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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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schlägt langsam, aber regelmäßig. Der Atem ist noch flach. Am besten wäre sie in der Diakonie in Duisburg aufgehoben, doch der Transport dorthin könnte sie umbringen. Wenn sie die nächsten Tage übersteht, können wir es vielleicht riskieren. Aber es muss immer jemand bei ihr sein.»
    Robert runzelte die Stirn. Er glaubte nicht, dass Walther Jansen und seine Mutter in der Lage waren, Anna zu pflegen. «Wenn Sie einverstanden sind, Dr.   Feldkamp, werde ich meine Frau bitten, das zu tun. Sie kennt sich in der Krankenpflege gut aus.»
    «Ja», nickte der Doktor. «Fräulein Lina – entschuldigen Sie, Frau Borghoff, meinte ich – wird das sicher gut machen.»
    Walther Jansen protestierte: «Aber das können doch meine Mutter und ich tun!»
    «Sie müssen sich erst einmal von dem Schreck erholen, Herr Jansen. Und dann ist noch eine Beerdigung vorzubereiten.» Robert deutete auf die kleine Leiche unter dem Laken.
    «Dann soll ich ihn nicht obduzieren?», fragte der Doktor und sah erleichtert aus.
    «Ich denke, das ist nicht nötig.» Einen Moment lang schauten Feldkamp und Robert sich an, dann wandte sich der Commissar an Sergeant Recke. «Ich möchte, dass Sie den Raum und alles draußen vor dem Fenster sorgfältig untersuchen, bis ich meine Frau geholt habe. Dann werden wir die Kranke in Ruhe lassen und hoffen, dass sie genesen wird.»
    Vorsichtig nahm er die Säuglingsleiche hoch und legte sie Walther Jansen in den Arm. «Bahren Sie den Kleinen auf, Herr Jansen, wie es sich gehört.»
     
    Borghoff fand seine Frau in der Werkstatt. Die Mädchen arbeiteten, doch die Stimmung war gedrückt. Jetzt ließen alle ihre Arbeit sinken und hörten zu, was er in knappen Worten berichtete. «Es steht sehr schlimm um Anna, fürchte ich. Der Doktor sagt, sie kommt nur durch, wenn sie die nächsten zwei Tage übersteht. Jemand muss sich um sie kümmern, und das traue ich im Moment weder ihrer Schwiegermutter noch ihrem Mann zu.»
    Lina hatte sich schon erhoben. «Susanna, sieh bitte nach, wo Finchen ist. Sie soll einen Korb mit Bettwäsche packen und eines meiner Nachthemden dazulegen. Wir nehmen auch einen Topf mit Brühe mit, der Mann und die Schwiegermutter werden sicher nicht ans Kochen denken.» Sie hielt inne. «Was ist denn, Susanna?»
    Susanna war aufgestanden, aber dann war sie wieder auf ihren Stuhl zurückgesunken. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie deutete auf den Wäschekorb, der in der Ecke der Werkstatt stand. «Klein Walther», brachte sie schluchzend heraus. «Gestern lag er noch da, und jetzt ist er tot!»
    Auch Maria und Grete begannen zu weinen. Lina wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. «Susanna, reiß dich zusammen und tu, was ich dir gesagt habe. Wir wollen doch, dass Anna diese furchtbare Geschichte überlebt.»
     
    Wenig später waren Lina und Robert mit Finchen unterwegs zu den Jansens. Finchen trug den Korb mit der Wäsche, Robert hatte den zweiten mit dem Suppentopf genommen. Finchen sah aus, als wolle sie gleich losrennen, aber sie nahm auf Lina Rücksicht, die trotz ihres Gehstocks auf dem unregelmäßigen Pflaster sehr auf ihre Schritte achten musste.
    Jemand hatte Pfarrer Wortmann geholt, der sich nun um Jansen und seine Mutter kümmerte. Dr.   Feldkamp war noch bei Anna, hatte seine Tasche aber bereits gepackt.
    «Mein Gott!», entfuhr es Lina, als sie die blutigen Laken sah. Der Doktor hatte Annas Kopfwunden zwar gesäubert und verbunden, ansonsten war sie jedoch noch immer blutverschmiert. «Wir werden sie erst einmal waschen. Robert, könntest du uns deinen Sergeanten dalassen, damit wir das Bett frisch beziehen können?»
    «Sie sollte so wenig wie möglich bewegt werden», merkte der Doktor an.
    «Ich weiß», sagte Lina knapp. «Aber wir können sie doch nicht im Dreck liegen lassen.»
    Feldkamp seufzte. «Sie machen das schon, Frau Borghoff. Aber bitte ganz vorsichtig.»
    Unter den misstrauischen Blicken von Frieda Jansen setzte Finchen in der Küche Wasser auf. «Sie sollten noch einmalzum Brunnen gehen, Herr Jansen», forderte Finchen Walther Jansen auf. Man konnte hören, in wessen Schule sie gegangen war.
    Gehorsam nahm Walther den Eimer und ging los.
    Während Finchen Anna vorsichtig das Blut abwusch, fragte Lina Robert plötzlich: «Diese Frau gestern, diese Zita Fredowsky   …»
    «Ja?»
    «Ist sie noch in der Stadt?»
    «Wir haben den Mann gefunden, den sie suchte, wahrscheinlich ist sie bei ihm. Weshalb willst du das wissen?»
    «Sie ist eine sehr gute

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