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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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erledigen.»
    «Ihr Neffe?»
    «Ja. Es wird Zeit, dass jemand dem Bengel die Leviten liest.»
     
    Die Zeit mit Pepi war wie im Fluge vergangen, fast hatte Emil vergessen, weshalb er überhaupt in Duisburg war. Pepi erzählte Geschichten aus Wien, manche erschienen ihm zwar ein wenig anstößig, aber oft waren sie so komisch, dass er aus dem Lachen nicht mehr herauskam. Gerade hatte er wieder gelacht, bis ihm noch schwindliger wurde als ohnehin schon, da konnte man von draußen hören, wie jemand die Treppe heraufkam. «Das ist sicher Mutter», rief er und stolperte zur Tür, bevor Pepi ihn daran hindern konnte.
    Draußen schien der lange Flur sich von selbst zu bewegen, aber Emil entdeckte Mina in einem eleganten Kleid, neben sich einen großen breitschultrigen Kerl, der mit dem feinen Zylinder auf dem Kopf noch größer wirkte.
    «Emil!», rief Mina.
    Der Junge kam deutlich schwankend auf sie zu, hinter ihm folgte Pepi.
    «Mutter», lallte er. «Ich durfte bei Pepi warten, das war doch nett von ihr.»
    «Bist du betrunken?», fragte Mina und sah sich Emil genauer an. «Du dummes Luder», herrschte sie Pepi an, «du hast ihm Schnaps gegeben.»
    «Ich konnt ja nicht ahnen, dass er den wie Wasser trinkt.»
    «Durst gehabt, Junge?», fragte der große Mann. «Lass uns in die Wohnung gehen, bevor einer der braven Bewohner unten sich beschwert.»
    Er schloss die Tür zu Minas Wohnung auf und schob Emil und auch Pepi hinein. Mina folgte.
    «Wer ist das?», fragte Emil und zeigte ungeniert auf den Mann, der Zylinder und Jacke ablegte und sich hier offensichtlich gut auskannte.
    «Ich bin Matthias Kellerer. Freunde nennen mich Mathis.»
    «Und was haben Sie mit meiner Mutter zu schaffen?»
    «Emil!», tadelte Mina, die gerade den Hut abnahm.
    «Nein, lass ihn nur. Ich wohne hier, mein Junge. Hat deine Mutter dir das nicht gesagt?»
    Emil schüttelte den Kopf. «Und was   … wie stehen Sie   …»
    «Das geht dich nichts an, Emil», sagte Mina knapp.
    «Ist dir das etwa peinlich vor deinem Jungen?» Kellerer lachte. «Wir sind ein Paar, Emil. Deine Mutter ist meine Geliebte.»
    «Seid ihr ver   … verlobt?», stotterte Emil.
    Kellerer lachte noch lauter. «Nein, sind wir nicht.»
    «Mathis!»
    «Was, Mina? Darf der Junge das nicht wissen? Schämst du dich etwa?»
    «Ich habe meine Gründe.» Sie ging zu Emil und sah ihn sich genauer an.
    «Mach, dass du uns einen Kaffee besorgst, der Junge hat noch einen weiten Weg nach Hause», herrschte sie Pepi an, die ohne zu zögern gehorchte.
    «Bist du mir böse, Mutter?», fragte Emil.
    «Nein, nicht dir. Du bist noch ein Kind.»
    «Nun stell dich nicht so an, Mina. Er ist achtzehn, oder?Da wird es doch Zeit, dass er mal einen anständigen Rausch erlebt.» Kellerer schien nichts aus der Ruhe zu bringen.
    «Mathis, ich habe den halben Morgen bei diesem Anwalt verbracht, der mich vor Gericht vertreten wird. Er hat Einsicht in die Akten genommen. Mein Schwager, der brave Polizeichef Robert, hat seine Beziehungen spielen lassen zur Königlichen Polizei in Berlin. Sie haben jeden meiner Schritte mit Reppenhagen damals beobachtet, selbst in Sizilien noch.»
    Jetzt schien Kellerer hellwach. «Und haben die preußischen Geheimpolizisten dich auch in Wien ausspioniert?»
    «Nur, solange Reppenhagen noch bei mir war. Ich war ihnen wohl nicht wichtig genug. Keine Angst, da stand nichts über dich.» Sie drehte sich zu Emil um, der große Probleme hatte, gerade zu stehen. «Du meine Güte, Emil, dann setz dich hin!»
    Sie sah wieder Kellerer an. «Wenn die das vor dem Richter verlesen, spricht er die Jungen gleich Georg und Aaltje zu.» Man merkte, wie sie mit den Tränen kämpfte. «Und dann macht dieses dumme Ding ihn betrunken und nimmt ihn mit auf ihr Zimmer, halb nackt wie sie ist. Wenn er das erzählt, brauche ich gar nicht mehr zu prozessieren. Wenn du deine Geschäfte planst, denkst du an jede Kleinigkeit. Aber bei einer solchen Sache, da steckt dir der Verstand ganz tief in der Hose.»
    «Dann wollen wir mal ein wenig Ordnung in die Dinge bringen», sagte Kellerer, nahm Emil grob beim Kragen und zog ihn ins Schlafzimmer. Dort goss er Wasser ins Lavoire, lockerte dem Jungen den Hemdkragen und drückte ihm den Kopf mehrmals ins Wasser, bis er nach Luft schnappte.
    «Hilfe!», rief Emil und versuchte sich zu wehren, aber Kellerers Griff war wie aus Eisen.
    «Es reicht, Mathis! Oder willst du ihn ertränken?», rief Mina aus dem Nebenraum.
    Kellerer nahm ein Handtuch und trocknete dem

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