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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Dickens-Roman.«
    »Okay, dann eben: Trotz Ihrer messerscharfen unternehmerischen Fähigkeiten haben Sie ein gutes Herz.«
    »Besser.« Er strich den haarigen braunen Wollpullover über seinem ausladenden Bauch glatt. »Werden Sie … ich weiß nicht, ein Auge auf Courtney Reid haben?«
    »Natürlich. Danke, dass Sie es mir gesagt haben.« Sie erklomm die beiden Stufen zur Küchentür. »Ich habe jetzt ein Weilchen dienstfrei. Bis nachher.«
    Terry winkte zum Abschied und watschelte die Einfahrt hinunter. Clare schlüpfte hinein, schloss die Tür mit einem achtlosen Tritt und sank auf einen der alten Holzstühle, die sie in dem Versuch erworben hatte, ihre nüchtern weiße Einheitsküche gemütlicher zu machen. Einen Moment lang blieb sie einfach so sitzen und lauschte der Stille. Gesegnete Stille. Das, dachte sie, ist der wahre Grund für das Zölibat. Sie hatte keinen Mann, keine Kinder, nicht mal einen Hund oder tropischen Fisch, der sich auf sie verließ, und doch hatte sie immer noch das Gefühl, als ruhte das Gewicht der halben Welt auf ihren Schultern. Sie versuchte sich vorzustellen, wie es sein mochte, wenn man die Sorgen und Anliegen der Menschen mit nach Hause brachte, die einen als Priester brauchten, nur um dort auf Menschen zu treffen, die den Ehepartner und das Elternteil brauchten. Sie konnte sich erinnern, wie erschöpft ihre Mutter am Ende jeden Tages mit zwei äußerst lebhaften Mädchen und Zwillingsjungs ausgesehen hatte. Und sie war nur Hausfrau gewesen. Wie hatte sie es geschafft? Wie schafften Frauen das überhaupt?
    Ächzend quälte sie sich vom Stuhl hoch. Zeit für die Dusche. Danach würde sie den Kühlschrank plündern und sich ein Glas Wein eingießen. Sie durchquerte das Wohnzimmer und nahm sich einen Moment Zeit, um die auf dem Couchtisch in Silberrahmen aufgestellten Fotos zu betrachten. Wenn sie es recht bedachte, war das auch die Methode ihrer Mutter gewesen: ein heißes Bad und ein Martini.
    Sie hatte die Hand schon am Geländer, als sie das Klopfen an der Haustür hörte. Einen Sekundenbruchteil rang sie mit sich, ob sie es ignorieren sollte, aber während ihr Verstand sie noch drängte, reglos stehen zu bleiben und leise zu sein, durchquerten ihre Füße schon die Diele.
    Sie öffnete die Tür. Vor ihr stand eine lauernde Krähe von Mann. »Ms. Fergusson?«, fragte er. »Ich bin Diakon Willard Aberforth.«

15:15 Uhr
    Langsam schritten sie hintereinander den Pfad entlang, Sergeant Hayes und der Laborassistent als Vorhut, dann Noble Entwhistle und Eric McCrea, der früh genug zum Dienst erschienen war, um an der Prozession zu Eugene van der Hoevens letzter Ruhestätte teilzunehmen. Russ bildete die Nachhut. Er und seine beiden Männer trugen MagLites, große Stablampen, die schwer genug waren, um potenziell tödlich zu sein, und die in diesen Wäldern ein komplettes Dickicht ausleuchten konnten, falls es nötig werden sollte.
    Was durchaus passieren mochte. In den Bergen brach die Dämmerung früh herein, und die Sonne stand bereits tief am Horizont wie ein verlöschendes Lagerfeuer. Orangerotes Licht drang in langen, ersterbenden Strahlen durch die Baumwipfel und zeichnete einen Schattenwald in die Landschaft.
    Hayes blieb dann und wann stehen und machte Aufnahmen des niedergetrampelten Grases oder der einzelnen Reifenspur der Schubkarre. Weitere Hinweise darauf, wer oder was den Pfad benutzt hatte, existierten nicht.
    Die Bäume öffneten sich zu den vom roten Licht überfluteten Ruinen von Haudenosaunee. Russ hörte jemanden pfeifen. »Hütet euch vor Graf Dracula«, sagte Eric.
    »Ist es das?«, fragte Hayes.
    »Ja«, erwiderte Russ, »das ist es.« Sie umrundeten die undurchdringliche Hartriegelwand und gelangten zu der Stelle, an der Eugenes Leiche gefunden worden war. Hayes und sein Assistent stellten ein Stativ mit einem Strahler zum Fotografieren auf. Russ blickte am Turm empor. Als er mit Ed Castle hier gewesen war, hatte er sich flüchtig nach Anzeichen dafür umgeschaut, dass Eugenes Tod ein grausamer Unfall gewesen sein könnte, aber vom Boden aus gesehen wirkten die steinernen Balustraden, die die Galerien schützten und um die Spitze des Turms verliefen, geradezu aggressiv intakt.
    »Noble, ich möchte, dass du um das Erdgeschoss herumgehst und schaust, ob du etwas findest. Eric, du begleitest mich. Sehen wir mal drinnen nach.«
    Die Männer trennten sich, Russ und Eric liefen über einen holprigen Pfad zur Tür des Turms, Noble in das hohe Gras. Russ ergriff den

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