Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
Vom Netzwerk:
Königlichen Polizei über den Mann, mit dem sie zusammen war. Und es sind keine Lügen.»
    «Dann hat sie eben einen Fehler gemacht und war mit dem falschen Mann zusammen», schrie Emil plötzlich. «Aber sie ist unsere Mutter, und sie liebt uns, und sie will uns bei sich haben und   …»
    «Ich weiß nicht, wie ihre finanziellen Verhältnisse derzeit sind», unterbrach ihn Robert. «Jedenfalls glaube ich kaum, dass sie dir ein Studium bezahlen könnte. Dir eine Zukunft bieten, wie das dein Onkel Georg kann. Wobei du deinen teuer bezahlten Unterricht bei dem Hauslehrer in der letzten Zeit so oft geschwänzt hast, dass es zum Studium vielleicht nicht mehr reichen wird.» Er blieb stehen. «Georg ist streng, und er verlangt viel von seinen Kindern und auch von dir und Josef. Und du lehnst dich dagegen auf. Das tun viele in deinem Alter. Es ist schwer, erwachsen zu werden. Wenn du bei deiner Mutter lebst, wird das nicht anders sein, Emil. Aber vielleicht noch ein bisschen schwerer, weil sie dir nicht die Möglichkeiten bieten kann wie dein Onkel.»
    «Das ist mir egal. Hauptsache weg hier aus diesem Kaff, weg von euch Lügnern. Und wenn Josef das nicht will, dann gehe ich eben allein zu ihr.»
    «In drei Jahren, wenn du volljährig wirst, steht dir das frei. Bis dahin nicht. Und mach dir keine falschen Hoffnungen: Den Prozess wird deine Mutter nie gewinnen. Nicht nachdem, was sie uns allen angetan hat. Auch euch.» Robert ließ ihn los.
    «Ich hasse dich!», schrie Emil. «Ich hasse euch alle!»
    «Wenn ich oder einer meiner Polizisten dich noch einmal auf dem Weg nach Duisburg erwischt, wird Georg davon erfahren», sagte Robert ruhig. «Und jetzt geh nach Hause. Versuche dich hineinzuschleichen, denn wenn dein Onkel merkt, dass du betrunken bist, bekommst du eine Menge Ärger.»
    Emil sah aus, als wollte er noch etwas sagen, stattdessen stiegen ihm die Tränen in die Augen. Er drehte sich auf dem Absatz um und rannte los. Nach Hause, wie Robert hoffte.
     
    Zita stand am Fenster des Zimmerchens. Hermann arbeitete noch den halben Monat als Puddler in der Nachtschicht, weil erst ein Nachfolger eingearbeitet werden musste. Dann würde er tatsächlich als Werksarzt eingestellt. Zita war froh, dass sie ihn dazu hatte überreden können. Sie dachten auch schon über ein neues Quartier nach, denn auf Dauer konnten sie nicht zu zweit in dem engen Bett liegen, und für ein zweites war hier kein Platz.
    Jeden Abend seit der Mainacht hatte sie gehofft, dass Weingart auftauchen würde, aber er war nicht gekommen. Sie fürchtete schon, dass er ihr nur versprochen hatte, ihre Tochter zu retten, um sie bei der Stange zu halten.
    Auch heute hatte sie wieder und wieder aus dem Fenster geschaut und auf ein Signal von Weingart gehofft, aber nichts war geschehen. Seufzend setzte sie sich auf das Bett. Zum Flicken von Hermanns Arbeitskleidung war es schon zu dunkel.
    Plötzlich prallte etwas gegen das Fenster, und gleich noch einmal. Sie sprang auf, und da stand Uli Weingart. Sie griff ihren leichten Schal und rannte hinunter.
    «Ist sie hier?», fragte sie. «Ist Resi bei ihm?»
    «Ja, sie ist hier. Ich habe sie gestern gesehen. Pepi und die Mädchen kümmern sich um das Kind.»
    Sie gingen wie gewöhnlich in eine Kneipe, diesmal am Marktplatz.
    «Und wann kannst du sie mir bringen?», fragte Zita.
    «Immer mit der Ruhe. Sie ist bei Kellerer in Duisburg, da kann ich nicht so oft hin. Es gibt scharfe Kontrollen, ich darf nicht auffallen. Aber die Polizei denkt, sie würde uns damit in der Stadt festhalten   … Dieser Polizist Borghoff ist verdammt schlau, aber wir sind ihm immer einen Schritt voraus, trotz all seiner Maßnahmen.»
    «Und ihr habt gute Beute gemacht?»
    «Ja, das haben wir.» Weingart schien stolz zu sein auf den Raubzug. «Rein und schnell wieder raus mit Schmuck, Geld und was sonst noch wertvoll ist. Saubere Arbeit war das.»
    «Bis auf die Frau. Ich   … ich dachte fast, das war Mathis selbst.»
    «Hat Hermann dir von seiner Frau erzählt?»
    Sie nickte.
    «Ja, das war schlimm. Er hat damals gewütet wie ein Raubtier. Ich musste draußen vor der Tür aufpassen. Aber diesmal ist er selbst nicht auf den Raub gegangen. Veit und Peter waren in dem Haus von diesem Sannberg, und Loiserl hat draußen Wache gestanden. Er sagt, sie waren ganz weiß um die Nase, als sie wiederkamen – ohne Beute.»
    «Dann war die Frau schon tot?»
    Weingart nickte bedächtig. «Sie lag leblos in ihrem Blut, das Messer noch in der Brust.

Weitere Kostenlose Bücher