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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Lina vermutete, dass nicht zuletzt Weigel in seiner Trauer um Elise dazu beigetragen hatte.
    Henriette sah Lina an. «Ich will nicht, dass der Mörder auf der Beerdigung ist.»
    Weigel tätschelte beruhigend Henriettes Hand. «Er sitzt ja im Gefängnis. Da kann er gar nicht dabei sein.»
    «Da irren Sie sich, Herr Weigel.» In Lina stieg langsam etwas Wut auf, aber sie musste sich sagen, dass die Indizien, die Robert zusammengetragen hatte, wirklich kaum einen anderen Schluss zuließen. «Er wird in Begleitung eines Polizisten, nämlich meines Mannes, zur Beerdigung gehen. Und Sie sollten nicht vergessen, dass er es ist, der die Bestattung bezahlt.» Sie legte den beiden Besteck hin und fuhr fort: «Mag sein, dass alles danach aussieht, als sei er der Mörder seiner Frau, aber solange man ihn noch nicht verurteilt hat, muss er als unschuldig gelten. Und ein Geständnis liegt nicht vor. Verstehen Sie mich nicht falsch – ich habe größtes Verständnis für Ihre Trauer. Aber Cornelius trauert auch, und ich habe keinen Grund anzunehmen, dass er mir etwas vorspielt. Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit.»
    Damit ging sie aus dem Zimmer. Draußen auf dem Flur konnte sie nur den Kopf schütteln über sich selbst. Denn selbst ihr eigener Verstand sagte ihr, dass nur ein Wunder Cornelius bei dieser Beweislage vor dem Henker retten konnte.
    Wenig später verließen Henriette Kortmann und Ferdinand Weigel gemeinsam das Haus. Bei sich hatten sie die Reisetaschen, mit denen sie angekommen war. «Danke für Ihre Gastfreundschaft, Frau Borghoff. Aber ich kann die Nacht nicht bei Freunden des Mörders meiner Tochter verbringen», sagte Henriette zu Lina.
    «Ich will auch nicht mehr hier wohnen», ergänzte Weigel. «Das Zimmer ist ja bezahlt.»
    «Die Beerdigung ist morgen um zehn Uhr», sagte Lina. «Und ich hoffe um Ihrer Tochter willen, dass Sie nicht vorhaben, einen Skandal zu entfachen.»
    «Der Skandal ist doch, dass die Polizei ihm eine Vorzugsbehandlung gewährt.» Weigel, der beide Taschen trug, drängte sich an Lina vorbei. «Aber wenn man mit dem Polizeichef befreundet ist   …»
    Damit verließen die beiden das Haus.
     
    Der Leichenzug für Elise von Sannberg führte vom Rathaus zur evangelischen Jakobuskirche an der Schulstraße. Man hätte meinen können, dass es eine große Beerdigung werden würde, da viele großes Interesse an dem Mordfall gezeigt hatten. Doch die Tatsache, dass der Ehemann unter dringendem Tatverdacht stand, hielt viele, vor allem die Angehörigen der wohlhabenden Familien, davon ab teilzunehmen. Niemand wollte einem mutmaßlichen Mörder am Grab die Hand schütteln.
    Die Sitte sah es vor, dass Cornelius direkt hinter dem Sarg ging. Henriette Kortmann, die am Arm von Ferdinand Weigel erschien, hätte neben ihm gehen können, aber sie drängte sich nach vorn. Den Baron würdigte sie keines Blickes.
    Um der Tatsache Genüge zu tun, dass Cornelius ein Gefangener war, ging Robert neben ihm, dann folgten Eberhard und Beatrice, die am Abend zuvor in Ruhrort eingetroffen waren, dahinter Lina.
    So waren letzten Endes nur die engsten Freunde und Familienmitglieder gekommen, die Messmers, Kaufmeisters und die Angestellten aus Ruhrort und Moers. Lina rechnete es Bürgermeister Weinhagen hoch an, dass auch er da war – allerdings begleitete ihn seine Frau nicht. Er bot Lina seinen Arm.Ganz hinten schloss sich Finchen, die den Baron sehr mochte, dem Trauerzug an.
    In der Kirche gab es eine unschöne Szene, da Henriette Kortmann sich weigerte, in einer Bank mit Cornelius zu sitzen. Es dauerte, bis alle Plätze gefunden hatten, die ihnen zusagten.
    Pfarrer Wortmann hielt einen kurzen Gottesdienst, ein paar Lieder wurden gesungen. Trotz der schwierigen Situation war er bemüht, eine würdevolle Totenfeier abzuhalten, und wenig später machte sich der Leichenzug auf den Weg zum Friedhof an der Phoenixstraße.
    Es gab noch eine kurze Ansprache am Grab, auch Cornelius sagte ein paar Worte, dann ließ man den Sarg hinab in die Grube. Die Beileidswünsche für Cornelius und Elises Mutter waren knapp. Die beiden standen in einigem Abstand zueinander am Grab.
    Manche, das konnte Lina deutlich sehen, drückten Cornelius besonders fest die Hand, als wollten sie ihm Mut zusprechen gegen die drohende Anklage. Ferdinand Weigel gab ihm nicht die Hand, aber Lina war sich sicher, dass Cornelius, der ihn ja der Lüge bezichtigte, sie auch nicht genommen hätte.
    Langsam löste sich die Beerdigung auf. Lina hatte sich

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