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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Einzigen aus der Familie, die an der Hochzeit teilnahmen, waren Guste und Bertram Messmer. Eberhard und Beatrice hatte man nicht eingeladen. Georg hatte aufgrund der Krankheit seiner Frau abgesagt.
    Auf den Rat Doktor Feldkamps hatte Aaltje damit begonnen, für mehrere Stunden am Tag das Bett zu verlassen, damitsie langsam wieder auf die Beine kam. Lina stellte ihr einen bequemen Sessel unter das Fenster des Salons, und Dietrich und Otto stützten sie auf dem kurzen Weg vom kleinen Gästezimmer dorthin.
    Mit allem Nötigen versorgt, saß sie dort und las in ihrer holländischen Bibel. Finchen sah manchmal nach ihr.
    Mittags klopfte unten Lotte an die Tür, um Lina mitzuteilen, dass Emil nicht zum Hausunterricht gekommen war. Weil es bei Lina so beengt war, kam der Hauslehrer immer noch ins Haus an der Carlstraße.
    «Ich weiß nicht, was ich tun soll. Soll ich Herrn Kaufmeister das sagen, wenn er heimkommt?»
    «Ich denke, das ist besser», sagte Lina. «Ich möchte nicht, dass du deswegen Ärger bekommst. Außerdem werden wir ihn suchen müssen.»
    Gerade als Lotte gehen wollte, klopfte auch Tineke an die Tür. «Carolinchen war auch nicht beim Unterricht. Der Lehrer hat den Schuldiener geschickt. Das ist noch nie vorgekommen!»
    Lina runzelte die Stirn. Sie rief nach Finchen.
    «Ist Oskar schon von der Schule zurück?»
    Die beiden waren wie immer am Morgen gemeinsam losgelaufen, und Emil hatte sie wie am Tag zuvor begleitet.
    «Ja, er ist gerade gekommen. Ich habe mich gewundert, weil Carolinchen nicht dabei war.»
    Sie gingen zur Küche, wo Oskar gerade zu Mittag aß. «Wo ist Carolinchen?», fragte Lina streng.
    «Nicht da.» Er aß seelenruhig weiter.
    Finchen deutete eine Backpfeife an. «Werd nicht frech. Sag schon, wo sie ist.»
    «Weiß ich nicht.»
    «Oskar!»
    Lina setzte sich neben ihn und schob den Teller beiseite.«Oskar, wir machen uns Sorgen um sie. Und ihre Mutter ist sehr krank, und Sorgen kann sie gar nicht brauchen.»
    «Sie ist weg mit Emil.»
    «Wann?»
    «Er hat uns vor der Schule angehalten und gesagt, sie müsse mit ihm kommen, es sei sehr wichtig. Ich wollte mit, aber er sagte, das gehe nur ihn und Carolinchen etwas an. Und ich dürfe nichts sagen. Aber wenn ihr mich zwingt   …»
    Trotz aller Sorge musste Lina schmunzeln. «Manchmal muss man etwas erzählen, auch wenn man eigentlich den Mund halten soll. Wohin sind die beiden gegangen, Oskar? Hast du das gesehen?»
    Er schüttelte den Kopf. «Ich wollte nicht zu spät in die Schule kommen.»
    Lina schob ihm den Teller hin. «Iss ruhig weiter. Danke.»
    «Glauben Sie, Emil hat Carolinchen entführt?», fragte Tineke.
    Lina schüttelte heftig den Kopf. «Das hat er auf keinen Fall – und wenn doch, dann nicht in böser Absicht. Der Junge hat viel nachgedacht in letzter Zeit. Allerdings   …»
    Tineke schaute sie fragend an.
    «Es wäre durchaus möglich, dass er mit ihr fortgelaufen ist, damit ihr nicht noch mehr wehgetan wird.»
    «Sagen wir es Frau Kaufmeister?», fragte Finchen.
    «Auf gar keinen Fall. Aber Lotte soll rasch zu meinem Mann aufs Rathaus gehen, damit die Polizei die Augen aufhält.»
     
    Am Nachmittag bemerkte Zita, dass sie beschattet wurde. Ein älterer Mann in der Kleidung eines Dienstboten tauchte in einigem Abstand ständig hinter ihr auf. Sie war immer noch auf der Suche nach Uli, aber langsam dämmerte ihr, dass sie ihn nicht finden würde. Er hatte von einem sicheren Versteck gesprochen, in dem sich Kellerer mit der Bande aufhielt. Unddort musste auch Resi sein. Sie fragte sich, wo dieser Ort sein könnte, aber eigentlich kam ja nur die Altstadt in Frage, und dort war seit den Diebstählen immer viel Polizei unterwegs.
    Als sie in der Neustadt ankam, begannen gerade die Glocken der Jakobuskirche zu läuten. Die große Hochzeit war zu Ende, und die Gäste ergossen sich auf die Fabrikstraße und die Schulstraße. Zita mischte sich unter die Menge, aber ihr Schatten ließ sie nicht aus den Augen.
    Man jubelte dem Brautpaar zu. Das Kleid stammte nicht aus Lina Borghoffs Werkstatt, eine Kundin hatte erzählt, dass man es direkt aus Paris hatte kommen lassen. Zita konnte aber erkennen, dass die Änderungen schlecht gemacht waren, denn es fiel an einigen Stellen nicht richtig.
    Sie blieb in der Menge, die sich nun zur Dammstraße aufmachte, um in der Gesellschaft «Erholung» zu feiern, doch sie konnte ihren Verfolger nicht abschütteln. Fieberhaft dachte sie nach. Die Altstadt, ja, dort konnte sie ihn leichter

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