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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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putze, sie sagt, sie würde mich gern ihren Freundinnen weiterempfehlen.«
    Mark hielt den Mund, als er auf die Asphaltstraße einbog. Er und Rachel hatten schon früher mit Lisa gestritten. Sie sollte zur Schule gehen. Sie sollte richtig arbeiten, mit Sozialversicherungen, statt schwarz putzen zu gehen. Ihre Antwort war immer dieselbe. Randy brauchte sie. Er brauchte ihr stetes Einkommen. Er brauchte sie, um all die Dinge im Haushalt zu erledigen, für die er keine Zeit hatte. Soweit Mark das beurteilen konnte, brauchte Randy Lisa, damit sie ihm den Arsch wischte.
    Schweigend fuhren sie die kurvige Bergstraße entlang. Totes Laub wirbelte hinter dem Streifenwagen auf und fiel raschelnd an den Straßenrand. Die Wälder waren jetzt düster, die Farben des Oktobers vergangen, die verwitterten Stämme der Laubbäume erhoben sich zwischen dem trauernden Immergrün wie Rauch aus einem Bestattungsfeuer.
    »Fahr langsamer, die Einfahrt ist gleich da vorn.«
    Er bremste und fuhr zwischen zwei Pfeilern aus Flusssteinen hindurch. Es gab keinen Hinweis, dass es sich um die Zufahrt zum märchenhaften Haudenosaunee handelte, nur einen Briefkasten auf einem Holzpfahl und ein Schild PRIVATWEG. Die Straße zu dem großen Gelände unterschied sich nicht sonderlich von Lisas und Randys Zufahrt, abgesehen davon, dass die dichten Tannen und das wuchernde Unterholz weit genug zurückgeschnitten waren, um einem Pflug die Durchfahrt zu erlauben. Und man brauchte einen Pflug, keine Schneefräse, wie Mark klar wurde, als sich der Weg immer weiterwand, aber kein Haus in Sicht kam. »Wie lang ist die Zufahrt«, fragte er Lisa.
    »Ein paar Meilen.« Sie sah ihn an. »Was hast du erwartet? Es wurde als Camp in der Wildnis gebaut. Mr. van der Hoeven hat mir erzählt, dass die Landstraße erst in den Achtzigern asphaltiert wurde. Davor war dieser Weg sechs Meilen lang und endete an der Lower Egypt Road.«
    Bäume und Unterholz öffneten sich schließlich auf einen gekiesten Vorplatz, eine hinreißende Aussicht auf die Berge und einen beeindruckenden zweistöckigen Blockpalast. »Wow!« Er stieß einen Pfiff aus. »Das ist riesig.«
    »Was, zum Teufel!« Lisa beugte sich vor. »Was sollen denn die ganzen Laster hier?«
    Mark musterte die Reihe von Lastern und Geländewagen. Er wollte Lisa gerade fragen, wo er sie absetzen sollte, als er zwischen den größeren Fahrzeugen ein winziges Auto entdeckte. »Wart mal ’ne Sekunde.« Er fuhr zu dem Sportwagen. »Das ist Reverend Fergussons Auto.«
    »Wer?«
    »Sie ist die Pastorin von St. Alban’s.« Er fuhr langsam am Heck des Autos vorüber. Die Episkopalkirche heißt dich willkommen, stand auf einem Aufkleber an der Stoßstange. Der andere verkündete der Welt: Mein Zweitwagen ist ein OH-58 [1] . »Doch, sie ist es.«
    »Woher weißt du, wie der Wagen einer Geistlichen aussieht?« Lisa grinste ihn unbehaglich an. »Sag bitte nicht, du hättest zum Glauben gefunden.«
    »Ich doch nicht. Mein Boss schon eher, glaube ich.«
    Lisa zog die Augenbrauen hoch. Er ignorierte die stumme Frage. Es ging niemanden etwas an, dass der Chief ständig mit diesem Auto unterwegs war, obwohl er einen vollkommen funktionstüchtigen Pick-up zu Hause hatte. Es gefiel ihm nicht, aber er würde todsicher nicht darüber klatschen.
    »Soll ich dich zur Tür begleiten? Rausfinden, was los ist?«
    Er brauchte einen Augenblick, um den Ausdruck ihrer Miene als Zögern zu entschlüsseln. Von ihrem Schwager in dessen Freizeit gefahren zu werden ging in Ordnung, aber sie wollte nicht in Begleitung eines Fragen stellenden Polizisten an der Tür ihres Arbeitgebers erscheinen. »Äh …«, sagte sie.
    Er grinste und ließ sie vom Haken. »Okay. Schon verstanden. Ruf mich an, wenn du nach Hause willst.«
    »Randy holt mich ab.«
    Klar. Er ist ja so zuverlässig. Er sah ihr nach, als sie um das Haus herumhuschte, vermutlich zur Küchentür. Er hatte getan, was er konnte. Einige Leute … man erreichte sie einfach nicht. Sein Blick fiel auf den roten Shelby Cobra, dessen Chrom im frühen Sonnenlicht funkelte. Einige Leute … schossen sich ins Knie, egal, was man tat.

6:45 Uhr
    Sie öffnete die Augen und sah, dass es hell war. Es wurde schon seit einiger Zeit heller, aber nach ihrer ersten Panikattacke war sie in einen Dämmerzustand verfallen. Sie wollte nicht – konnte nicht – darüber nachdenken, was mit ihr geschah, was ihr passieren mochte. Deshalb hatte sie sich entfernt, sich in ihren Kopf zurückgezogen, ihren Körper und ihre

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