Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
Vom Netzwerk:
ist. Sie waren ja schon an anderen Tatorten und wissen, wie die Täter vorgehen.»
    «Komm, Cornelius.» Robert nahm den Baron am Arm und schob ihn sanft wieder aus dem Raum. «Meinst du, dein Hausmädchen ist in der Lage, mir ein Bettlaken zu holen?»
    Cornelius nickte und ging langsam hinunter. Wenig später kam Rose die Treppe hinauf. In einigem Abstand zu derSchlafzimmertür blieb sie stehen. Robert ging ihr entgegen und nahm ihr das Betttuch ab.
    «Rose, du hast sie gefunden?»
    «Ja. Sie wollten früh aufstehen und zum Gut hinausfahren, für heute Nachmittag war eine Landpartie mit Picknick geplant. Zuerst habe ich den Baron gar nicht wecken können, so fest schlief er. Und als ich zum Zimmer der gnädigen Frau kam und klopfte, hat sie nicht geantwortet. Und dabei hat sie so einen leichten Schlaf! Hatte, meine ich.» Über Roses Wangen liefen die Tränen, und sie begann zu zittern. «Dann bin ich hinein, und da lag sie in ihrem Blut. Ich habe noch nie so etwas Schreckliches gesehen, Herr Commissar!»
    «Hast du hier etwas angefasst, etwas anders hingestellt?»
    Rose schüttelte den Kopf. «Nein, ich bin gleich wieder hinausgelaufen.»
    «Rose! Lag sie so da, als du sie gefunden hast?»
    Rose blickte auf den Boden. «Das Nachthemd war hochgerutscht bis unters Kinn. Es war der Baron   … er hat es wieder heruntergezogen. Er   … er hat auch versucht   … die Beine. Er wollte nicht, dass sie so daliegt, aber sie war schon steif.» Sie begann zu weinen.
    «Es ist gut, Rose. Niemand hat etwas falsch gemacht. Du kannst wieder hinuntergehen.»
    Robert deckte die Tote mit dem Laken zu. Er ging hinunter und suchte Kramer. «Und?»
    «Ein eingeschlagenes Fenster an der Rückseite.»
    «Und das hat bisher niemand bemerkt?»
    «Es gehört zur Speisekammer, Herr Commissar. Und die Hintertür, die direkt in die Küche führt, war nicht abgeschlossen. Der Hausdiener schwört aber, dass er sie gestern wie an jedem Abend verschlossen hat. Natürlich könnte er es vergessen haben, doch er scheint sehr gewissenhaft zu sein.»
    Robert nickte. «Hier können wir erst einmal nichts mehrtun. Sehen Sie zu, dass Dr.   Feldkamp zur Stelle ist. Wir brauchen eine schnelle Leichenschau, und danach soll er sie gründlich obduzieren.»
    Als er auf die Straße trat, kam ihm Lina entgegen. Der Mord hatte sich schnell herumgesprochen. «Ist es wirklich wahr? Ist es wirklich Elise von Sannberg?», fragte Lina.
    Robert sah ihr an, dass sie tatsächlich Kopfschmerzen hatte und das helle Licht ihr auch nicht guttat, aber es war ihm nicht nach Scherzen zumute. «Cornelius geht es gar nicht gut. Und dann Rose   … Sie hat sie gefunden. Die Leiche war beinah nackt und übersät mit Messerstichen. Es ist sehr viel Blut geflossen.»
    Lina überlegte nicht lange. «Ich schicke Antonie zu Guste. Sie sollen Cornelius für ein paar Tage bei sich aufnehmen. Und Rose kommt zu uns. Der Hausdiener   … er kann vielleicht irgendwo anders unterkommen.»
    «Ja, das ist eine gute Idee, Lina. Ich muss zurück ins Rathaus. Es hat auch acht Einbrüche gegeben letzte Nacht.»
    «Acht?»
    Robert nickte. «Fast jede bekannte Familie hier in Ruhrort wurde ausgeraubt. Selbst der Bürgermeister.»
    «Dann kommst du heute sicher erst spät nach Hause.»
    «Ja, das sieht ganz danach aus.» Er seufzte. Er hatte sich den Ersten Mai, an dem Lina ihren Angestellten freigegeben hatte, doch etwas anders vorgestellt.
     
    Von den Einbrechern und ihrer Beute fehlte jede Spur. Die berittene Landgendarmerie hatte den ganzen Tag die Umgebung durchkämmt. Die Fährleute an der Duisburger Fähre und der Aakerfähre hatten in der Nacht niemanden übergesetzt. Die Dampffähre über den Rhein, die tagsüber mit beladenen Waggons vom Ruhrorter zum Homberger Hebeturm pendelte, hatte dagegen mehr Verkehr zu melden. Nichtwenige Leute aus den linksrheinischen Dörfern, von etwas feineren bis hinunter zu Knechten und Mägden der Gehöfte, waren zum Feiern nach Ruhrort gekommen und wollten in der Nacht auch wieder zurück nach Hause. Doch dem Fährmann war niemand verdächtig vorgekommen.
    Ebenso hatte keiner Boote gesehen, die den Rhein oder die Ruhr überquerten. Und wer erinnerte sich in einer Nacht wie dieser an Fremde?
    Dr.   Feldkamp hatte im kühlen Rathauskeller die Obduktion vorgenommen. Er zählte insgesamt achtzehn Messerstiche, einer davon im Rücken. Feldkamp hatte die Leiche zur Seite gedreht, um Robert diese Wunde zu zeigen. «Ich vermute, das war der erste Stich. Sie hat

Weitere Kostenlose Bücher