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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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verrosteten Türdrücker, und die Tür zum Turm öffnete sich quietschend. Er schaltete seine Stablampe ein, die einen leuchtenden Kreis auf den kahlen Steinboden warf, und ließ ihn von dort zu einer Holztreppe wandern, die sich an der Innenmauer nach oben wand. »Wir gehen hoch«, sagte er. »Pass auf, dass du nicht stolperst.«
    Die Stufen knarrten und ächzten. Russ achtete auf jeden Schritt, jederzeit bereit, zur nächsten Stufe zu springen, falls das Holz unter seinem Gewicht nachgeben sollte. Als sie den ersten offenen Absatz erreichten, beugte er sich über das gemeißelte Steingeländer. Sergeant Hayes und sein Assistent befanden sich zu seiner Rechten, von der Ecke der Galerie aus kaum zu erkennen.
    Sie stiegen die nächste Treppe empor. Sie erklommen den Turm, schraubten sich höher und höher. Vom nächsten Balkon aus konnten sie unter sich Noble sehen, der sich methodisch durch das vergilbte Gras arbeitete. Russ kauerte sich hin und untersuchte die Balkonkante und den Boden davor. »Nichts«, sagte er.
    »Das ist alles Stein«, meinte Eric. »Man kann problemlos runterfallen. Teufel, die Geländer sind so niedrig, dass man schon stürzen kann, wenn man sich zu weit hinauslehnt.«
    Russ sah ihn scharf an. »Alles in Ordnung? Wegen der Höhe, meine ich?«
    Eric nickte. »Ist nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Aber ich komme schon klar.«
    Der dritte Stock wartete mit einer Überraschung auf. Statt sich wie in den ersten beiden Stockwerken auf eine freie Fläche zu öffnen, führte dieser Absatz zu einer Mauer mit einer massiven Tür direkt gegenüber der Treppe.
    »Jesus«, sagte Eric und griff nach dem Knauf. »Das sieht ja aus wie in Frankenstein junior. «
    Russ packte sein Handgelenk. »Nicht anfassen. Fingerabdrücke.«
    Eric errötete. »Tut mir leid, ich habe nicht nachgedacht.«
    »Schon okay.« Russ holte ein Paar Latexhandschuhe aus seiner Tasche, die Hayes ihm gegeben hatte, und streifte sie über, ehe er die Tür aufstieß.
    »Heilige Scheiße«, ächzte Eric. Er hielt einen Moment inne, ehe er herumfummelte, um seine Stablampe einzuschalten.
    Russ’ erster Gedanke war alles leer. Die zerknitterten Decken, die Hülle des Rucksacks, die Plastiktüten für Sandwichs, die auf dem Boden verstreut lagen. Dann machte ihm der Uringestank bewusst, dass nicht alles ausgeleert und entfernt worden war.
    Er und Eric schritten durch den Raum, sicherten das Apfelgehäuse – »Vielleicht finden wir DNA-Spuren«, meinte er – und die Thermoskanne, die Eric aufschraubte, nachdem er seine Handschuhe übergestreift hatte.
    »Hühnersuppe.« Er schnüffelte. »Kalt.«
    Russ entdeckte die olivgrüne Skimaske neben der Tür und wollte sie gerade eintüten, als Eric einen Pfiff ausstieß.
    »Was?«
    Der junge Mann lag auf Händen und Knien auf der anderen Seite des Turmzimmers. »Hier auf dem Boden ist Blut, glaube ich. Ein paar Tropfen.« Er setzte sich auf und sah zu Russ empor. »Was, zum Teufel, war hier los, Chief?«
    Verschiedene Möglichkeiten kamen ihm in den Sinn. Keine davon war gut.
    Er ging zurück zu dem Steingeländer vor der Tür und beugte sich darüber. »Hey!«, rief er. Wie er sah, befand sich Jordan Hayes direkt unter ihm. Der State Trooper blickte auf, sein Gesicht verschwamm in den rasch wachsenden Schatten. »Wir haben was gefunden. Bringen Sie Ihr Zeug hier rauf.«
    Er ging zurück und winkte Eric heran. »Gib mir mal dein Funkgerät.«
    Der Officer hakte sein Funkgerät los und reichte es Russ. Russ drückte. »Dienststelle? Hier ist der Chief.«
    Statisches Pfeifen und Rauschen. Er musterte die Steinmauern und trat an den Rand des Geländers. Unter ihm packte die Spurensicherung zusammen. »Dienststelle«, wiederholte er. »Hier ist der Chief.«
    Harlenes Stimme war schwach, aber verständlich. »Sprechen Sie, Chief.«
    »Wer ist momentan im Revier?«
    Rauschen.
    »Wie bitte?«
    »Tim Foster.«
    »Okay. Ich will, dass er Ed Castles Aussage über die Ereignisse dieses Nachmittags aufnimmt. Danach kann Castle gehen. Begleitet von unserem Dank und der Bitte um Entschuldigung.« Er dachte einen Moment nach. Nein, jede Form von Entschuldigung seitens der Polizei konnte ihnen genauso gut eine Klage einbringen wie alles andere. Besser, er entschuldigte sich persönlich bei Ed. »Streichen Sie das Letzte.«
    »Keine Entschuldigung. Verstanden.«
    »Ich will, dass Sie alle zusammentrommeln. Mark, Duane, alle.«
    Trotz des schlechten Empfangs hörte er die Überraschung in ihrer Stimme.

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