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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Zeit!»
    Dann wandte er sich wieder seinem Neffen zu. «Was hast du da gemacht?»
    «Na, getrunken.»
    Robert lächelte. «Glaubst du, ich weiß nicht, dass deine Mutter in Duisburg ist? Wallstraße 237 wohnt sie.»
    «Ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Ich war in einer Kneipe und habe getrunken», sagte Emil trotzig.
    «Und das hättest du in Ruhrort nicht tun können?»
    Emil schwieg.
    «Du machst deinem Onkel Georg und deiner Tante Aaltje großen Kummer, ist dir das klar?»
    «Das ist mir egal.» Langsam gehorchte Emils Zunge ihmwieder. «Jahrelang haben sie Mutter schlechtgemacht und ihre Briefe vor uns versteckt, behauptet, sie kümmere sich nicht um uns. Aber das war nicht so. Sie hat immer wieder darum gebeten, uns sehen zu dürfen. Sie hat angeboten, dass wir wieder bei ihr leben könnten. Sie liebt uns, mich und Josef. Und Onkel Georg – ach was, ihr alle   –, du, Tante Lina, Tante Guste und Onkel Bertram habt uns gesagt, sie sei schlecht für uns.»
    Seufzend fuhr sich Robert durch die Haare. «Emil, vielleicht hätte man wirklich früher mit dir sprechen müssen, damit du das alles auch verstehst. Und vielleicht ist es jetzt auch zu spät dafür, weil du offensichtlich viel Umgang mit deiner Mutter hattest in der letzten Zeit und sie dir viele Lügen erzählen konnte.»
    «Mutter lügt nicht. Sie war immer ganz ehrlich zu mir.»
    «Aha, dann hast du sie also wirklich besucht in Duisburg. Genauso, wie du die meisten ihrer Briefe gelesen hast, die deine Tante vor dir versteckt hat.» Robert setzte sich gerade hin. Noch einmal beugte er sich aus dem Fenster und rief dem Kutscher zu: «Halten Sie hier an. Wir beide gehen ein Stück zu Fuß.»
    Er und Emil stiegen aus. «Sie können den Wagen zurück zu den Messmers bringen», sagte er dem Polizeidiener.
    Sie waren noch recht weit von der Stadt entfernt, am Pontwert. Ein ganzes Stück vor ihnen hatte man begonnen, die neuen Hafenbecken auszuheben. Fast doppelt so groß würde der Ruhrorter Hafen sein, wenn alles in ein paar Jahren fertiggestellt war. «Was hat sie dir denn erzählt, warum sie damals ohne ihre Kinder weg ist aus Ruhrort?»
    «Sie sagte, sie hätte die Stadt verlassen müssen, weil man sie übel verleumdet hat. Onkel Georg hätte ihr all ihr Geld weggenommen, deshalb musste sie uns hierlassen. Und dann hat Onkel Georg unseren Vater in Amerika dazu überredet, ihmdie Vormundschaft zu übertragen. Der durfte das bestimmen, obwohl er uns im Stich gelassen hatte.»
    «Nun, Emil, ich sage dir jetzt, wie es damals wirklich war.»
    Er schwieg einen Moment, dann fuhr er vorsichtig fort: «Deine Mutter hatte einen Mann kennengelernt, einen Mann, der ein Verbrecher war. Hast du etwas von den Morden gehört, die damals hier geschehen sind?»
    Emil sah ihn nicht an. «Jemand hat mal in der Schule davon erzählt.»
    «Dieser Mann hatte mit diesen Morden zu tun.» Er stockte. «Es ist eine merkwürdige Sache, wenn die Menschen sich verlieben, Emil. Manchmal sind sie dann völlig blind für alles Schlechte. Deine Mutter war blind vor Liebe, vor allem, weil dein Vater sie endgültig verlassen hatte. Damals sind ein paar Dinge geschehen, über die in Ruhrort niemand gerne spricht. Einige Leute waren gezwungen, die Stadt zu verlassen, weil sie Schlimmes getan hatten und der Bürgermeister sie nicht mehr hier duldete – und ja, deine Mutter gehörte dazu, weil auch sie daran beteiligt war.»
    «Das glaube ich nicht. Du willst sie nur schlechtmachen, wie alle anderen auch!», rief Emil empört.
    «Emil, deine Tante Lina wäre beinah gestorben, weil deine Mutter sie diesen Leuten ausgeliefert hat. Sie war ihm vollkommen hörig – ohne Sinn und Verstand.»
    «Hör endlich auf mit diesen Lügen!» Emil ging schneller, aber Robert holte ihn ein und packte ihn am Arm, damit er nicht weglaufen konnte.
    «Du kennst deine Tante Lina. Sie lügt nicht, das solltest du wissen. Sie hat mir damals auch erzählt, dass, selbst wenn deine Mutter nicht gezwungen gewesen wäre, Ruhrort zu verlassen, sie mit diesem Mann weggehen wollte – ohne euch beide.» Er merkte, dass das, was er sagte, bei dem Jungennicht wirklich ankam. Er wollte nichts Schlechtes über seine Mutter hören.
    «In ein paar Tagen ist der Prozess, den deine Mutter angestrebt hat», fuhr er fort.
    «Ja. Und ich weiß, dass du noch mehr Lügen über Mutter zusammengetragen hast und sie natürlich dir als Polizist glauben werden.» Emil stieß wütend mit dem Fuß einen Stein weg.
    «Das sind Berichte der

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