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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Du liebst deinen Beruf. Du kannst endlich wieder ein gutes Leben führen, und das willst du einfach hinwerfen? Ich hätte nicht gedacht, dass du so feige bist, Hermann.»
    «Feige   …»
    «Ja, feige. Ich kann verstehen, dass du wegen deiner Familie vor ihm gekuscht hast, aber jetzt bist du allein. Es ist nur dein eigenes Leben, das auf dem Spiel steht.» Anders als bei mir, dachte sie.
    «Ja, und ich will es behalten, Zita. Wenn er mich findet, tötet er mich.»
    «Und was für ein Leben ist das, das du retten willst, indem du immer weiter fliehst? Er tötet dich, indem er einfach da ist und du nur in Angst lebst.»
    Hermann antwortete nicht. «Ich gehe jetzt zur Schicht», sagte er nur.
    «Was wirst du der Werksleitung sagen?», rief Zita hinter ihm her, aber entweder hörte er sie nicht, oder er wollte sie nicht hören.

10. K apitel
    Nach und nach durchsuchten die Polizisten jedes Altstadthaus. Zunächst waren die dran gewesen, in denen Fremde gemeldet waren. Auch Zitas und Hermanns Zimmerchen gehörte dazu. Dann folgten die einschlägigen Quartiere der kleinen Gauner, Zuhälter und Huren, die ohnehin von Zeit zu Zeit überprüft wurden. Schließlich kamen die Geschäfts- und Wohnhäuser der kleinen Händler und Geschäftsleute und anderer braver Bürger an die Reihe.
    Es war der späte Nachmittag des dritten Tages. Robert war sehr unzufrieden mit den Ergebnissen. Zwar hatten sie ein paar nicht registrierte Fremde aufgegriffen, etwas Diebesgut war auch aufgetaucht, darunter die beiden rostigen alten Pfannen, die vor einer Weile einem Tagelöhner gestohlen worden waren und die nun ein paar Häuser weiter auf dem Herd gestanden hatten. Aber sie fanden weder die Beute der Diebe, noch schien die Durchsuchung sie aufzuschrecken.
    Bereits am zweiten Tag hatte man Simon aufgegriffen, als er im Bordell der dicken Martha die Dienste einer Hure in Anspruch nahm. Mit einiger Genugtuung stellte Robert fest, dass Simon immer noch an den Folgen von Dietrichs Tritt litt. Er konnte nicht einmal einen Schuh an den Fuß ziehen. Robert machte seine Drohung, ihn direkt wieder in das Gefängnis zu bringen, nicht wahr, sondern ließ ihn nochmals zur Fähre nach Duisburg schaffen. Er hatte im Moment andere Dinge zu tun,als sich um Simon zu kümmern. Er ahnte zwar, dass er durch diese Nachsichtigkeit den jungen Mann geradezu einlud, wieder zurückzukommen, aber jetzt war erst einmal wichtig, dass er Finchen nicht belästigen konnte.
    Innerlich hatte Robert diesen Tag bereits als Misserfolg verbucht, als die Tür aufging und Ebel mit zwei Polizeidienern hereinkam – Walther Jansen und seine Mutter im Schlepptau. Einer der beiden Polizeidiener trug einen Tonkrug.
    «Sehen Sie mal, was wir hier gefunden haben, Herr Commissar!», rief Ebel. Und dann schüttete er den Inhalt des Kruges auf den Schreibtisch seines Vorgesetzten. «Ich habe es nicht gezählt, aber das müssten um die dreißig Thaler sein – in österreichischen Gulden.»
    Er drückte Jansen unsanft auf den Stuhl vor dem Schreibtisch des Commissars.
    «Bis vor kurzem waren Sie doch noch hoch verschuldet, Herr Jansen. Woher haben Sie das Geld?», fragte Robert.
    «Jedenfalls nicht gestohlen. Es ist meins.»
    «Dann können Sie mir ja auch sagen, woher es stammt.»
    «Ich sage gar nichts.»
    Robert nahm eine der Münzen. Es waren nur Gulden, und auf den ersten Blick konnte er keine andere Währung darunter finden.
    «Wie kommt ein Hallodri an so viel fremdes Geld?», sagte Robert mehr zu sich. «Aber vielleicht ist Ihre Mutter ja gesprächiger, Herr Jansen.»
    «Ich sehe das Geld heute zum ersten Mal», beteuerte Frieda Jansen.
    «Bringt die beiden hinüber ins Gefängnis», ordnete Robert an. «Keine Zellen nah beieinander. Mal sehen, ob ihnen nicht doch etwas einfällt, wenn sie ein paar Tage dort geschmort haben.»
    Die Polizeidiener zogen mit den beiden ab.
    Ebel war unzufrieden. «Warum haben Sie sich den Kerl nicht richtig vorgenommen? Den hätten wir schon zum Reden gekriegt.»
    «Weil es nach ein paar Tagen hinter Gittern immer sehr viel einfacher ist», sagte Robert. «Ebel, überprüfen Sie noch einmal die Listen des gestohlenen Geldes. Ich erinnere mich allerdings nicht an österreichische Gulden.»
    «Dann hat das hier nichts mit den Diebstählen zu tun?», fragte Ebel.
    «Ich glaube kaum. Aber vielleicht mit dem Mord an Anna Jansen.»
     
    Am Abend kam Elise von Sannbergs Mutter mit dem Zug in Ruhrort an. Cornelius hatte Robert gefragt, ob er einverstanden wäre,

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