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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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das immerhin groß genug für zwei gewesen war, und den beiden anderen Betten, in denen die Kinder schliefen. Die sauberen Kleider, die seine Frau ihm hinlegte, die regelmäßigen Mahlzeiten und der pünktliche Lohn.
    Das alles wollte er zurück, denn er hatte ein Recht darauf. Über Jahre hatte er sich für die Borghoffs abgerackert, und die hatten trotzdem keinerlei Verständnis dafür aufgebracht, dass ein Mann in seiner freien Zeit das Recht auf Vergnügen hatte. Vergnügen, dachte er. Es wurde Zeit, dass er mal wieder Geld für eine Hure ausgab.
     
    Robert kam sehr spät nach Hause, aber Lina hatte auf ihn gewartet.
    «Stimmt das? Hast du Cornelius wirklich in Gewahrsam genommen?»
    «Ich hatte keine andere Wahl.» Er erzählte ihr, was geschehen war.
    «Glaubst du tatsächlich, dass Cornelius dich angelogen hat?», fragte Lina nachdenklich, nachdem sie einen Moment geschwiegen hatte.
    «Lina, wer immer Elise so zugerichtet hat, war vollkommen ohne Verstand und hat seiner Wut und seinen Gefühlen freien Lauf gelassen. Und wenn er dann wieder zu sich kommt, würde jeder lügen, um sich zu retten.»
    «Aber wir reden über Cornelius!»
    «Ja. Und ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich meine Pflicht tue. Glaube mir, ich habe das nicht gern getan.»
    Lina schaute ihn eindringlich an: «Aber du wirst alles tun, um ihn zu entlasten?»
    «Natürlich. Wenn es etwas gibt, das ihn entlasten könnte, werde ich es finden.» Etwas ungeschickt versuchte er, das Thema zu wechseln. «Der neue Hausknecht scheint sehr tüchtig zu sein, was?»
    Lina nickte. «Ja, da haben wir einen guten Griff gemacht. Und er scheint auch recht aufgeweckt zu sein. Nachdem er sich heute Abend gewaschen und umgezogen hatte, kam er zu mir und erzählte, dass Simon heute da war und Finchen bedrängt hat.»
    Robert seufzte. «Das war ja zu erwarten.»
    «Dietrich hat ihm kräftig auf den Fuß getreten, und er erzählte, dass Simon übel gehinkt hat, als er sich aus dem Staub machte.» Lina legte ihr Nähzeug weg. «Trotzdem habe ich Finchen gesagt, dass sie nicht mehr allein die Tür öffnen oder das Haus verlassen soll.»
    «Eigentlich hätte sie es dir erzählen müssen», sagte Robert. «Aber du hast recht. Solange wir nicht sicher sein können, dass Simon Ruhrort wieder verlassen hat, müssen wir auf sie aufpassen. Aber vielleicht finden wir ihn ja ganz schnell. Wir werden ohnehin morgen beginnen, die Altstadt nach den Diebenabzusuchen, da wird es auch ihm schwerfallen, sich zu verstecken.»
    «Und wie geht es weiter mit Cornelius?»
    «Er bleibt vorerst im Gewahrsam. Und wenn ich nichts finde, das seine Unschuld beweist, werde ich ihn dem Staatsanwalt übergeben müssen.»
     
    Am nächsten Tag besetzte die Bürgerwehr alle Kontrollposten. Während Sergeant Recke mit zwei Polizeidienern das Haus des Barons durchsuchte, führten Inspektor Ebel und Sergeant Thade, der sonst seinen Dienst als Dorfpolizist in Meiderich tat, zwei Trupps an, die gezielt die Altstadthäuser durchkämmten, in denen kürzlich Fremde gemeldet worden waren.
    Commissar Borghoff begleitete Sergeant Recke in das Haus des Barons. Sie begannen in den oberen Stockwerken. Die kleinen, karg eingerichteten Zimmer des Personals waren schnell durchsucht, ebenso wie die kleinen Schlafzimmer, in denen Elise und Cornelius von Sannberg kurz nach ihrem Einzug genächtigt hatten und die nun halb leer standen. Die Leute waren gründlich, jede Matratze wurde umgedreht, jeder Schrank auf Geheimfächer untersucht, jede Schublade herausgezogen auf der Suche nach versteckten Dokumenten. Doch außer ein paar Briefen der Vorbesitzer fand sich nichts.
    Die neuen Schlafzimmer nahmen schon mehr Zeit in Anspruch, besonders Elise von Sannbergs Kleiderschrank. Aber sie entdeckten nichts, was von Belang gewesen wäre, und auch der große Wäscheschrank auf dem Flur enthielt nur frische Bett- und Tischwäsche.
    Es war Robert mehr als unangenehm, im Schlafzimmer seines Freundes in dessen persönlichen Sachen zu wühlen. Er las ein paar Briefe, die Elise ihrem Mann geschickt hatte, bevor sie nach Ruhrort kam. Nichts darin ließ darauf schließen,dass sie ihn hintergangen hatte, aber das war ja auch nicht zu erwarten.
    Er fand auch ein Testament, das der Baron erst kürzlich geändert hatte. Das Vermögen fiel nun zu gleichen Teilen seinen Töchtern und seiner Frau zu, dazu gab es eine beträchtliche Summe für seine frühere Frau, die Mutter von Beatrice und Diotima. Seinen Anteil an der Gießerei

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