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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Dieben.
    Entmutigt verließ sie das Haus und verbarg sich hinter einem Häuservorsprung in der Gasse. Vielleicht waren ein paar von ihnen ja noch draußen.
     
    Die Abendessenszeit im Hause Borghoff war längst vorbei, als Robert nach Hause kam. Er hatte schlechte Nachrichten– Emil und Carolinchen waren nach wie vor verschwunden. Aaltje hatte sich wieder hingelegt und schien bereits zu ahnen, dass irgendetwas nicht stimmte.
    «Ich werde gleich hineingehen und es ihr sagen.» Lina hatte Robert schon im Flur empfangen und sah besorgt aus, doch gleich darauf lächelte sie. «Stell dir vor, es ist etwas Unglaubliches passiert, Robert. Rose hat den Beweis für Cornelius’ Unschuld gefunden.»
    Sie gab ihm den Brief und berichtete von dem Rotweinglas, das Rose außerdem entdeckt hatte.
    «Das würde erklären, warum Cornelius derart tief geschlafen hat», sagte Robert langsam. «Und es überführt Weigel der Lüge.»
    «Er ist immer noch hier, oder?»
    «Ja. Er steckt die ganze Zeit mit Henriette Kortmann zusammen und macht jeden zweiten Tag eine Eingabe, Cornelius’ Vermögen betreffend.»
    Robert überlegte schon, ob er Weigel gleich festnehmen sollte, da klopfte es heftig an die Tür.
    Robert ging hin und öffnete, und da standen Georg, Emil und Carolinchen.
    «Wo wart ihr denn?», fragte Lina entgeistert. «Wisst ihr eigentlich, was für Sorgen wir uns gemacht haben?»
    «Und die halbe Ruhrorter Polizei hat nach euch gesucht!»
    «Es ist meine Schuld», sagte Georg, und schuldbewusst sah er auch aus. «Die beiden standen heute kurz vor Mittag vor der Tür, als ich schon fast auf dem Weg nach Hochfeld war. Ich musste heute in der Gießerei sein, davon hing eine Menge ab, und da habe ich die beiden kurzerhand mitgenommen.»
    «Wieso seid ihr beiden nicht nach Hause gekommen?» Robert sah Emil und Carolinchen an und versuchte streng zu klingen.
    «Ich musste mit Onkel Georg sprechen», begann Emil stockend. «Mutter hat so viel Unheil angerichtet, und ich habe ihr noch dabei geholfen. Ich dachte, wenn ich mit ihm rede und wenn Carolinchen dabei ist   … Er hat sie doch so lieb   …»
    «Und – hat er etwas erreicht?», fragte Lina ihren Bruder.
    Georg nickte. «Er hat mir genau das gesagt, was du und Aaltje mir vorher gesagt habt: Carolinchen gehört zur Familie, ob als leibliches Kind oder als Ziehkind.»
    «Und ich hab ihm gesagt, dass ich nicht möchte, dass er ganz allein ist, und dass wir alle wieder zusammen sein sollten», meldete sich Carolinchen zu Wort.
    «Sie hat mich gefragt, ob ich sie nicht mehr liebhabe», sagte Georg und schluckte. «Ich hätte lügen müssen.»
    Für einen Moment herrschte gerührtes Schweigen, dann lachte Georg trocken auf. «Das ist sicher nach deinem Geschmack, Lina, dass dein Bruder zugeben muss, dass er unrecht hatte.»
    «Das ist ja nicht das erste Mal, Georg», sagte Lina, nicht ohne Genugtuung. Sie wandte sich an Carolinchen. «Du gehst jetzt besser hinauf zu deiner Mama. Die hat den ganzen Nachmittag nach dir gefragt.»
    Die Kleine stürmte die Treppe hinauf.
    «Ich möchte auch zu Aaltje», sagte Georg leise.
    «Ja, aber lass den beiden noch einen Augenblick.» Lina deutete auf den Brief von Weigel, den Robert noch immer in der Hand hielt. «Es gibt noch mehr gute Nachrichten. Cornelius wird freikommen, der wahre Mörder ist entlarvt.»
    Georg wollte ihr antworten, aber da stand Inspektor Ebel im Flur, er war durch die immer noch geöffnete Tür eingetreten.
    «Sie haben wieder zugeschlagen!»
    «Die Diebe?»
    Ebel nickte. «Fünf Häuser bisher. Die Bewohner sind aufder Hochzeit der Borgemeisters – bis auf einen. Es tut mir leid, Herr Kaufmeister.»
    Georg sah ihn entsetzt an. «Bei mir wurde eingebrochen?»
    «Ja. Ihre Haushälterin kam aufs Rathaus gelaufen. Der Hausdiener hatte wohl etwas gehört und ist dann niedergeschlagen worden.»
    «Heinrich? Mein Gott!», rief Lina. «Wie geht es ihm?»
    «Das wissen wir noch nicht. Ich habe die restlichen Polizisten holen lassen, und wir werden uns jetzt die Häuser ansehen.»
    «Ich muss sofort weg», sagte Georg. «Sag Aaltje, alles ist gut, und ich hole sie nach Hause, sobald ich kann.»
    Lina nickte beruhigend. «Sie ist ja gut bei uns aufgehoben.»
    «Warte, Onkel Georg!», rief Emil. «Ich komme mit!»
    «Ich muss auch los, Lina. Ich weiß nicht, wann ich heimkomme, warte nicht auf mich.» Robert drückte ihr einen Kuss auf die Wange, und dann verschwanden er und Ebel in der Nacht. Lina schloss die Tür hinter ihnen.

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