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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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– was auch immer   –, komme ich auch für dein Essen auf.»
    «Und Frau Heising hat nichts dagegen, dass du dein Zimmer mit einer Frau teilst?»
    Er lachte. «Sie ist da nicht wählerisch. Zwei der Dachkammern sind an Huren vermietet. Da geht es oft hoch her.»
    Zita hatte gehofft, er würde erzählen, wie es ihm ergangen war, als er damals aus Wien geflohen war vor dem Greifer und seiner Bande. Aber für den Rest der Zeit schwieg er und fragte auch nicht, was sie und ihren Mann bewogen hatte, die Bande zu verlassen.
    Sie erfuhr immerhin, dass es im Hause der Witwe Heising neben den beiden Huren und Hermann noch vierzehn Kostgänger gab, die sich die weitere Dachkammer und zwei Zimmer im ersten Stock teilten, jeweils sechs Mann in drei Betten.
    Hermanns Zimmer war klein, es gab ein schmales Bett mit schmutzigen Laken, einen winzigen Tisch und einen Stuhl. Sein größter Luxus war ein kleiner Kanonenofen, den er billig auf einer Hausratsversteigerung ergattert hatte. Ein kleiner Vorrat Kohlen und Holz stand daneben. Um den abgedeckten Eimer für die Notdurft und das Waschwassermusste er sich selbst kümmern. Seine wenigen Kleider hingen auf einem Haken an der Tür, den er selbst eingeschlagen hatte.
    Er zeigte Zita eine kleine Schnapskiste unter dem Bett, in der er etwas Brot und Butter aufbewahrte. «Ich besorge einen zweiten Haken für deine Sachen, ich finde sicher was im Werk.»
    Ein einzelner ferner Dampfsirenenton verkündete, dass es eine halbe Stunde bis zum Schichtwechsel war. Hermann zog sich sein Arbeitszeug an. Zita konnte sehen, dass er zwar sehr dünn geworden war, aber seine Arme so muskulös schienen wie die der Schläger des Greifers. Seine früher so gepflegten Hände waren voller Schwielen und Blessuren.
    «Was arbeitest du in dem Werk?», fragte sie.
    «Ich bin Puddler. Ich rühre den Stahl, damit er hart, aber nicht spröde wird. Mindestens fünf Stunden ohne Pause geht das. Das macht starke Arme.» Er schien stolz darauf zu sein.
    «Aber du bist Arzt, Hermann.»
    «Das war ich mal», sagte er und streifte seine Jacke über. «Von dem Tag an, als ich den Greifer kennenlernte, war ich es nicht mehr.»
     
    Linas Näherinnen und die anderen auswärtigen Hausangestellten trafen morgens gewöhnlich um halb sieben ein, aßen etwas Hafergrütze, die Antonie nur noch ab und zu anbrennen ließ, und begannen dann zu arbeiten. Lina und der Commissar frühstückten meist etwas später – eines der wenigen Vorrechte, die Lina sich gegenüber ihrem Personal herausnahm. Sie liebten beide diese ruhigen Gespräche.
    Doch an diesem Morgen wurden sie gestört. Der neue Polizeidiener Kramer, der Nachtdienst gehabt hatte, war geschickt worden, um den Polizeichef zu holen.
    Er war völlig außer Atem. «Jansen in der Altstadt», japsteer. «Man hat die junge Frau und ihr Kind schwer verletzt gefunden.»
    «Anna?», fragte Lina entsetzt.
    Finchen, die Kramer hereingelassen hatte und an der Tür stand, sagte leise: «Sie ist noch nicht hier.»
    «Das Opfer ist Anna Jansen?», fragte Robert den Polizeidiener.
    Der nickte. Langsam kam er wieder zu Atem. «Dr.   Feldkamp ist bei ihr, aber er glaubt nicht, dass sie durchkommen wird.»
    «Wer hat sie gefunden?»
    «Ihre Schwiegermutter.»
    «Kommen Sie, Kramer», sagte Robert und zu Lina gewandt: «Vielleicht ist es nicht so schlimm, wie es aussieht.»
     
    Es war schlimm, sehr schlimm. Als Robert das Zimmer im Erdgeschoss des schmalen Altstadthauses in der Kleinen Straße betrat, deckte Dr.   Feldkamp gerade die Leiche des Säuglings mit einem Tuch ab. «Der Kleine ist erstickt. Er war schon tot, als ich ankam.»
    «Und was ist mit Anna?», fragte Robert. Er hob das Laken über dem Kind hoch, stutzte und sah den Doktor scharf an.
    «Schwer zu sagen.» Der Doktor hielt seinem Blick stand, und Robert wusste, dass er auch bemerkt hatte, was ihm selbst aufgefallen war.
    Anna lag bewusstlos auf einem blutverschmierten Kissen und atmete nur flach.
    «Sie hat Kopfverletzungen, jemand hat versucht, sie zu erschlagen.»
    Sergeant Recke, der still in einer Ecke des Raumes gestanden hatte, deutete auf das Fenster. «Es war geöffnet, vermutlich ist der Täter hier eingestiegen. Ein Dieb, denke ich, der nicht damit gerechnet hat, dass hier unten jemand schläft.»
    Robert nickte. «Wo ist die Schwiegermutter?», fragte er.
    «Sie ist zusammengebrochen. Der Sohn kümmert sich in der Küche um sie.»
    Der Commissar ging hinüber in die Küche. Frieda Jansen saß zusammengesunken

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