Das Dunkle Netz Der Rache
oder in Manhattan, ist eine Kleinstadt.«
Aber dennoch. Es gab keinen Beweis, dass sie miteinander geschlafen hatten, denn das hatten sie nicht. Die Male in den letzten zwei Jahren, in denen sie sich berührt hatten, konnte sie mit Namen und Datum nennen, weil sie so selten gewesen waren. Und kostbar. Sie konnte sich durchbeißen, weil sie … nichts … Falsches … getan hatte.
Aberforth’ schwarze Augen suchten die ihren. »Ich sehe, wie beunruhigt Sie sind. Bitte, ich bin nicht hier, um zu strafen. Ich bin hier als der Hirte, der das verirrte Lamm sucht.«
Kurz sah sie das Bild vor sich, wie Aberforth sie in seinen Krähenarmen barg und sie blökend zurück zur Herde trug.
»So, und jetzt würde ich gern in Ihren eigenen Worten hören, warum Sie Ihr Gehorsamsgelübde gegenüber dem Bischof gebrochen und eine Vereinigungszeremonie für« – sein Mund arbeitete, als würden die Worte einen schlechten Geschmack hinterlassen – »zwei Homosexuelle abgehalten haben.«
Clare starrte ihn an. »Was?«
»Warum haben Sie einer unzulässigen Verbindung den Segen der Kirche erteilt?«
Sie wusste, dass sie aussah wie vom Donner gerührt, aber sie konnte es nicht ändern. »Wovon reden Sie eigentlich?«
Sein Gesicht legte sich in tiefe Falten, als er die Stirn runzelte. »Ms. Fergusson, Unwissenheit vorzutäuschen hilft Ihnen nicht. Der Bischof hat verlässliche Informationen erhalten, nach denen Sie im vergangenen Januar eine öffentliche Zeremonie abgehalten haben, in der sich zwei Männer einander angelobten. Ob Sie es nun als Segnung bezeichnen, oder als Verbindungszeremonie, es …«
»Sie meinen Emils und Pauls Gottesdienst? Darum geht es?« Sie begann vor Erleichterung zu lachen.
»Ms. Fergusson! Das ist kaum die Reaktion, auf die ich gehofft hatte!«
Sie krümmte sich vor Lachen und rang nach Luft. »Es … es tut mir leid«, keuchte sie. »Es ist nur … ich dachte …« Sie riss sich zusammen, zog die Nase hoch und wischte sich die Augen. Father Aberforth starrte sie an, als wäre sie die von unreinen Geistern besessene Frau aus der Bibel. »Verzeihen Sie«, sagte sie, jetzt wieder beherrscht. »Ich … als … es ist der Stress.«
»Ms. Fergusson, ist Ihnen bewusst, dass der Bischof solche Zeremonien in seiner Diözese ausdrücklich verboten hat?«
Sie faltete die Hände. »Ja.«
»Und dass Sie bei Ihrer Ordination gelobten, und ich zitiere ›Ihrem Bischof und anderen Geistlichen zu gehorchen, die Ihnen und Ihrer Arbeit gegenüber weisungsbefugt sind‹?«
»Ja.«
Er lehnte sich zurück und ließ das Gesagte in der Luft hängen. »Nun?«, fragte er schließlich.
»Die Zeremonie habe ich in einem hiesigen Restaurant abgehalten, nicht in St. Alban’s. Ich habe diese Verbindung nicht ins Kirchenregister eingetragen, und ich habe mich vergewissert, dass die beiden wussten, dass ich dort als Freundin war und nicht als Repräsentantin der Episkopal-Kirche.«
»Haben Sie Ihre Stola getragen?«
Das lange, schalähnliche Symbol der Priesterschaft. »Ja«, sagte sie.
»Haben Sie Gottes Segen über den beiden ausgesprochen?«
»Ja. Aber man muss nicht ordiniert sein, um …«
»Weichen Sie mir nicht aus, Ms. Fergusson. Sie haben als Priesterin der Gemeinde St. Alban’s gehandelt.«
»Father Aberforth, ich habe die beiden Männer befragt, wie ich es bei allen Ehekandidaten tue. Sie waren seit zehn Jahren ein Paar. Niemand konnte behaupten, sie würden die Verbindung ›unberaten oder leichtfertig‹ eingehen, wie es in der Eheschließung heißt. Sie überzeugten mich, dass es ihr Wunsch war, eine liebevolle und monogame Beziehung zu legalisieren, so gut es ging.«
Aberforth schlug ein schwarz gekleidetes Bein über das andere. »Ich bin bereit, zu akzeptieren, dass Sie irrtümlich glaubten, nicht als Priesterin zu handeln, und dass Ihre Unerfahrenheit Ihr Urteil getrübt hat. Sind Sie bereit, zu bekennen, dass es falsch war, was Sie getan haben?«
Sie formulierte ihre Antwort vorsichtig. »Ich spürte, dass die beiden nach Gott suchten. Ich wollte ihnen helfen, die Verbindung herzustellen.«
»Dann hätten Sie in sanfter Weise deren Sünde korrigieren müssen, statt sie zu ermutigen.«
»Ich kann nicht glauben, dass die aufrichtige und selbstlose Beziehung zwischen zwei Erwachsenen Sünde ist.«
»Ms. Fergusson.« Aberforth’ schwarzer Blick durchbohrte sie. »Sie sind vor knapp zwei Jahren ordiniert worden. Bischöfe und gelehrte Theologen diskutieren diese Angelegenheit schon länger, als
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