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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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lächelte. «Sicher. Vielleicht auch Rasierzeug?»
    Cornelius rieb sich über das stoppelige Kinn. «Ich glaube nicht, dass du ein Rasiermesser mit herbringen darfst. Aber vielleicht erlauben sie, dass der Barbier kommt.»
    «Ich werde fragen. Und ein Buch?»
    «Ich habe Dantes
Göttliche Komödie
lange nicht gelesen.»
    «Gut.» Lina nahm den leeren Teller wieder durch das Gitter an.
    Sie legte ihn in den Korb und gab ihn Rose. «Geh schon mal hinauf.»
    Gehorsam verschwand Rose über die Treppe nach oben.
    «Danke», sagte Cornelius. «Danke, dass du dich um Rose kümmerst und für das Essen. Aber du bist so still, Lina.»
    «Es sieht nicht gut für dich aus, Cornelius.»
    «Ich weiß. Aber ich bin unschuldig, Lina, das musst du mir glauben. Ich habe tief und fest geschlafen, als Elise ermordet wurde.»
    «Ich will das gern glauben. Ich will glauben, dass du Robert nicht angelogen hast.» Lina versuchte die Tränen zu unterdrücken. «Robert wird dir gleich sagen, dass er Elises Schmuck hinter der Wandverkleidung im Herrenzimmer gefunden hat.»
    «O nein   …», verzweifelt legte Cornelius den Kopf in die Hände. «Ich habe damit nichts zu tun, Lina.»
    «Ich will dir ja glauben   …»
    «Lina, du hast Robert doch schon einmal geholfen, einen Mordfall aufzuklären. Bitte, benutze deinen Verstand. Hilf ihm, den wahren Mörder zu finden.» Cornelius hatte durch das Gitter nach ihrer Hand gegriffen, und plötzlich war ihr das unangenehm.
    «Ich muss jetzt gehen. Ich kümmere mich um alles.» Sie machte sich los und ging langsam die Treppe hinauf.
    «Hast du es ihm gesagt?», fragte Robert oben. Wie gut er seine Frau kannte!
    «Robert, versprich mir etwas. Schalte den Staatsanwalt nicht vor der Beerdigung ein. Lass ihn noch von seiner Frau Abschied nehmen.»
    Er nickte. «Das hatte ich ohnehin vor, Lina.»
    «Dürfen Rose und ich ins Haus? Er braucht ein frisches Hemd und ein paar andere Sachen.»
    «Sicher.»
    «Und Cornelius bittet darum, dass der Friseur kommt für eine Rasur.»
    «Auch das.»
    «Bis heute Abend, Robert.»
    «Bis heute Abend.» Es tat Robert weh, seine Frau so traurig zu sehen.
     
    Wie Zita erwartet hatte, war Hermann in heller Aufregung, kaum dass er von den Diebstählen erfuhr. Er kannte die Handschrift des Greifers genau, und alles sah ganz nach ihm aus. Er hatte schon auf sie gewartet, als sie von der Arbeit kam.
    «Er ist hier, Zita, er muss hier sein.» Nervös lief er in dem kleinen Zimmer hin und her.
    «Nun ja   …», sagte Zita vorsichtig. «Wenn Mina Bleibtreu wegen ihrer Söhne in der Gegend ist, dann ist er vielleicht mitgekommen.»
    «Hast du jemanden gesehen, Zita? Irgendjemanden, den du kennst?»
    «Nein, Hermann. Ich hatte dir doch auch versprochen, es dir zu sagen.» Sie sah aus dem Fenster und biss sich auf die Lippe. Wie lange würde es noch dauern, bis ihr ganzes Lügengebäude auseinanderfiel und Hermann sie hassen würde?
    «Sie haben auch jemanden ermordet.»
    «Ja», sagte Zita. «Ich kannte die Frau. Sie war eine Kundin im Modesalon.»
    «So wie es erzählt wird, war sie fast zugerichtet wie   …»
    Zita drehte sich um und legte ihm den Finger auf den Mund. «Aber das sieht doch der Greiferbande nicht ähnlich. Mitten in einem großen Raubzug einen solchen Mord zu begehen.»
    «Wer weiß, ob Mathis inzwischen die Raubzüge nicht nutzt,um seine Mordlust zu befriedigen», sagte er leise. «Ich überlege jedenfalls, schnell von hier zu verschwinden.»
    Sie sah ihn entsetzt an. «Jetzt, wo du hier Werksarzt werden könntest? Hermann, so eine Gelegenheit gibt es nicht oft.»
    «Wenn sie mich finden   …»
    «Hermann, wir können ja nicht einmal sicher sein, dass es die Greiferbande war.»
    «Du hast doch eben selbst gesagt, wenn Mina hier ist   …»
    «Ja, und wenn?», unterbrach Zita ihn plötzlich. «Was, wenn es wirklich Mathis und die Bande sind? Wir sind so viele Meilen weit weg von Wien. Wie weit willst du noch fliehen, Hermann? Das ist nämlich, was ich mich frage. Immer auf der Flucht, immer wieder neu anfangen, immer die Angst, dass er mich findet! Ich möchte nicht mehr so leben.» Ihre Wangen glühten. «Ich habe hier zum ersten Mal ein anständiges Leben, ich arbeite hart, aber ich werde auch ordentlich dafür bezahlt, und keiner sieht in mir die Hure, das Stück Dreck, sondern nur die Näherin Zita. Ich will dieses Leben hier nicht aufgeben. Und du hast jetzt die Möglichkeit, wieder als Arzt zu arbeiten. Ich habe gesehen, wie du Finchen versorgt hast.

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