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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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wissen, sagen wir immer, dass die ersten vierundzwanzig Stunden einer Ermittlung die wichtigsten sind. Wir nennen sie ›die goldenen Stunden‹. Wir wollen schnellstmöglich mit allen reden, die etwas wissen könnten.«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Vorhin war er bei Mike. Mike Yablonski.«
    MacAuley sah Kevin an, der kurz nickte.
    Zu ihrer Überraschung stand MacAuley auf. »In Ordnung. Danke, Mrs. Schoof.«
    Sie quälte sich von der Couch hoch und begleitete die beiden Polizisten zur Tür. Sie begriff nichts mehr. Sie war davon ausgegangen, dass er sie bedrängen, ihr mehr Fragen über ihren Mann stellen würde. »Ich werde dafür sorgen, dass Randy anruft, sowie er heute Abend nach Hause kommt«, wiederholte sie.
    MacAuley lächelte sie an, die Fältchen um seine Augen vertieften sich, seine buschigen Augenbrauen wanderten empor. »Wir wissen das zu schätzen.«
    »Äh … kann ich noch etwas tun, um Ihnen zu helfen?«
    Er lächelte sogar noch breiter, wirkte weniger wie der Weihnachtsmann, eher wie die Katze, die den Vogel gefressen hat. »Aber ja«, sagte er. »Dürfen wir uns mal im Haus umsehen?«

17:15 Uhr
    Clare betrachtete die burgunderfarbene Oberfläche ihres Weins. Wenn sie sehr, sehr ruhig saß, konnte sie ihr Spiegelbild erkennen. Beziehungsweise das Spiegelbild ihres Auges. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild, dachte sie.
    Hugh stellte sein Glas auf den Tisch. Sie saßen in der Küche. Der einzige andere Platz, an dem sie einander gegenübersitzen konnten, war das Wohnzimmer, wo sie und Russ sich unterhalten hatten. Clare und Hugh hatten sich stillschweigend geeinigt, das Zimmer zu meiden, als sie in Jeans und Pullover wieder heruntergekommen war.
    »Ich glaube, ich habe noch nie erlebt, dass du um Worte verlegen warst«, meinte Hugh.
    »Es gibt nichts zu sagen.« In gewisser Weise war das die Wahrheit. Sie hielt nun schon seit fast zwei Jahren den Mund, weigerte sich, das Unvorstellbare auch nur zu denken. Sie war eingebrochen und hatte es sich eingestanden; schließlich hatte sie es auch Russ gestanden. Dass die Wahrheit so dicht unter der Oberfläche lag, dass sie so nah daran war, sie dem netten Mann zu gestehen, den sie alle sechs oder sieben Wochen traf, ängstigte sie. »Es gibt nichts zu sagen«, wiederholte sie.
    »Wird er sich von der kleinen Frau scheiden lassen?«
    Das brachte sie dazu, den Blick aus den Tiefen ihres Glases nach oben zu wenden. »Nein.«
    »Hast du vor, dein Priesterleben aufzugeben und das Dasein einer Mätresse zu führen?«
    Sie konnte sich nicht helfen; ihre Lippen zuckten. »Nein.«
    »Du sitzt ziemlich in der Klemme, was?«
    »Du klingst wie jemand aus dem Film Die vier Federn von 1939.«
    Sie trank einen Schluck Shiraz. Auf ihrer ersten gemeinsamen Fahrt nach New York hatten sie festgestellt, dass sie eine Vorliebe für britische Vorkriegsfilme teilten.
    »Zweifellos wie der Bursche, der erblindet und deshalb das Mädchen aufgibt, weil es das einzig Richtige ist.«
    Sie lächelte in ihr Weinglas.
    Er nahm einen tüchtigen Schluck. »Wohin wird das führen, was glaubst du? Mit dir und mir, meine ich.«
    Sie war überrascht. »Ich weiß nicht. Ich habe nie darüber nachgedacht.«
    »Allmächtiger. Du musst die einzige alleinlebende Frau über dreißig in meinem Bekanntenkreis sein, die nicht darüber nachdenkt, wie sie unter die Haube kommt.« Er breitete die Arme aus und sah an sich hinab. »Ich bin doch überaus qualifiziert! Ich bin nicht abstoßend, sabbere nicht und unterlasse es, in der Öffentlichkeit in den Zähnen zu bohren. Und ich bin stubenrein.«
    Sie trank noch einen Schluck, unsicher, ob er scherzte oder nicht. »Hugh, ist das ein Antrag? Oder brauchst du einfach noch mal die Bestätigung, dass dein Hemd gut aussieht?«
    »Ich versuche lediglich, herauszufinden, warum du mich nicht als mögliches Gattenmaterial ins Auge fasst.«
    Sie seufzte. »Weil ich mich in den letzten sechs, sieben Jahren als jemanden gesehen habe, der nicht heiraten wird. Es ist nicht so, als würden sich mir pausenlos Männer an den Hals werfen. Glaub mir, als ich den Ruf erkannte, hing das in gewisser Weise auch mit meinem spektakulären Mangel an einem Liebesleben zusammen. Ich stellte mir vor, ich sei zum Zölibat bestimmt.«
    »Okay.« Er hob einen Finger. »Erstens: das Bestreben, eine Braut Gottes zu sein. Was noch?«
    »Hugh.« Sie verschränkte ihre Finger und stützte das Kinn auf die Handrücken. »Sieh dich doch an. Du bist ein Städter,

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