Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
Vom Netzwerk:
sein Körper schien an Höhenangst zu leiden, denn er machte einen Buckel, seine Arme baumelten herab, während seine Wangen und Lider und Ohrläppchen der Sicherheit des Bodens zustrebten.
    Father Aberforth war in voller Klerikermontur erschienen, ganz in Schwarz mit weißem Kragen; auf Hochglanz polierte schwarze Schuhe, schwarzes Jackett und schwarzer Mantel, so dass sie außer seinem Gesicht nichts erkennen konnte. Er musterte sie von Kopf bis Fuß, während sie in der Tür stand, registrierte ihre zerzausten Haare, ihr verdrecktes Thermohemd, ihre fleckigen Hosen und ihre schmierigen, verschwitzten Strümpfe.
    »Sind Sie Reverend Clare Fergusson?«, erkundigte er sich zweifelnd.
    Manchmal, ertönte Sergeant »Hardball« Wright in ihrem Kopf, bleibt Ihnen als einzige Option nur der Sturmlauf durch den Kugelhagel. »Ja«, erwiderte sie in ihrem muntersten Ton. »Das bin ich. Möchten Sie hereinkommen?« Sie trat zur Seite und zog die Eingangstür weiter auf.
    »Danke.« Er trat ein.
    »Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen?«
    Er reichte ihr den Mantel und ließ dabei den Blick durch ihr Wohnzimmer schweifen. Der Couchtisch war unter alten Ausgaben des Post Star und Bücherstapeln begraben. Vor dem Sofa lagen ihre Laufschuhe und Socken, und einer der Sessel wurde von einem Pullover und einem Beutel mit überfälligen Videos besetzt.
    »Ich fürchte, ich war auf Ihren Besuch nicht vorbereitet.« Der Satz war draußen, ehe sie sich bremsen konnte. Verdammt. Sie hasste es, sich für den Zustand ihres Hauses zu entschuldigen. »Möchten Sie einen Kaffee?«
    Er hüstelte, ein erstickter Laut, der sie an Tuberkulose denken ließ. »Nein, danke, ich glaube nicht, dass es lange dauern wird.«
    Ihr sank das Herz, genau wie früher, wenn ihr kommandierender Offizier sie in sein Büro gerufen hatte. Sie wies auf Sessel und Sofa und schoss los, um die Schuhe außer Sichtweite zu kicken und die Videotasche vom Sessel zu nehmen.
    Sie setzte sich. Er nahm ihr gegenüber Platz.
    »Der Bischof bat mich, vor seinem Besuch mit Ihnen über eine ernste Angelegenheit zu sprechen. Er war der Ansicht, er könnte dieser Sache während seines morgigen Besuchs nicht die gebührende Aufmerksamkeit widmen.« Er lächelte dünn. »Messe, Mittagessen, der Abendgottesdienst und der Empfang danach werden ihn ganz schön auf Trab halten.«
    »Das tut mir leid«, begann sie automatisch. Eine ernste Angelegenheit. Ihr sank das Herz. Es gab fast zu viele Möglichkeiten. In den zwei Jahren in St. Alban’s war sie viel zu oft in den Zeitungen und im Fernsehen gewesen. Sie betrachtete das als unglückliche Folge ihrer Arbeit als Geistliche. Russ andererseits bezeichnete es als Herumhängen mit Verlierern und Einmischung in Polizeiangelegenheiten. Vielleicht war der Bischof derselben Ansicht.
    Aberforth wischte ihre Entschuldigung beiseite. »Der Bischof sähe es lieber, wenn die Sache keine größeren Kreise zöge. Es ist für alle Betroffenen besser, wenn wir die Situation geräuschlos handhaben.« Er beugte sich vor. »Ich bin sicher, Sie verstehen, dass wir den übrigen Geistlichen der Diözese keine Ideen in den Kopf setzen wollen.«
    Es gab natürlich noch eine weitere Möglichkeit. Sie wollte nicht einmal daran denken; die Vorstellung huschte herum wie eine Maus, die versucht, sich in der Dunkelheit zu verstecken. Was, wenn dem Bischof Gerüchte zu Ohren gekommen waren? Gerüchte über sie und Russ.
    O Gott, dachte sie. O Gott, o Gott, o Gott. Sie versuchte ihren rebellierenden Magen mit dem Gedanken zu beruhigen, dass der Bischof nicht alles wissen konnte, dass er nicht mehr in der Hand hatte als Klatsch und Tratsch.
    »Der Bischof versteht, dass eine neue Priesterin, unerprobt und unerfahren, Fehler machen kann.«
    Wer hatte ihm das verraten? Jemand aus dem Gemeindevorstand? Ein Gemeindemitglied? Erneut wurde sie von Schwindel erfasst. Was, wenn es Linda Van Alstyne gewesen war? O Gott, was, wenn ein Privatdetektiv ihr gefolgt war und Fotos existierten, die Russ zeigten, wie er das Pfarrhaus betrat und verließ, wie sie gemeinsam zu Mittag aßen, wie sie an seiner Seite durch dunkle Gassen spazierte?
    »Ohne richtige Anleitung ist es einfach, zu glauben, man treffe seine Entscheidungen aus Mitgefühl. Oder dass Ihre Entscheidungen nur die Menschen betreffen, die darin verwickelt sind. Aber« – er lächelte wieder sein dünnes Lächeln – »wie Sie sehen, bleibt in einer Kleinstadt nichts geheim. Und jede einzelne Gemeinde, ob in Millers Kill

Weitere Kostenlose Bücher