Ich werde Otto und Dietrich bitten, das zu erledigen. Vielleicht haben sie heute Nachmittag Zeit dafür. Es war richtig, mir das zu sagen, Rose, der Baron wird sich freuen, dass du so aufmerksam bist.»
    Als Rose ging, wartete Finchen schon in der Tür. «Können wir den Essensplan durchsprechen?», fragte sie.
    «Sicher», sagte Lina und setzte sich wieder.
     
    Selbst in Duisburg hatte Simon vom Mord und den Diebstählen in Ruhrort gehört. Eigentlich war ihm egal, was dort passiert war, aber er hatte ein Problem. Zwar hätte er noch leicht ein oder zwei weitere Wochenmieten für das dritte Bett in einem Gasthauszimmer zahlen können, aber auch in Duisburg gab es reichlich Kneipen und Möglichkeiten, sein Geld zu verspielen. Und so war er kurz davor, von seinem Wirt vor die Tür gesetzt zu werden.
    Er hatte sich schon überlegt, wann er mit der Fähre übersetzen konnte, ohne dass man ihn erwischte, doch nachdem diese Verbrechen in Ruhrort geschehen waren, würden die Polizisten aufmerksamer sein denn je. So hatte er den ganzen Morgen in der Nähe der Fähre in Kaßlerfeld herumgelungert, ohne jede Möglichkeit, unbemerkt nach Ruhrort übersetzen zu können.
    Doch schließlich wurde seine Geduld belohnt. Von der anderen Ruhrseite tönte lautes Geschrei herüber. Auf dieser Fähre wurden selten größere Pferdegespanne übergesetzt, meist waren es nur kleine, schnelle einspännige Kutschen. Dies jedoch war ein großer geschlossener Zweispänner, und Simon war schon in Kaßlerfeld aufgefallen, dass die Pferde einen recht nervösen Eindruck machten und den schwankenden Boden der Fähre am liebsten nicht betreten hätten. Schließlich war esdem Kutscher gemeinsam mit dem Fährgehilfen auf der Fähre gelungen, das Gespann auf das Schiff zu führen. Der Kapitän verzichtete auf die Dampfhupe und legte ab.
    Was dann am anderen Ufer geschah, hatte Simon aus der Ferne nicht ganz mitbekommen, jedenfalls war zunächst alles gutgegangen, und die Pferde hatten wieder festen Boden unter den Füßen. Doch dann passierte ein kleines Dampfboot den Fähranleger, und vermutlich aus alter Gewohnheit hupte der Kapitän und winkte dem Fährkapitän zu. In diesem Moment stiegen beide Pferde hoch, rannten dann los, zum Glück aber nicht in die Menge der Wartenden, sondern gleich nach links, und dabei fiel die Kutsche dann um.
    Polizeidiener Schröder, der an der Fähre Dienst tat, rannte sofort mit einigen Leuten zur Kutsche, die auf der Seite lag. Man zog die drei Insassen, ein altes Ehepaar mit seiner Enkelin, heraus. Alle waren leicht verletzt. Schröder wies den Fährmann an, wieder überzusetzen, da sich inzwischen schon viele Wartende versammelt hatten, und wandte sich dann wieder den Verletzten zu.
    Das war Simons Chance. Als die Fähre vom Kaßlerfelder Ufer ablegte, hatte er dem Fährgehilfen seine letzten Pfennige in die Hand gedrückt. Er machte sich keine Sorgen, wie er wieder zurück nach Duisburg kam. Er hatte nicht vor zurückzugehen.
    Den Hut tief ins Gesicht gezogen, lief er die Straße entlang bis zum Neuen Hafen und dann herum um die Schleife des Inselhafens in die Neustadt. Schließlich war er in der Harmoniestraße angelangt. Es kam ihm seltsam vor, dass er sich nun in einer Häusernische verbergen musste, wo er doch bis vor kurzem hier zu Hause gewesen war.
    Die Kirchturmuhr

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