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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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ging auf, und da stand Carolinchen, schon in ihrem weißen Nachthemd. «Ihr seid so laut, ich kann gar nicht schlafen.»
    «Tut uns leid, Carolinchen», sagte Josef. «Geh schnell wieder ins Bett, wir werden jetzt ganz leise sein.»
    «Seid ihr böse aufeinander?», fragte sie neugierig.
    «Wir – nein. Wir sind nur unterschiedlicher Meinung.» Emil drehte sein Gesicht zur Wand.
    Carolinchen schien nicht vorzuhaben, das Zimmer schnell zu verlassen. «Erzählt ihr mir noch eine Geschichte? So eine mit Räubern, Piraten und einer Prinzessin?»
    «Das ist ja wohl eher deine Aufgabe, Josef», sagte Emil.
    «Aber du hast mir doch auch schon oft etwas erzählt!», protestierte die Kleine. Sie drängte sich an Josef vorbei, setzte sich neben Emil auf das Bett und steckte ihre nackten Füße unter die Decke.
    «Bitte!»
    Josef seufzte. «In einem Land ganz weit weg von hier, da lebte   …»
    «Da lebte ein böser Räuber», fuhr Emil fort.
    Carolinchen kuschelte sich an ihn, er legte den Arm um sie. «Er hatte schon alle Dörfer ausgeraubt, deshalb machte er sich auf die Suche nach einem Schiff, das ihn in ein anderes Land bringen sollte, wo er mehr Dörfer ausrauben konnte.»
    «Und wann kommt die Prinzessin?», fragte Carolinchen.
     
    Schon länger hatte Lina überlegt, wie sie die Zeiten, in denen sie weniger Aufträge für teure Ball- und Nachmittagskleider hatte, überbrücken könnte. Die Arbeitskleidung und auch die Blusen und Röcke und Schürzen, die sie fertig genäht von einer Fabrik erwarb und über den Stoffladen an weniger vermögende Ruhrorter verkaufte, waren ein guter Zuverdienst. Was aber fehlte, waren Kleider für all die, die mehr ausgeben konnten, aber für Maßgeschneidertes nicht genug Geld hatten.
    Schon vor längerer Zeit hatte Lina ein paar Entwürfe gemacht, einfache zweiteilige Sommerkleider aus geblümten Stoffen, die mit wenigen Änderungen für viele Staturen passend gemacht werden konnten, eine ganze Kollektion von Spitzenkragen und passenden Ärmelenden, die anknöpfbar waren, und strenge weiße Blusen und dunkle Röcke.
    Nachdem nun klar war, dass fast alle Nähte mit der Maschine gemacht werden konnten, verkürzte das die Zeit, die eine Näherin für die Fertigstellung eines solchen Kleides brauchte, erheblich. Zusammen mit den günstig eingekauften Stoffenwürde Lina die Kleider zu recht niedrigen Preisen, aber mit Gewinn verkaufen können.
    Zita und Grete waren mit Kundenaufträgen beschäftigt, aber Susanna, Maria und die vor dem Maiball wieder eingestellte Albertine könnten sich um diese preiswerte Konfektionsware kümmern. Während Maria die kniffligere Handarbeit der Kragen und Ärmel übernahm, kurbelten Susanna und Albertine an den Maschinen die Nähte herunter.
    Lina hatte sich gerade das erste fertige Kleid in der Werkstatt angesehen, als Polizeidiener Schröder an die Tür klopfte. Er berichtete, dass der Baron am Nachmittag nach Wesel überstellt werden würde und darum gebeten hatte, dass Lina ihn zuvor noch einmal besuchte.
    Lina ließ alles stehen und liegen und machte sich gleich auf den Weg.
    In den Polizeiräumen des Rathauses war es sehr ruhig. Abgesehen von Schröder waren nur zwei Schreiber da, die gerade das Melderegister auf den neuesten Stand brachten. Lina wusste, es war nicht ihre Aufgabe, aber der Bürgermeister unterstützte die Durchsuchungsaktionen, indem er Roberts Leuten die Schreibarbeiten von den städtischen Schreibern abnehmen ließ.
    Lina ging gleich hinunter ins Gewahrsam. Cornelius sah schlecht aus, er hatte tiefe Ringe unter den Augen. Wahrscheinlich hatte er kein Auge zugetan, seit er wusste, dass Robert den Staatsanwalt unterrichtet hatte. In Wesel hatte er keine Freunde, die sich um ihn kümmerten, er wäre nur ein weiterer Gefangener.
    «Lina, Beatrice war gestern hier und hat mich besucht, aber es hat sie so aufgeregt, dass nachmittags der Arzt kommen musste. Eberhard hat mich gebeten, sie nicht mehr zu behelligen. Er sorgt sich um sein ungeborenes Kind, das kann ich gut verstehen.»
    «Was kann ich denn für dich tun, Cornelius?», fragte Lina.
    «Ich möchte das Haus so schnell wie möglich wieder verkaufen und den Erlös meinen Töchtern zukommen lassen. Es hat mir wirklich kein Glück gebracht. Im alten ist noch alles in Ordnung, und du weißt, wie die Möbel dort gestanden haben. Könntest du dich um den Umzug kümmern?»
    Lina nickte. «Ja, das werde ich tun. Und ich werde auch dafür sorgen, dass jemand den Verkauf in die Hand

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